Leben und Lernen auf dem Bauernhof

Beim Blättern in Kinderbüchern herrscht Landromantik pur: Der Bauer im grau-grünen Steireranzug, rotbackige Kinder im Dirndl oder rot-karierten Hemd füttern auf hellgrünen Wiesen blondmähnige Ponys und rosa Schweinchen, flauschig-gelbe Küken watscheln der Entenmutter hinterher, „auf dem Land da ist es schön, denn dort gibt es viel zu sehen“ steht unter den fröhlich-bunten Bildern. Aber gibt es ihn wirklich – den guten alten Bauernhof mit Kühen auf der Weide, glücklichen Hühnern und Schweinen, die sich im Dreck suhlen dürfen?

Steinbach am Ziehberg (mach): Die Antwort heißt ja – auf dem „Reschn Bauernhof“ von Sandra Schnellnberger und ihrer Familie erleben Kindergarten- und Volksschulkinder hautnah das bäuerliche Leben. „Jedes Kind kennt den Bauernhof so wie er in den Bilderbüchern dargestellt wird, aber einmal eine Kuh streicheln und den Duft von Heu einzuatmen, das ist für viele Kinder etwas ganz Besonderes“. Seit 4 Jahren bietet die 24-jährige Bäuerin in ihrem landwirtschaftlichen Betrieb ebenso lehrreiche wie lustige Erlebnistage für Buben und Mädchen an, unterstützt von ihrer Mutter Sonja: „Früher hielten sich Kinder noch viel draußen auf, spielten im Wald und auf der Wiese. Die heutigen „Stubenfliegen“ tun das oft nicht mehr.“ Den beiden Powerfrauen ist es eine Herzensangelegenheit, Kindern die Landwirtschaft und die Liebe zu den Tieren näherzubringen. Unter dem Motto „einen Tag lang selbst Bauer sein“ bieten sie ein abwechslungsreiches Programm, das alle Sinne anspricht: mit verbundenen Augen Stallluft schnuppern und den Geräuschen zu lauschen - und dabei von einer Kuhschnauze sanft angestupst zu werden. Die friedfertigen Wiederkäuer füttern, leckere Frischmilch trinken, selber Palatschinken machen, über Wiesen laufen, Katzen streicheln und Butter shaken. Was viele angesichts des Butterpreises nicht wissen: „Für 1kg Butter braucht man 20 Liter Rohmilch“, erklärt Frau Schnellnberger. Den neugierigen und begeisterten Kindern werden bauernhofpädagogische Inhalte lebendig und erlebnisorientiert vermittelt.

„Kühe sind nicht lila“…

und sprechende Schweinchen wollen nicht den Bauern mit der Bio-Lehrerin verkuppeln“, schmunzelt Mama Sonja. In der „Schule am Bauernhof“ in Steinbach am Ziehberg kommt der Spaß nie zu kurz: Vor allem beim Erwerb des Trettraktor-Führerscheines entwickeln die „Fahrschüler“ einen besonderen Ehrgeiz. Ein Highlight ist es jedes Mal, wenn zum Abschluss eines ereignisreichen Tages die junge Bauernhofpädagogin ein Ständchen auf ihrer Ziehharmonika gibt, begleitet vom Gesang von Nico, dem gutmütigen Hofhund. Bäuerin ist ein Beruf mit vielen Facetten, man ist Tierärztin, Köchin, Buchhalterin, Managerin und vieles mehr, „durch meine Lehr-Tätigkeit kann ich meine Liebe zu Kindern, zur Natur und zu meinem Beruf ideal verbinden“, freut sich die Mutter des 5 Monate alten Simon, der mit hellwach-fröhlichen Augen seine Umgebung mustert. Sichtlich gut geht es auch den 40 Kühen im offenen Stall - die ruhige Ausstrahlung der gefleckten Vierbeiner wirkt wie Balsam auf der Seele. „Ich kenne alle beim Namen, jede hat ihren eigenen Charakter“, erzählt die Jungbäuerin, die auch als einzige Feuerwehrfrau in Steinbach engagiert ist, “und ich bedanke mich nach jedem Melken bei ihnen“.

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!

Auf dem „Reschn Hof“ wird der alte Spruch des Lateiners tatsächlich gelebt. Nähere Informationen unter: www.schuleambauernhof.at