Josefstadt
Gibt's schon Pläne für die Landesgerichtsstraße der Zukunft?
Eine Umgestaltung entlang der 2er-Linie erregt die Gemüter in der Josefstadt: wie soll die Landesgerichtsstraße nach den dortigen Bauarbeiten ausschauen? Für Unmut sorgt, dass das zuständige Magistrat 28 dem Vernehmen nach schon recht konkrete Vorstellungen für die Verkehrsflüsse dort hat – der Bezirk aber bei den Planungen bisher noch nicht eingebunden wurde. Die MA 28 sieht dies anders.
WIEN/JOSEFSTADT. Unter großem medialen Interesse präsentierten die Grünen vergangene Wochen ihre Vorstellungen, wie sie die Oberfläche entlang der aktuellen Baustelle der U2 gerne gestalten würden: nur mehr insgesamt zwei Fahrspuren zu Gunsten von mehr Grünflächen, Radwege und Bäume forderten sie etwa. Doch beschäftigt diese Baustelle aktuell nicht nur die Partei rund um Bezirksvorsteher Martin Fabisch, sondern auch die anderen Fraktionen im Bezirksparlament.
Dies wird vor allem anhand eines bemerkenswerten Antrages deutlich, den fast alle Josefstädter Parteien in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung einbrachten. Konkret forderten Grüne, ÖVP, Neos und Links in einem Antrag von der Stadt Wien die "Überprüfung" gleich mehrerer Vorschläge.
Unter anderem wird angeregt, dass die direkte Einfahrt in die Florianigasse von der Landesgerichtsstraße weiter ermöglicht werden, es auf der Landesgerichtsstraße weniger Fahrspuren als vor der Baustelle geben solle oder ein Zweirichtungsradweg auf Seite der Josefstadt kommen solle. Sogar die Josefstädter SPÖ stimmte dem Antrag zu, auch wenn man festhielt, nicht alle Vorschläge für ausgereift zu halten.
Zwei Fahrspuren für die Landesgerichtsstraße
Das dieser Antrag überhaupt eingereicht wurde, hat dabei einen pikanten Hintergrund: es gibt dem Vernehmen nach schon recht ausgefeilte Vorstellungen der zuständigen Magistratsabteilung 28, wie der Verkehr an der Landesgerichtsstraße künftig fließen soll. Diese Pläne wurden der zuständigen Mobilitätskommission im 8. Bezirk bereits im Oktober vorgestellt.
Angeblich zielen die Vorschläge in die Richtung, dass es künftig zwei Fahrspuren pro Richtung geben wird. Dazu solle je ein Einrichtungsradweg auf jeder der Straßenseiten kommen – so wie bisher. Die Landesgerichtsstraße wird demnach also Fahrspuren verlieren. Denn bisher gab es je nach Stelle grob je drei Fahrspuren, die aber eher als Abbiegespuren dienten. Diese kommen nach derzeitigem Stand wohl weg, zumindest streckenweise.
Ausgefeilte Pläne, keine Einbindung
Mit diesen Planungen scheinen nun aber die Bezirksparteien nur bedingt glücklich zu sein. "Ich hätte mir da vorab mehr Einbindung seitens der MA 28 gewünscht", erklärt etwa KPÖ-Bezirksrat Herbert Fuxbauer: "Denn uns wurden schon ausgereifte Pläne vorgelegt, ohne dass wir vorab befragt wurden." Ähnlich argumentieren auch die Grünen, ÖVP und Neos. Die Fraktionen, so ist übereinstimmend von den Antrag stellenden Parteien zu hören, wurden vorab angeblich nicht um Einschätzungen zur Verkehrsplanung gebeten.
Nur die SPÖ Josefstadt gibt sich zurückhaltender. So kritisiert man eher die grünen Pläne von vergangener Woche, die eben unter anderem nur eine Fahrspur für die Landesgerichtsstraße forderten. "Durch eine Reduktion der Fahrspuren im Vergleich zur Situation vor der U-Bahnbaustelle muss mit mehr Staupotential und erhöhtem Verkehr durch die Josefstadt gerechnet werden", so Klubobfrau Sanja Drazic. Ganz allgemein wolle man sich aber für Fußgängerinnen und Fußgänger einsetzen: eine bessere öffentliche Verkehrsanbindung stehe für sie im Fokus, breitere Gehsteige und mehr Querungsmöglichkeiten.
