Walter Jarz

Der schnelle Abschied eines Kärntner Fast Food-Pioniers

Von der Küche einer McDonald’s-Filiale bis zum Franchisenehmer – Walter Jarz hat eine steile Karriere hinter sich. Wir baten den gebürtigen Lavanttaler zu einem Abschiedsgespräch.

KÄRNTEN. Seit wenigen Tagen genießt Walter Jarz offiziell seinen wohlverdienten Ruhestand und hat nach 48 Jahren in der großen McDonald’s-Familie – 28 Jahre davon in Kärnten – und einem vollen Terminkalender einen wichtigen Punkt auf seiner To do-Liste: „Eine Weltreise, die ich immer schon machen wollte, wird sich jetzt sicher ausgehen.“ Geplant war der Abschied eigentlich nicht, eher eine kurzfristige Entscheidung, die „aber nichts mit den pandemischen Umständen und den erschwerten Bedingungen für die Gastronomie zu tun hat“. Mit Rudolf Ringhofer habe sich einfach ein „guter und vertrauenswürdiger Nachfolger“ zum richtigen Zeitpunkt ergeben, der sein Werk, das er mit großem Herzblut aufgebaut hat, in die Zukunft führen wird. Dass man eine Gelegenheit beim Schopf packen muss, wenn sie sich bietet, das hat der Vater zweier Kinder schon im zarten Alter von 17 Jahren gelernt, als er von Wolfsberg auszog, um in Deutschland als Musiker Fuß zu fassen und dann plötzlich umschwenken musste.

Überzeugungsarbeit

An seine erste Zeit bei der Fast Food-Kette erinnert sich Jarz als wäre es gestern gewesen. „1973 als wir in München das erste Restaurant eröffnet haben – damals gab es in Europa gerade mal acht Lokale oder so - und plötzlich Hamburger verkauften, waren die Menschen verwirrt. Damals wurden nur Menschen aus Hamburg ‚Hamburger‘ genannt. Dort mussten wir echte pioniertechnische Überzeugungsarbeit leisten. Mit witziger Werbung konnten wir die Leute schließlich überzeugen.“ In Klagenfurt war so ein Aufwand nie notwendig. „Ganz im Gegenteil. Als wir die Filiale in der Bahnhofstraße in Klagenfurt damals eröffnet haben, durften wir die Straße absperren, es ist eine amerikanische Marching Band aufgetreten. Das war ein richtiges Straßenfest – heute undenkbar.“

Wilde Gerüchte

Was der 65-Jährigen auch in seiner fast ein halbes Jahrhundert andauernden Karriere nicht ändern konnte, ärgert ihn heute noch. „Es gibt so viele Meinungen über uns, wir wären schlechte Arbeitgeber, bieten ungesundes Essen an, für McDonald‘s würde der Regenwald abgeholzt werden, der Konzern würde keine Steuern in Österreich zahlen – ich habe schon die wirrsten Geschichten gehört. Niemand von diesen Menschen hat sich aber die Mühe gemacht, hinter die Kulissen zu blicken. Niemand will wissen, dass wir in Wahrheit fast 70 Prozent unserer Produkte regional, also von heimischen Bauern, beziehen und dass wir im Rahmen des M-Rind-Programms sogar mehr für das Fleisch bezahlen, damit wir bessere Qualität bekommen. 100 Prozent der Steuern werden in Österreich abgeführt. Wie ich selbst, haben auch die heutigen Führungskräfte in den McDonald’s-Filialen das Geschäft von der Pike auf im Betrieb gelernt. Hier werden Talent und Fleiß gefördert.“

Von der Küche zum Chef

Talent und Fleiß hat auch er 48 Jahre lang an den Tag gelegt, sich von der Küche eines Münchner Restaurants aus zum Restaurant Manager, Operations Manager in Deutschland, zum Managing Director in Österreich und schließlich zum Franchisenehmer hinaufgearbeitet. Auf eines wird Jarz auch in seiner Pension wohl nicht verzichten - seinen Lieblingsburger, den Big Mac. Gespannt ist er auf den Veggie-Burger, der in etwa einem Monat auf die Speisekarte kommt und „legendär wird“, rührt Jarz jetzt schon die Werbetrommel.