Neurologin informiert: Nervengift Botulinum bei chronischer Migräne

- Primarin Eva Laich, Leiterin der Abteilung für Neurologie am LKH Steyr
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Migräne stellt eine der häufigsten Kopfschmerzformen dar. Jeder zehnte leidet unter Migräne, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind als Männer. Ein Beitrag von Primarin Eva Laich, Leiterin der Abteilung für Neurologie im LKH Steyr.
BEZIRK. Oft leiden Betroffene zusätzlich unter Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Überempfindlichkeit gegen Lärm und Licht und Wahrnehmungsstörungen. Bei etwa einem Drittel der Migräne-patienten kündigt sich eine bevorstehende Attacke durch Vorzeichen an.
Müdigkeit, Gähnen, Heißhunger, Stimmungsschwankungen, Hypo- oder Hyperaktivität, sind einige, dieser Vorzeichen, die viele PatientInnen schon einige Stunden bis sogar ein bis zwei Tage vorher bemerken und so eine Attacke ankündigen. Bei rund 15 Prozent der PatientInnen können Symptome wie flackernde Lichter bis hin zu vorübergehendem Sehverlust, Taubheitsgefühl, kribbelndes Gefühl oder einer Sprachstörung auftreten.
Ruhe und Entspannung als Sofortmaßnahme
Bei Attacken gilt immer als Sofortmaßnahme: Hinlegen, Ruhe, Entspannungsübungen (z.B. nach Jakobson). Wenn damit kein Auslangen gefunden werden kann, ist meist eine Einnahme von Schmerzmittel notwendig. Zusätzlich gibt es bei sehr häufig auftretenden Migräneattacken auch die Möglichkeit einer Langzeitprophylaxe mit sogenannten Beta-Blockern oder bestimmten Medikamenten, die unter anderem auch in der Epilepsiebehandlung eingesetzt werden. Als jüngere Therapie kommt bei chronischer Migräne auch das Nervengift Botulinum zum Einsatz. Hier werden bestimmte Punkte im Kopf,- Stirn- und Nackenbereich mit dem Botulinumtoxin infiltriert, um so die Kopfschmerzattacken zu reduzieren. Die Wirkungsdauer liegt in etwa bei 3 Monaten.
Regelmäßiger Ausdauersport, wie Schwimmen, Laufen oder Radfahren sind vorbeugend empfehlenswert. Auch Akupunktur kann bei MigränepatientInnen vorbeugend durchaus zielführend sein.
Ursachen nicht restlos geklärt
Die Ursachen für Migräneattacken sind noch immer nicht restlos geklärt. Bekannt sind Einzelbausteine, die zu verschiedenen Hypothesen führen: So ist wahrscheinlich der fünfte Gehirnnerv maßgeblich beteiligt; dieser versorgt die harte Hirnhaut mit Schmerzfasern. Ebenso gelten eine Erweiterung der Gefäße, die vor allem die Hirnhäute versorgen, sowie eine neurogene Entzündung mitverantwortlich. Sehr wahrscheinlich spielen auch genetische Faktoren eine große Rolle.
Als Auslöser von Migräneattacken könnten beispielsweise Hormonänderungen, Verschiebung innerer Zyklen („Wochenendmigräne“), bestimmte Medikamente oder Umweltfaktoren wie Wetter, Höhe, Kälte, Lärm sein. Ebenso können Nahrungsmittel wie Wein, Schokolade oder auch Käse eine Migräne-Attacke provozieren.
Die Diagnosestellung einer Migräne erfolgt meist nach dem typischen klinischen Eindruck. Eine weitere Abklärung mittels Computertomografie oder Magnetresonanztomografie des Kopfes ist nur in wenigen Ausnahmefällen notwendig.
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