Silvester-Feuerwerk
Böller sind eine Tortur für Tiere

- Eine lautstarke Silvesterfeier ist weder für Haus- noch für Wildtiere schön. Lärm und Aufregung führen zu vermehrtem Stress.
- Foto: PantherMedia/averyanova
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Ein Feuerwerk zum Jahreswechsel ist für viele Menschen eine tolle Sache – für Tiere allerdings ganz und gar nicht.
BEZIRK KIRCHDORF. Des einen Freud, des anderen Leid: Raketen und Kracher sind oft das i-Tüpfelchen einer gelungenen Silvesterfeier. Für Tiere bedeuten sie jedoch puren Stress. Wer nicht aufs Feuerwerk verzichten will, sollte einige Dinge beherzigen. "Grundsätzlich gilt wie immer: Vorbeugen ist besser als heilen", sagt Tierärztin Susanne Brandstötter-Zeitlinger aus Micheldorf. "Für Haustiere gibt es die Möglichkeit, sie zu trainieren, damit sie diese Geräusche akzeptieren. Vor allem bei Pferden funktioniert das gut." Wenn möglich, bringt man Haustiere zu Silvester in einen schallisolierten Raum. Als Bezugsperson sei es wichtig, Ruhe auszustrahlen – vor allem Hunde sollte man nicht ständig anreden. Bei mittel- bis hochgradigen Angstzuständen braucht es langfristige Beruhigungsstrategien, die schon einige Wochen vor Silvester beginnen. Wie diese ausschauen, entscheidet der Tierarzt.
Auch auf Katzen kann die Knallerei verstörend wirken. "Sie nehmen lauten Feuerwerkskrach als sehr unangenehm und erschreckend wahr", informiert Margit Springer vom Tierschutzverein Katzenjammer. Bei Stress können die Samtpfoten mit starker Verunsicherung bis hin zu Durchfall und Erbrechen reagieren. Man sollte sie nicht alleine lassen. Auch hier gilt: Die Bezugsperson bleibt entspannt, das signalisiert Sicherheit. Um Lärm und Lichter abzuschirmen, dunkelt man am besten einen Raum ab und schafft eine angenehme Atmosphäre. "Man kann den Fernseher oder Radio einschalten. Im Netz gibt es sogar Schlaf- und Entspannungsmusik extra für Katzen. Vor allem ruhige klassische Musik wirkt gut bei gestressten Tieren." Die Stubentiger bleiben rund um den Jahreswechsel am besten im Haus.
Auch Wildtiere leiden
Die Knallerei betrifft allerdings bei Weitem nicht nur Tiere in Haus und Stall. "Sie dringt bis in die letzten Winkel der Wälder und Naturräume vor. Rücksicht auf die Lebensräume frei lebender Wildtiere gibt es zumeist nicht", sagt Harald Hofner, der Leiter des Tierparadieses Schabenreith in Steinbach/Ziehberg. "Besonders laute Explosionen und Lichtblitze lösen Fluchtverhalten und Panik bei zahlreichen Säugetieren und Vögeln aus." Das kann zu Erschöpfung bis hin zum Tod führen.
Auch Polizei appelliert an Vernunft
Nicht nur Tierfreunde appellieren an die Vernunft, sondern genauso die Blaulichtorganisationen. "Die Einsatzfrequenz für unsere Polizeistreifen zum Jahreswechsel hin ist immer maßgeblich erhöht und oft eine Herausforderung", berichtet Bezirkspolizeikommandant Franz Seebacher. "Wir sind immer wieder mit Anzeigen konfrontiert, vor allem bei Lärm oder wenn verschreckte Tiere abgängig sind." Pyrotechnik habe, so Seebacher, eine magische Anziehungskraft auf Kinder und Jugendliche.
Gerade um Silvester herum hat sie natürlich eine lange Tradition. "Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn die Richtlinien und Grundsatzregelungen entsprechend eingehalten werden. Bei unsachgemäßer Handhabung und unbekannten, minderwertigen oder verbotenen Artikeln kann aber aus Spaß schnell tödlicher Ernst werden."
Standl werden kontrolliert
„Je größer der Reiz und das Risiko, desto verlockender das Ausprobieren. Ich würde mir sehr wünschen, dass sich Eltern und Verantwortliche ihrer besonderen Aufsichts- und Sorgfaltspflicht in diesem Bereich bewusst sind oder werden. Eine Kontrolle ist dabei keinesfalls als Vertrauensbruch gegenüber den Kids zu sehen, sondern als berechtigte Sorge um deren Schutz und Sicherheit!"
"Pyrotechnik hat teilweise eine magische Anziehungskraft auf Kinder und Jugendliche. Bei unsachgemäßer Handhabung bzw. auch bei der Verwendung unbekannter, minderwertiger, verbotener Artikel und Substanzen kann aber aus Spaß sehr schnell tödlicher Ernst werden."
Franz Seebacher
Verstärkte Kontrollen
Jedes Jahr zeigen dies traurigerweise schwere oder letal endende Unfälle mit pyrotechnischen Gegenständen, insbesondere immer wieder auch durch die Verwendung von selbstgebauten Knallkörpern und Böllern. Dass nebenbei auch der Erwerb und die Einfuhr von billiger und teilweise illegaler Pyrotechnik aus unseren östlichen Nachbarländern ein großes Thema ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen und bestätigt. Deswegen verstärkt auch die Polizei alljährlich die Kontrollen an den Ländergrenzen. "Auch im Bezirk schauen wir selbstverständlich bei den Kontrollen auf die Einhaltung der Bestimmungen, genauso im Rahmen von gemeinsamen Kontrollen der Sicherheitsbehörde und Polizei bei den diversen Abgabe- und Verkaufsstellen und bei den temporären Silvester-Ständen entlang von Straßen und Einkaufszentren", informiert der Bezirkspolizeikommandant.

