24. Dezember
Stille, heilige Waldweihnacht
Seit 14 Jahren feiert Familie Brandl aus Molln den Heiligen Abend im Wald. Elterncoach und Supervisorin Agnes Brandl erzählt, was sie an der Waldweihnacht fasziniert.
MOLLN. Wir kennen das alle: Die eine oder andere Familientradition entsteht ungeplant, manchmal aus einer Not heraus. So war das auch bei der Wald-Weihnachtsfeier von Agnes Brandl und ihrer Familie. "Als die Kinder noch sehr klein waren, teilweise im Krabbelalter, war in unserem Haus nicht viel Platz für einen Christbaum. Außerdem war er vor den neugierigen Kinderhänden nicht sicher," erinnert sich die vierfache Mutter. "Wir nutzten den Vorteil, direkt am Waldrand zu wohnen und begannen, den Heiligen Abend draußen zu feiern."
Es fühlt sich "echt" an
Wald, Weihnachten, Rauhnacht - der Geruch von Nadelbäumen, strahlende Kinderaugen und ein wenig Magie. "Es fühlt sich einfach echt an," sagt Agnes Brandl. "Aber es muss auch ein wenig glitzern am Baum!"
Zum Licht hin
"Mit ein paar Tricks kann man den natürlichen Zauber der Heiligen Nacht erlebbar machen," verrät Agnes Brandl, die auch als Bildungsreferentin tätig ist: "Ich entzünde schon vorher eine einzelne Kerze am Baum und schmücke ihn ein wenig. Mit einer Laterne gehen dann alle gemeinsam in den Wald. Zum Licht hin. Das Gehen zum Baum gehört auch dazu. Es stimmt uns ein, lässt uns ruhig werden. Im Schein der Laterne bewegen wir uns vorsichtiger, achtsamer. Beim Baum angekommen, denken wir an jene Familienmitglieder, die nicht hier sein können und entzünden jeweils eine weitere Kerze für sie. Somit wird der Baum immer heller und strahlender. Dann wird gesungen - Stille Nacht, Heilige Nacht. Alles andere macht die Natur: In der Nähe plätschert die Steyr, in den Baumwipfeln hört man den Wind, eine Eule singt mit. Es ist die bescheidene, schlichte Schönheit, die immer wieder berührt," sagt Agnes Brandl.
"Wir freuen uns alle mit"
Natürlich gibt es auch Geschenke! "Für jeden eines - auch hier haben wir eine Tradition eingeführt. Dafür darf es auch einmal ein etwas Größeres sein, bei dem zum Beispiel die Oma mitbeteiligt ist." Der Ablauf ist klar geregelt: "Der Kleinere darf anfangen," berichtet Agnes Brandl. Und dann kommt der Satz, den die Kinder schon lachend mitsprechen: "Wir freuen uns alle mit." Somit wird ein hektisches Durcheinander vermieden, das bei vier Kindern ganz schnell entsteht, wenn es ums Geschenke auspackerln geht.
Bei jedem Wetter
Was aber, wenn es regnet, ungemütlich kalt ist und die Dunkelheit im Wald eher zur Mutprobe wird? "Auch das gab es," erzählt Agnes Brandl. "Einmal waren wir nur kurz draußen, weil es so geregnet hat. Wir wollten dann den Kindern im darauf folgenden Jahr normale Weihnachten mit einem geschmückten Christbaum im Haus ermöglichen. Die Reaktion der Kinder war einstimmig: Sie wünschten sich wieder ihre Waldweihnacht zurück. Seither feiern wir wieder im Wald, bei jedem Wetter. Manchmal auch mit einem Gast und gerne auch mit "Reserveoma Christine."
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