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Interview zum Tag der Arbeitgeber
Ein Tag der Wertschätzung und des Dankes

WK-Präsident Jürgen Mandl im Gespräch | Foto: WKO/Helge Bauer
  • WK-Präsident Jürgen Mandl im Gespräch
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  • hochgeladen von Birgit Lenhardt

Auch heuer ruft die Wirtschaftskammer Kärnten den 30. April zum „Tag der Arbeitgeber“ aus.

KÄRNTEN. WK-Präsident Jürgen Mandl im Gespräch über die Institutionalisierung einer guten Idee, die gesellschaftliche Rolle und Verantwortung der Unternehmer und die Hausaufgaben, die die Politik für ein unternehmensfreundlicheres Kärnten zu erledigen hat.

Der „Tag der Arbeitgeber“ findet dieses Jahr zum zwölften Mal statt. Welche Botschaft ist Ihnen besonders wichtig?

Die Wirtschaftskammer Kärnten hat diesen Tag vor zwölf Jahren ins Leben gerufen, um die Rolle der Unternehmerinnen und Unternehmer zu betonen. In Kärnten gibt es 35.000 Exemplare dieser besonderen Spezies, die mit ihren Ideen und ihrer Tatkraft die Wirtschaft am Laufen halten. Sie schaffen Arbeitsplätze, Wohlstand und sichern unsere Sozialsysteme. Der Tag der Arbeitgeber soll die Gesellschaft darauf aufmerksam machen, dass es ohne Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber keine Arbeit und keinen arbeitsfreien Tag gäbe. Die Ein-Personen-Unternehmen spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle, denn sie haben ihren eigenen Arbeitsplatz geschaffen.

Ist die Botschaft denn schon bei den Menschen angekommen?

Die Unternehmer sind vom „Tag der Arbeitgeber“ begeistert, denn es entspricht natürlich ihrem Selbstverständnis. Generell haben wir bei der Gesellschaft, und somit auch bei den Verwaltungsorganisationen, noch viel Arbeit vor uns. Nur durch gemeinsames Engagement können wir eine Zukunft gestalten, in der Leistung und Verantwortung Hand in Hand gehen, in der Unternehmen florieren und Menschen gleichzeitig ein gutes Leben führen können. Der Tag der Arbeitgeber ist eine gute Gelegenheit, diese gemeinsame Verantwortung zu erkennen und aktiv zu gestalten.

Welche Maßnahmen stehen heuer am Programm?

Auch die zwölfte Auflage vom „Tag der Arbeitgeber“ geht mit öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen einher. Wir haben dieses Jahr ein umfassendes Marketingpaket geschnürt. Dieses reicht vom Pressegespräch über Inserate, Plakate, Hörfunk-Kooperationen, Social-Media-Bewerbungen, Gewinnspiele bis hin zu einer Tour ab 22. April durch die Bezirksstädte. Eine Maßnahme möchte ich hervorstreichen: Am 25. April findet der bereits vierte X-Trail Businessrun statt. Ab 17 Uhr startet der Hauptbewerb mit vier Kilometer, 125 Höhenmetern und zehn Hindernissen auf der Schleppe Alm. Es gilt – ähnlich wie im Arbeitsalltag – Hürden im Team oder als Einzelkämpfer zu bewältigen.

Die Stimmung vieler Unternehmerinnen und Unternehmer ist schlecht, die Wirtschaftsdaten sind im Keller. Ist es wirklich so schlimm?

Bei weitem nicht. Nüchtern betrachtet leben wir in der besten aller bisherigen Welten. Noch nie sind so wenige Kinder an Hunger gestorben, noch nie gab es so wenige Arme oder Opfer von Naturkatastrophen. Noch nie waren Bildung, Lebenserwartung und Wohlstand weltweit so hoch wie heute. Was dieses Wunder in nur rund hundert Jahren vollbracht hat, nennt man Marktwirtschaft, manche sagen Kapitalismus. Weil wir Verantwortung für unsere Mitmenschen übernehmen wollen, wurde daraus die Soziale Marktwirtschaft. Und aus Respekt vor Natur und Umwelt sprechen wir längst von der „Ökosozialen Marktwirtschaft“. Eine Errungenschaft, deren Tragweite heute gerne - und oft bewusst - unterschätzt wird.

Aber der Klimawandel und die Spaltung der Gesellschaft bedrohen uns doch?

Der Klimawandel muss mit technologischem Fortschritt bekämpft werden, nicht mit Rückschrittseifer. Und die Spaltung der Gesellschaft entsteht durch die Verweigerung von Leistung und Verantwortung. Außerdem beobachte ich eine Pandemie der Wohlstandsverwahrlosung. In der Schule soll es keine Noten mehr geben, im Sport keine Torstatistiken, und im Berufsleben sind viele Menschen nicht mehr bereit, Leistung zu bringen.

Fehlt es der Gesellschaft an Leistungsbereitschaft?

Zum Teil ist der Staat schuld daran, dass die Menschen die Freude an der Arbeit verloren haben. Das Steuersystem schreckt ab. Leistungsbereitschaft muss wieder selbstverständlich werden. Wir müssen diesen Irrglauben oder dieses Anspruchsdenken, dass jemand anderes, meist der Staat, für mich und mein Fortkommen zuständig ist, schnellstens überwinden, sonst sehe ich uns als Gesellschaft wirklich in Gefahr.

Arbeit wird neu definiert, Arbeit wird neu gelebt. Wie sehen Sie das?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir als Gesellschaft das Arbeiten verlernt haben. Das fängt schon bei meinem Lieblingsbegriff „Work-Life-Balance“ an, der Arbeit und Leben als Gegensätze darstellt Für mich ist Arbeit als wichtiger Teil des Lebens zu sehen, der nicht nur die Grundlage für eine eigenständige Existenz ist, sondern sehr oft auch Sinn und Selbstbestätigung gibt. Aber in Österreich diskutieren gewisse politische Kreise seit Monaten lieber über die 32-Stunden-Woche, natürlich bei vollem Lohnausgleich.

Wer mehr arbeitet, hat aber nicht mehr im Börserl.

Das ist richtig. Wer von 20 auf 40 Wochenstunden aufstockt, arbeitet um 100 Prozent mehr - und bekommt dafür in Österreich nur 72 Prozent mehr Netto. Statt Leistungsanreize zu setzen, hält unser Steuersystem die Menschen vom Arbeiten ab. Das muss sich ändern, Leistung muss sich wieder lohnen.

Die Wirtschaft fordert Entlastungen bei Überstunden und für Pensionisten – bisher ohne Erfolg.

Ja, das gilt natürlich auch für die Besteuerung von Überstunden oder für viele Pensionisten, die gerne ihre enorme Erfahrung an Jüngere weitergeben und sich etwas dazuverdienen würden. Wir haben einen Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt von knapp 30 Prozent, das ist der dritthöchste Anteil aller OECD-Länder. Aber in Österreich ist nur noch ein Drittel der 60- bis 65-Jährigen erwerbstätig, in Deutschland sind es 60 Prozent. Ich bin für gezielte soziale Unterstützung für jene, die sie dringend brauchen - aber auch Anreize für jene, die mehr leisten wollen.

Weitere Informationen zum „Tag der Arbeitgeber“ gibt’s unter tagderarbeitgeber.at

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