100 Jahre Hoamatland
Ein Schuhmacher "mit Leib und Sohle" in Wartberg

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Wer erinnert sich nicht an die Schusterwerkstatt seiner Kindheit: Jener ganz spezielle Geruch nach echtem Leder und Kleber wecken in vielen von uns Erinnerungen. 1918 gründete Josef Durst in Wartberg eine Schuhmacherwerkstätte, in der er Maßschuhe anfertigte und Schuhe reparierte.

Im Lauf der Jahre wurde die Schuhmacherei von einer traditionellen Handarbeit in eine industrialisierte Produktion umgewandelt, die Zahl der Schuster hat sich stark gelichtet. Der Enkel des Gründers, Franz Durst, blieb aber bei seinen Leisten und übernahm 1988 in dritter Generation das Geschäft.

WARTBERG (mach). Franz ist Schuhmachermeister mit Leib und Seele, er hat schon als Bub in Papas Werkstatt rumgewerkelt. „Ich komme aus einer regelrechten Schuhmacherdynastie“, erzählt er nicht ohne Stolz, „vor 100 Jahren hat der Großvater mit der Schuhmacherei begonnen. Auch mein Vater hat das Handwerk ausgeübt. Da war von Anfang an klar, dass ich in ihre Fußstapfen trete.“ Der Opa ging noch auf die Stör und machte bei den Bauern Schuhe, „neue Schuhe konnte sich kaum jemand leisten, also ließ man die alten reparieren, so lange es ging“, weiß Durst. Sein Vater holte die Schuhe anfangs mit dem Moped, später mit einem VW Käfer zur Reparatur ab und nahm sonntags nach der Kirche die Bestellungen für Konfektionsschuhe auf.

In der Werkstatt scheint die Zeit stillzustehen, Schuhmacher wie Franz Durst sind Alleskönner: Er besohlt nicht nur ramponiertes Schuhwerk neu, sondern repariert auch Lederzeug aller Art und bringt Reißverschlüsse wieder in Schuss. Am Handwerk des Schusters hat sich seit den Zeiten seines Opas so gut wie nichts geändert. Was sich verändert hat, sind die Werkstoffe, „heute wird mehr geklebt, früher ist mehr genäht und auch genagelt worden“. Die Nachfrage nach Schusterarbeiten sinkt aber. „Das Bewusstsein, Schuhe reparieren lassen zu können, ist über die Jahre nahezu verloren gegangen, weil ein Schuh heute nicht mehr viel kostet“, bedauert der Schuhmachermeister. Mit der Marke 'Billigsdorfer' kann man in einem kleinen Laden kein Geschäft machen, also setzt er auf Qualität und Service, „die Leute, die zu mir kommen, kaufen sich nicht das Billigste und lassen sich ihre Sachen gerne richten“. Schon der eigenen Fußgesundheit zuliebe lohnt sich die Investition in hochwertige Schuhe. Die Nähmaschine rattert übers Leder, „das Obermaterial sollte aus gutem Leder sein“. Außerdem sollten Schuhe Halt in der Ferse bieten, im Gelenk stabil und nicht zu weich sein.
Gegenüber der Werkstätte sieht man in einen Raum mit Regalen, in denen Schuhe in Reih und Glied stehen. Obendrein verkauft Franz Handtaschen, Geldbörsen und Gürteln. „Es ist eine angenehme Abwechslung, Kunden im Geschäft zu betreuen und dann in der Werkstatt Schuhe auf Vordermann zu bringen“, beschreibt er seine Tätigkeit. Wie alles unterliegt auch die Schuhmode Trends, „Semperit-Gummistiefeln und Dachstein-Arbeitsschuhe wären heute Ladenhüter“, schmunzelt der Ladeninhaber.

Gib einem Mädchen die richtigen Schuhe und es kann die Welt erobern“...

Seine Frau Elisabeth hilft ihm beim Dekorieren der Auslagen und im Verkauf – lebt die Frau eines Schuhmachers eigentlich im Paradies? Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, „die ersten Schuhe habe ich ihm noch abgekauft, inzwischen versorgt er mich gut mit Frauenträumen aus Leder“. Mit Schuhen kaufen sich Frauen ganze Gefühlswelten und Träume. „Frauen haben 10 mal mehr Schuhe als Männer, Gewand, Tasche und Schuhe müssen schließlich zusammenpassen“, schlussfolgert Franz.


Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh!

Und weil auch ein Schuster mit der Zeit gehen muss, hat der Orthopädie-Schuhmacher-Meister in Holland eine Ausbildung zum Podologen gemacht. Ein Podologe beschäftigt sich mit vorbeugenden und therapeutischen Maßnahmen rund um Fuß-, Knie-, Hüft- und Wirbelsäulenbeschwerden. Durst nimmt einen Herrenschuh in die Hand, „die Sohle ist einseitig abgelaufen“, stellt er fest, „der Fuß hat eine Fehlstellung“. Wenn der Schuh drückt, muss man zu jemandem gehen, der das Problem analysieren und etwas dagegen tun kann. „Wir haben uns vor allem im Bereich der Orthopädie einen guten Namen gemacht“, so der Handwerksmeister – er ist Spezialist für podologische Aktiveinlagen und fertigt orthopädische Einlagen von Hand an, getreu seinem Motto: Gehst du gut, dann geht’s dir gut!

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Foto: Cityfoto
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