- Raketen und Kracher sind oft das i-Tüpfelchen einer gelungenen Silvesterfeier. Für Tiere bedeuten sie jedoch puren Stress.
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Das Verbot von Pyrotechnik im Ortsgebiet bzw. im besonders geschützten Umfeld (wie z.B. Krankenhäuser, Schulen, Altenheime, Menschenansammlungen), stellt immer wieder ein Problem dar. "Solchen Anzeigen gehen wir als Polizei selbstverständlich nach, aber eine Zuordnung bzw. Aufklärung gestaltet sich oftmals schwierig." Bedenken sollte man, dass bei der Verursachung von Sachschäden – der Sprengung von Abfall-Containern bis hin zu Bränden von Objekten und Gefährdung der körperlichen Sicherheit – und polizeilicher Ausforschung, das Strafrecht zur Anwendung kommt und teilweise schwere gerichtliche Strafen nach sich zieht.
Nur legal ist sicher
„Der oberösterreichische Pyrotechnikhandel bietet ein umfangreiches Sortiment an sicherheitsgeprüften und in Österreich gesetzlich erlaubten, legalen Feuerwerksartikeln der Klassen F1 und F2 für den Jahreswechsel. Alle anderen Artikel und Klassen sind für den privaten Verbraucher verboten“, erklärt Ulf Busse, Sprecher des oö. Pyrotechnikhandels. „Die große Gefahr sind die aus dem Ausland illegal hereingeschmuggelten Sprengkörper und Kugelbomben. Ich rate dringend davon ab, im Ausland Feuerwerk zu kaufen, noch dazu Produkte, die in Österreich so nicht erlaubt sind. Diese sind für Anwender wie Zuschauer eine nicht zu unterschätzende Gefahr“, so Busse.
"Ich rate dringend davon ab, im Ausland Feuerwerk zu kaufen, noch dazu Produkte, die in Österreich so nicht erlaubt sind. Diese sind für Anwender wie Zuschauer eine nicht zu unterschätzende Gefahr."
Ulf Busse
Beim Kauf im heimischen Pyrotechnikhandel ist immer eine deutschsprachige Gebrauchsanleitung am Artikel vorhanden. Das CE-Zeichen in Verbindung mit der Zulassungsnummer zeigt, dass es sich um sicherheitsgeprüfte Ware handelt.


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