Sind uns 12 Stunden Arbeit zumutbar?
Diese Frage stellte am Wochenende die “Kleine Zeitung”.
Es gab vorwiegend Antworten der Zustimmung, nur der ÖGB-Chef und ein Psychologe formulierten klar ihre Bedenken.
Horst Schachner sagte: ““ Ich bekomme Briefe von Menschen, die sind schon mit ihren 8- oder 9-Stunden-Tagen völlig überfordert, weil infolge von Einsparungen überall immer weniger Personal für immer mehr Arbeit da ist...”
und Johann Beran dazu: “Da besteht dann die Gefahr von Fehlern, Unfällen, es kommt zu gesundheitlichen Auswirkungen bis hin zur Erschöpfung...”
sogar der Obmann der Metallindustrie räumte ehrlich ein:
“In der Industrie ist eine Flexibilisierung der Arbeitszeit dringend nötig. Banal gesagt, in die Richtung billigerer Überstunden...”
Für mich persönlich war die Aussage der Vorsitzenden des Katholischen Familienverbandes am meisten enttäuschend:
Sissy Potzinger: “Prinzipiell ist uns der 12-Stunden-Arbeitstag zumutbar, wenn sicher gestellt ist, dass mit der Familie vereinbar ist.......
Denn unterm Strich bleibt dann mehr gemeinsame Zeit für die Familien. Gibt es aber Schwierigkeiten mit der Betreuung, dann muss man schon genau aufpassen.
Aber in einem guten Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Rücksicht auf die Familiensituation sollte das machbar sein.”
Für wen spricht sie da – für Familien?
Da musste ich wirklich persönlich nachfragen!
"Wenn Sie das wirklich ehrlich meinten, dass es für Sie oberste Priorität hat - möglichst viel Zeit für die Familie zu haben - dann könnten Sie niemals für einen 12-Stundendienst plädieren!
Man ist dann doch nicht nur 12 Stunden in der Firma – es kommen noch die Pausenzeiten hinzu, und der Weg zu und vom Arbeitsplatz!
Mein Mann hat einen 9 Stunden Tag – ist mehr als 10 Stunden in der Firma, und weil wir am Land wohnen, muss er täglich pendeln.
Mein Mann geht um 5.30 außer Haus und kommt um 18.45 nach Hause!!! Und das bei einem 9!! Stunden Tag.
Was bleibt, ist knapp eine Stunde, wo ihn die drei Kinder sehen, aber diese Zeit ist uns allen enorm WICHTIG!
Bei einem 12 Stunden Tag???
Bei dem, was ich gerade letzte Woche für mich erlebt habe, klingt Ihr Satz:
“Deshalb habe ich auch klar gesagt, daß es nur im Einvernehmen mit den Arbeitnehmern 12-Stundendienste geben darf und daß jedenfalls die Familie nicht darunter leiden darf.”
- für mich sehr hohl und leer und fern meiner Realität!
Meine Karenzzeit läuft aus, ich hatte ein Gespräch mit meinem Chef. Die öffentlichen Kinderbetreuungszeiten sind bei uns von 7.00 – 16.00, die Dienstzeiten meines Mannes kennen Sie ja nun und Tagesmütter gibt es in meiner Umgebung auch nicht. Außerdem bin ich so wie so nicht bereit, meine drei Kinder um 5.00 aufzuwecken und außer Haus zu bringen!
Mein Chef dazu: “Da sehe ich für Sie bei uns keine Möglichkeiten! Sie können ja auch nicht Nachtdienst machen! Da bleibt Ihnen nur eine Möglichkeit – Sie müssen kündigen!”
Für mich ist es fast wie ein Verrat an die Familie, wenn der katholische FAMILIENVERBAND für einen 12 Stundendienst ist!
Da hilft der Beisatz nichts – die Familie darf nicht drunter leiden – WIE SOLL DAS FUNKTIONIEREN???!!!!
Das ist für mich so, wie die Aufforderung – Geh ins Wasser, aber bleib dabei trocken!
Dass es auch vom Familienverband nicht gesehen wird, dass es vielleicht auch Eltern gibt, die gerne so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern verbringen möchten und mit solchen Aussagen die Bedürfnisse der Wirtschaft an die erste Stelle stellt,
ist für mich sehr enttäuschend!!"
Nun meine Frage v.a. an Arbeitnehmer und Familien :
Stimmt es wirklich, dass Arbeitnehmer keine Probleme mit dem 12 Stundendienst haben und eher Vorteile für sich sehen?
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