Stefaniebrücke
Als Biertrinken eine neue Brücke finanzierte
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts forderte der Steyrfluss zwischen Leonstein und Molln immer wieder Todesopfer.
STEYRTAL. Warum war das so? Im Mai 1633 hatten die Mollner eine Rebellion veranstaltet, sodass der Leonsteiner Pfleger die Brücke "abwerfen und zerhacken“ musste. Wer folglich auf die andere Seite der Steyr kommen wollte, musste durch den Fluss waten oder mit einem Floß oder Boot übersetzen.
Steg statt Brücke
Das „Amt zu Molln“ bat im Oktober 1633 darum, wieder eine Brücke errichten zu dürfen, gebaut wurde ein Jahr später aber lediglich ein Steg. Für die Holz- und Kohlefuhrwerke der Steyrtaler Sensenschmiede, die ihre Verlasswälder auf der Mollner Seite hatten, war das ein großes Problem. Auf ihr Bittgesuch hin wurde der Notsteg schließlich wieder zu einer Brücke erweitert. Bis in die 1890er-Jahre – also mehr als 250 Jahre lang – rollte der Lastenverkehr über die hölzerne „Brucken“, deren Überreste heute noch zu sehen sind.
Biersteuer für neue Brücke
1892 nahm man eine neue Brücke über die Steyr in Angriff. Der oö. Landtag ging von hohen Baukosten aus und hatte keine Freude an dem Vorhaben. Daraufhin wurden die Mollner aktiv und schlugen vor, eine lokale Biersteuer einzuführen. Für jeden Hektoliter Bier wollte man einen Gulden und 50 Kreuzer für den Bau der Brücke zuschießen. Die Bürger stellten sich als trinkfest heraus, denn es kam ganz offenbar eine beträchtliche Summe zusammen und der Bau wurde bewilligt. Mit Professor Betine aus Italien gewann man einen Spezialisten für Eisenkonstruktionen. Nach nur neun Monaten wurde die neue Brücke im Dezember 1893 fertiggestellt. Das Schutzpatronat übernahm Erzherzogin Stefanie, die Witwe von Kronprinz Rudolf. Aus diesem Grund heißt die Brücke bis heute Stefaniebrücke.
Die heutige Brücke wurde schließlich in den Jahren 1961/62 erbaut.
(Quellen: Auszüge aus dem Buch „Leonstein“ von Pfarrer Franz Wagner 1907, „Chronikbeiträge“ von Dir. Franz Erblehner 1976 und „Mollner Heimatbuch“ von Franz Kirchner 1987).
Fotos: August Pfaffenhuemer bzw. Archiv A. Pfaffenhuemer
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