Tourismus-Jobs
Wirtschaftskammer - "Für uns ist das ein echtes Drama"

Zu wenig Mitarbeiter im Tourismus und zu wenig Ausbildungsplätze. Kammer: "Kann man nicht schönreden."

KÄRNTEN. Seit 2017 ist Wolfgang Kuttnig Tourismus-Spartengeschäftsführer in der Wirtschaftskammer. Im WOCHE-Interview nimmt er Stellung zur angespannten Mitarbeiter-Situation im Tourismusbereich.

Herr Kuttnig, würden Sie den Mitarbeiter-Mangel im Tourismus als bedrohlich einstufen?
Wolfgang Kuttnig: Seit 2018 bekommt man einen signifikanten Personalmangel mit. Das war dann immer stärker und jetzt haben wir noch mal eine Verschärfung. Das kann man nicht schönreden. Ist es bedrohlich? In dieser Dimension ist es neuartig. Das haben wir zwar vorausgesehen, wir dachten aber ehrlicherweise, durch Corona wird sich sicher ein Run auf die offenen Stellen ergeben. Das ist so aber nicht eingetreten, eher gegenteilig.

Wie kann man das beschreiben?
Das sind mehrere Faktoren. Unsere Mitarbeiter waren arbeitslos oder in Kurzarbeit. Der Deal lautete: Keine Fremdvermittlung. Das ist aber sukzessive passiert. Der Druck aus anderen Branchen war so groß, dass permanent – vor allem bei den regionalen AMS-Stellen, die Leute fremdvermittelt wurden, in den Sozialbereich oder zu großen Industriebetrieben. Das hat eine extrem negative Dynamik gehabt, weil diese Leute nicht mehr zurückkommen. Ein zweites Thema ist die Lehre. In einem geschlossenen Betrieb beginnt man keine Lehre. Und die dritte Geschichte – das ist eine Einschätzung –: es ist irgendwie eine Arbeitslethargie eingekehrt. Viele Junge sagen sich: "Den Sommer mach ich einmal nichts." Das ist für uns echt ein Drama.

In sozialen Medien liest man bei solchen Geschichten immer wieder: Dann zahlt euren Angestellten halt mehr.
Man kann im Tourismus sehr gut verdienen. Die Mitarbeiter wissen ja um diese Thematik. Wenn du einen guten Koch haben willst, und der Koch sagt: "Ich will eine Fünf-Tage-Woche", dann macht der Betrieb eine Fünf-Tage-Woche. Da ist man auch ein bisserl ausgeliefert.

Kritisiert wird auch der oft raue Umgangston in der Gastronomie.
Ich bin mit der Tourismuswelt sozialisiert worden, in die KTS gegangenen, habe eine Kochlehre gemacht. Während meiner Lehre herrschte ein unglaublich rauer Ton, der Umgang war gewöhnungsbedürftig. Das hat sich komplett gewandelt. In der breiten Masse gibt es das nicht mehr, nur noch in ganz wenigen Betrieben.Wenn der Sushi-Koch sagt, es ist ihm heiß, dann fährt der Chef zum Media Markt und kauft eine Klimaanlage.

Was muss man tun?
Wir haben ein niedriges Drittstaatenkontingent. Da gab es immer das Argument, es gebe ja genug am eigenen Arbeitsmarkt. Mit den eigenen Leuten werden wir das – auch aufgrund der demografischen Entwicklung – nicht lösen können. Die Mangelberufsliste ist auch nicht ausgereizt. Da ist die Politik gefragt. Ein zweiter Punkt ist die Ausbildung. Wir werden noch mehr in das System investieren, weil es eine riesige Karrierechance ist. Mit einem Lehrabschluss bist du ein Superstar. Wir sind hier gerade in der Finalisierung einer interessanten Lehrstellenplattform (siehe hier). Wir haben viele Leute verloren, weil wir ihnen kein Angebot machen konnten. Die Branche stirbt, wenn man nicht ausbildet, da haben wir noch Luft nach oben. Wenn mir ein Betrieb sagt: "Ich bilde nicht aus", dann sage ich: "Dann reg dich nicht über Arbeitskräftemangel auf." Kein Industriebetrieb, den ich kenne, sagt: "Ich bilde nicht aus." Thema Arbeitszeit: Da muss man die Ehrlichkeit haben: Es ist kein 9-to-5-Job. Wir müssen hier mit offenen Karten spielen. Es wird künftig verschiedene Zeitmodelle geben.

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