Adam Christian
Der neue ÖVP- Chef in der Josefstadt im Gespräch
Der neue ÖVP-Chef und stellvertretende Bezirksvorsteher Adam Christian möchte Platz eins in der Josefstadt zurückholen, dabei aber konstruktiv bleiben. Das verrät er zumindest in seinem ersten, großen Interview mit der BezirksZeitung.
WIEN/JOSEFSTADT. Vor gut einem Monat war es soweit: Veronika Mickel-Göttfert, unter anderem von 2010 bis 2020 ÖVP-Bezirksvorsteherin der Josefstadt, kehrte der Politik den Rücken. Ihre Agenden übernahm Adam Christian. Er ist ab sofort nicht nur der neue Bezirksvorsteher-Stellvertreter, sondern auch Bezirksparteiobmann der ÖVP Josefstadt. Wie tickt der Neue, welche Schwerpunkte legt Adam Christian in seiner politischen Arbeit? Die BezirksZeitung traf ihn zum Interview.
Herr Christian, Sie sind nun seit etwas mehr als einem Monat im Amt. Wie verlief die Amtsübergabe aus Ihrer Sicht?
ADAM CHRISTIAN: Jeder Schritt war mit meinen Vorgängern Nationalrat Andreas Ottenschläger (ehem. Bezirksparteiobmann, Anm.) und Veronika Mickel-Göttfert (ehem. Bezirksvorsteher-Stellvertreterin) gut abgestimmt. Wir haben gesagt, wir machen das zügig, aber konsequent. Und da möchte ich den beiden auch Danke sagen. Gerade sieht man auf bundespolitischer Ebene mit der SPÖ, dass das auch anders gehen kann.
Sie haben nun zwei Rollen: Erstens als Bezirksvorsteher-Stellvertreter und zweitens als Bezirksparteiobmann der ÖVP Josefstadt. Wie legen Sie diese Funktionen an?
Was bei diesen Rollen das einigende Element ist: in beiden Fällen steht der Mensch in der Josefstadt im Mittelpunkt. Wir lassen als ÖVP niemanden zurück und das möchte ich auch als Bezirksvorsteher-Stellvertreter so leben. Wir nehmen die Sorgen der Josefstädterinnen und Josefstädter ernst.
Gibt es ein konkretes Ziel, das Sie am Ende der Amtsperiode erreicht haben wollen?
Das ist natürlich sehr schwer, weil wir de facto in Opposition sind. Wir suchen und finden immer wieder vernünftige Mehrheiten für Dinge im Kleinen. Aber wir arbeiten da gegen eine grüne Walze - und das sage ich bewusst so. Ich stelle fest, dass wir in den Magistratsdienststellen durchaus Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die ganz eindeutig eine grüne Parteipolitik fördern. Das ist kein Wunder: die Grünen waren zehn Jahre lang in der Stadtregierung und haben in dieser Zeit umgefärbt was geht in den Dienststellen.
Was heißt das für Sie?
Da als Opposition etwas umzusetzen, ist schwierig. Mir sind deshalb die kleinen Erfolge wichtig: Ich habe begonnen, mich besonders für die Interessen der Motorradfahrerinnen und -fahrer einzusetzen. Für mich ist jede Abstellanlage ein Erfolg. Und mittlerweile auch jeder Mehrzweckbügel, weil ich hier auf etwas hinweisen möchte: Auch Mopeds und Motorräder dürfen an Mehrzweckbügeln stehen, solange die Fußwege dadurch nicht behindert werden! Ich hoffe, dass wir durch viele kleine Maßnahmen am Ende der Periode unsere Handschrift zeigen. Wenn das wahrgenommen wird, werden wir einen guten Wahlkampf führen und hoffentlich wieder die Nummer eins in der Josefstadt sein.
Gibt es ein konkretes Projekt, das Ihnen am Herzen liegt?
Einerseits etwa die Intervalle der Straßenbahnlinie 2. Da sind wir schon lange massiv dahinter. Unser neuster Vorschlag war, dass es hier zur Entlastung der Linie einen Schienenergänzungsverkehr geben soll. Also, dass man die Straßenbahn mit Bussen ergänzt, idealerweise mit elektrischen Bussen. Das wurde uns von den Magistratsabteilungen mit teilweise kreativen Begründungen abgesagt, weil das nicht machbar sein soll. Aber da glaube ich, dass wir uns als Bezirk viel mehr auf die Hinterbeine stellen müssen, damit die Stadt hier neue Prioritäten setzt.
Was ist ein anderes Thema?
Die soziale Sicherheit. Letzte Woche war ich bei einem Herrn, der ist Anfang 90, pflegebedürftig und lebt in einer großen, aber nicht barrierefreien Altbauwohnung. Da fragte ich mich, ob das die optimale Lösung in seiner derzeitigen Lebenssituation ist. Man müsste schauen, ob es da in seinem Lebensabschnitt andere, adäquate Lösungen gibt, die man sich aber auch leisten kann.
Was wäre das?
Die Altbauwohnung ist für ihn wegen des Mietrechtsgesetzes recht kostengünstig. Aber sie ist nicht barrierefrei, braucht auch viel Pflege und Aufwand, das ist eigentlich in seiner Situation nicht altersadäquat. Aber andere, neue Wohnungen sind zu teuer. Hier müsste man die Neubaumieten in einen Bereich bringen, der vergleichbar ist. Ob das der Markt durch Angebot und Nachfrage schafft oder man staatliche Eingriffe vornimmt, muss man sich anschauen. Aber es kann nicht sein, dass Menschen im gleichen Bezirk leben und die Unterschiede zwischen den Mieten im Alt- und Neubau zwischen 30 und 40 Prozent liegen.
Das ist für eine Bezirkspartei schwer zu lösen. Was kann die ÖVP Josefstadt da überhaupt machen?
Wir können unsere Interessen auf Landesebene kommunizieren. Man sieht ja, dass junge Leute es sich schwer leisten können, hier zu leben. Wir wollen aber ein Bezirk für alle Generationen sein, von Jung bis Alt und da ist leistbarer Wohnraum unumgänglich.
Nicht ganz spannungsfrei war die Zusammenarbeit zwischen Bezirksvorsteher Martin Fabisch (Grüne) und Ihrer Vorgängerin Mickel-Göttfert. Wie wollen Sie das anlegen?
Ich glaube, ich bin fraktionsübergreifend dafür bekannt, dass ich konstruktiv-kritisch an die Arbeit herangehe. Ein Beispiel: als neuer Bezirksrat war ich Teil der Mobilitätskommission. Da haben wir uns über Straßenkreuzungen unterhalten und wo dort ein Fahrradbügel hingehört oder nicht. Da habe ich gleich gefragt, ob wir denn keinen Beamer in der Bezirksvorstehung haben. Dann können wir mit Google Maps die fraglichen Orte an die Leinwand beamen, um das besser diskutieren zu können. Zack, in der nächsten Sitzung hatten wir schon einen Beamer! Das erleichtert uns die Arbeit bis heute ungemein.
Also: zwischenmenschlich will ich das neutral-positiv-wertschätzend anlegen. Aber inhaltlich haben wir eine Linie als ÖVP, für die wir einstehen. Wenn da Politik gemacht wird, die gegen die Interessen von uns sowie den Josefstädtern und Josefstädterinnen geht, sind wir eben dagegen.
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