Neos für Zweirichtungsradwege
Neos und ÖVP gehen hier mit der Stadt Wien hingegen härter ins Gericht. "Das Vorhaben hat kein grünes Pickerl, sondern liegt im Interesse des Bezirks", sagt etwa Neos-Bezirksrätin Birgit Kleinlercher: "Bei so einer Großbaustelle muss man rasch handeln und überlegen, wie man die Flächen danach gestaltet."
Außerdem findet Kleinlercher auch, dass eine Fahrspur weniger in der Landesgerichtsstraße verkehrstechnisch funktionieren würde. Dies sehe man auch anhand der aktuellen Baustelle dort, welche "bisher nicht zum Zusammenbruch des Verkehrs" an der Straße geführt hätte. "Das schafft in unseren Augen klar Spielraum für die gewünschten und dringend nötigen breiteren Radwege sowie Begrünung und Schaffung von Verweilzonen", so Kleinlercher. Sprich: man kann sich eine Fahrspur weniger auch nach der Fertigstellung der Baustelle vorstellen – zugunsten etwa eines Zweirichtungsradwegs.
ÖVP will keine Staus im Achten
Auch ÖVP-Klubobmann Florian Mauthe steht mehr Begrünung und breiteren Radwegen prinzipiell offen gegenüber. Man müsse aber für die Anrainer und Anrainerinnen auch Lösungen finden, die keine Staus im Bezirk auslösen – die Planungen, die das Magistrat im Zuge der künftigen Verkehrsplanung vorgelegt hat, stimmen ihn da skeptisch.
Wichtig ist ihm etwa, dass die direkte Einfahrt in die Florianigasse möglich bleibt. Dies ist in den Planungen des Magistrats anscheinend derzeit nicht so vorgesehen. "Es könnte sein, dass Autos dann in andere Seitenstraßen im Bezirk ausweichen", befürchtet Mauthe.
Dazu gibt er zu Bedenken: "Wenn man die Oberfläche ändert, muss man auch die Autos immer mitdenken!" Die ganz großen grünen Ideen der vergangenen Woche, etwa die Fahrspuren auf nur noch eine je Fahrtrichtung zu reduzieren, sieht er so zwar skeptisch. Mauthes Stoßrichtung ist aber trotzdem klar: auch ihm geht es um mehr Einbindung des Bezirks seitens der Stadt Wien bei den Planungen.
Josefstadt vs. Stadt Wien
Bernd Kantoks (Grüne), Vorsitzender der Mobilitätskommission, fasst zusammen: "Wie der Antrag zeigt, sind wir uns im Bezirk einig, dass es die derzeitigen Pläne des Magistrats einer Überarbeitung bedürfen." Zudem finde er es "bedauerlich", dass die SPÖ Wien medial behaupte, bis zum Jahr 2027 sei nix fix beschlossen - obwohl nun bereits vor Monaten fixierte Pläne auf den Tisch gelegt worden wären.
MA 28 hat noch "keine konkreten Pläne"
Seitens der MA 28 gibt man sich übrigens eher nicht wissend. Die Gestaltung der 2er-Linie sei laut einem Sprecher ein "längerfristiges Projekt, konkrete Pläne liegen aufgrund der zeitlichen Dimension noch nicht vor." Die Planungen würden stattdessen "zeitgerecht" erfolgen und die Bezirke dann auch eingebunden werden, da die Flächen frühestens 2027 von den Wiener Linien übergeben würden.
Zum konkreten Antrag aus der Josefstadt gibt's aus Sicht der MA 28 außerdem auch noch nichts zu vermelden: "Der Stadt Wien – Straßenverwaltung und Straßenbau liegt der von Ihnen genannte Antrag zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vor." Da dieser aber an die zuständige Stadträtin Uli Sima (SPÖ) ging, ist das aber nicht weiter verwunderlich. Wie es in der Causa weitergeht und wie der Antrag nun weiter behandelt wird, ist nun abzuwarten.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.