Micheldorf
Auszeichnung für Engagement in der Pfarre
Bischof Manfred Scheuer überreichte die Severin-Medaille an Gerald Greimel und Elfriede Putzer aus Micheldorf als Zeichen des Dankes für langjähriges ehrenamtliches und hauptamtliches Engagement in der Pfarre.
MICHELDORF. Am 10. Mai 2022 überreichte Diözesanbischof Manfred Scheuer im Linzer Priesterseminar an engagierte Christen die Florian-Medaille und die Severin-Medaille. Unter den Ausgezeichneten waren auch die Micheldorfer Gerald Greimel und Elfriede Putzer. Sie erhileten für ihr ehrenamtliches Engagement in der Pfarre Micheldorf die Severin-Medaille.
Brigitte Gruber-Aichberger, Direktorin von Pastorale Berufe, stellte in ihrer Festansprache die Frage: „Was würde unserem Leben, der Gesellschaft fehlen, wenn es kein Ehrenamt gäbe?“, um darauf mit drei für sie wesentlichen Aspekten Antworten zu geben. Sie schickte voraus: „Ich möchte in keiner Welt leben, in der es kein Ehrenamt gibt – vor allem deshalb, weil Menschlichkeit, gelebtes Christsein und Demokratiefähigkeit verloren gehen würden.“
„Ehrenamt zeugt von einer Lebenseinstellung und Grundhaltung, die wesentlich auf Sinnorientierung und nicht auf Gewinnorientierung abzielt“, nannte Gruber-Aichberger einen ersten Aspekt. Das eigenverantwortliche Übernehmen von Aufgaben und die Bindung an eine Gemeinschaft würden das Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl insgesamt fördern.
"Ist nicht mehr selbstverständlich"
Gruber-Aichberger: „In unserer stark individualisierten Gesellschaft, in der Selbstoptimierung großgeschrieben wird, ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Menschen bereit sind, für andere Verantwortung zu übernehmen und als Person für eine gemeinsame Sache einzustehen.“ Ehrenamt sei eine gute Schule dafür, über den je eigenen Lebensbereich hinauszudenken, Zusammenhänge herzustellen und in der Gesellschaft gestaltend mitzuwirken. Ehrenamt als Grundhaltung des Füreinander stifte Sinn und präge Werthaltungen, die als Persönlichkeit wachsen lassen und dem Gemeinwohl förderlich seien.
Ein zweiter für Gruber-Aichberger wichtiger Aspekt: „Ehrenamt bringt Personen zur Entfaltung und schützt vor Eindimensionalität oder einseitiger Verzweckung.“ Menschen seien mehrdimensional angelegt, weshalb die Einschränkung einer Person auf eine Funktion, auf einen Lebensbereich eine Einengung bedeute. „Ehrenamt bietet die Möglichkeit, die verschiedenen Seiten in sich zum Klingen zu bringen. Das, was im Leben für mich vorrangig und wichtig ist, soll in Balance sein, soll ausgewogen sein und Platz haben. Jeder und jede von uns trägt Herzensanliegen und verschiedene Begabungen in sich, die gelebt und zum Ausdruck gebracht werden wollen, gleichzeitig zu den Verpflichtungen in Beruf und Familie.“ Diese Vielfalt sei nicht nur förderlich für die einzelnen Engagierten, sondern auch für die jeweiligen Gemeinschaften und Gruppen, etwa in Pfarren und Vereinen.
Wertvolle "Nebenwirkungen"
„Voneinander-Lernen, gegenseitige Hilfe und Verständigung über Milieus hinweg sind wertvolle ‚Nebenwirkungen‘ eines Engagements“, ist Gruber-Aichberger überzeugt. Besonders der Kirche stehe es gut an, selbstständiges Agieren von Ehrenamtlichen zu fördern und es ihnen zu ermöglichen, sich gestaltend einzubringen. „Ein Engagement aus der inneren Freiheit heraus ist Zeugnis für ein erfülltes Menschsein im Sinne des christlichen Menschenbildes“, so die Festrednerin.
„Ehrenamt ist Ausdruck menschlicher Würde und Lebensbejahung“: Mit diesem dritten Aspekt rundete Gruber-Aichberger ihre Gedanken ab. Würde zu wahren, Würde zu leben und die Würde anderer zu achten führe zu einer Lebensform, die gekennzeichnet sei von Empathiefähigkeit, Achtung, Menschlichkeit und Mut zur Veränderung. Gruber-Aichberger: „Solche würdevollen Menschen braucht unsere Gesellschaft mehr denn je. Wo Personen authentisch und mutig auftreten und eintreten für die Würde anderer, ob in der Flüchtlingsfrage, der Umweltkrise, in Pfarren oder politischen Gemeinden und Initiativen, wird die Lebensform der Würde konkret, wird Engagement zum Zeugnis für eine Welt mit mehr Menschlichkeit und Gerechtigkeit.“
Die christliche Botschaft zeichne die Hoffnung auf ein sinnerfülltes Leben in Frieden und Gerechtigkeit. „Dieser Hoffnung zu trauen, ist Grund für das Ja zum Leben trotz aller Endlichkeit und Motor für ein Engagement, wie Sie alle es geleistet haben“, würdigte Gruber-Aichberger den Einsatz der Geehrten. Der Wunsch der Festrednerin: „Stecken Sie andere mit Ihrer Begeisterung an, dass Sinnorientierung, ein Geist des Füreinander und Miteinander, Vielfalt und Achtung vor der Würde zu mehr Menschlichkeit in unserer Welt führen.“
Die Ehrenzeichen werden an Persönlichkeiten verliehen, die sich über einen längeren Zeitraum besonders anerkennenswerte Verdienste im pastoralen oder in einem mit der katholischen Kirche zusammenhängenden sozialen, kulturellen, gesellschaftspolitischen oder organisatorischen Bereich erworben haben. Die Medaillen werden ausschließlich an Laien vergeben, was auch Mitglieder von Instituten des Geweihten Lebens und Gesellschaften des Apostolischen Lebens mit einschließt. Sie können sowohl für ehrenamtliches als auch für hauptamtliches Engagement vergeben werden, wobei eine mindestens 10-jährige Tätigkeit vorausgesetzt wird.
Symbolträchtige Ehrenzeichen
Die Ehrenzeichen wurden von der Linzer Künstlerin Ulrike Neumaier gestaltet. Sie verwendete die Symbole Mühlstein und Ölbaumblatt der Diözesanheiligen hl. Florian und hl. Severin und arbeitete in den Münzrand den Satz: „Et si nemo, ego tamen.“ – „Und wenn es keiner macht, ich tue es doch!“
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