Dokumentation über ersten Weltkrieg: Anerkennung für das Museum im Dorf Molln

Der Col di Lana vor der Sprengung: Die schwarze Spur in der Schlucht stammt vom abgeworfenen Sprengschutt des nicht rechtzeitig fertiggestellten österreichischen Gegenstollens. | Foto: Archiv Adolf Staufer
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  • Der Col di Lana vor der Sprengung: Die schwarze Spur in der Schlucht stammt vom abgeworfenen Sprengschutt des nicht rechtzeitig fertiggestellten österreichischen Gegenstollens.
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MOLLN. In den Gedenkjahren 2014 und 2018 zeigte das Museum im Dorf Molln eine Dokumentation über die Auswirkungen des 1. Weltkrieges und die Geburtswehen der 1. Republik in der Gemeinde.

Unter den Namen der 116 Gefallenen auf dem 1923 in der Pfarrkirche errichteten Kriegeraltar findet sich auch Franz Steiner, Bauer am Enzensebnergut in der Garnweit. Er verlor bei der Sprengung des Col di Lana-Gipfels in den Dolomiten am 17. April 1916 sein Leben. Neben den 107 erhaltenen Feldpostbriefen des Enzensebnerbauern wurde daher auch dieser Gipfelsprengung Platz in der Dokumentation eingeräumt. Unter dem Kurzlink www.weltkrieg.molln.cc ist über die Ausstellungsdauer hinaus eine Zusammenfassung zu finden.

"Unlängst hat das Museum die Anfrage eines Planungsbüros aus Berlin erreicht", berichtet Adolf Staufer vom Museum im Dorf. Demnach plant der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge eine Neugestaltung der Dauerausstellung in der Kriegsgräberstätte auf dem Pordoi-Joch in Südtirol. "Dazu möchte man zwei Bilder aus dem Col di Lana-Beitrag auf unserer Internetseite verwenden und ersucht um die Überlassung", fährt Staufer fort. "Da die Deutsche Kriegsgräberfürsorge auch zur Klärung des Schicksals von Gefallenen aus unserer Gemeinde beigetragen hat, haben wir diesen Wunsch gerne erfüllt. Es ist nicht alltäglich, dass Beiträge aus einem kleinen Dorfmuseum einen derartigen Weg machen."

Die gewünschten Bilder aus der Sammlung von Adolf Staufer zeigen den Col di Lana-Gipfel unmittelbar vor und nach der Sprengung. Die Kriegsgräberstätte auf dem Pordoi Joch ist als letzte Ruhestätte für 8.582 österreichische und deutsche Gefallene eine der bedeutendsten Gedenkstätten der Südtirolfront.

Museum im Dorf Molln - Auszug aus dem Beitrag auf der Museumswebseite

116 Gefallene hatte die Pfarre Molln zu beklagen und 13 die ebenfalls zur Gemeinde gehörende Pfarre Frauenstein. Im Museum im Dorf wurde bereits vor einigen Jahren anhand der Pfarr-, Schul- und Vereinschroniken das Gemeindegeschehen rund um den 1. Weltkrieg dokumentiert. Zahlreiche Familien steuerten dazu wertvolle Zeitdokumente bei. Besonders bewegend waren die mehr als hundert Feldpostbriefe eines Bauern, der bei der Gipfelsprengung des „Blutberges“ Col di Lana am 17. April 1916 ums Leben gekommen war. Sie gewähren einen tiefen Einblick in das Denken und Fühlen eines einfachen Mannes, dem es auferlegt war, für „Gott, Kaiser und Vaterland“ sein Leben zu opfern.

Das erbitterte Ringen an den verschiedenen Kriegsschauplätzen wurde beispielhaft durch das Geschehen an jenen Frontabschnitten dargestellt, an denen auch Soldaten aus Molln ums Leben kamen.

Gesprengte Gipfel
Im erbitterten Kampf um strategisch bedeutende Gipfelstellungen an der Italienfront wurden mehrfach und wechselseitig die gegnerischen Stellungen durch Sprengstollen unterminiert und in die Luft gesprengt. Auch die Regimenter aus Oberösterreich und Salzburg, bei denen die Soldaten aus Molln überwiegend eingesetzt waren, waren maßgeblich beteiligt und entrichteten einen hohen Blutzoll. Die bekanntesten Ziele dieser Kriegshandlungen waren die Gipfel von Col di Lana, Lagazuoi, Castelletto, Monte Cimone und Monte Pasubio. Noch heute sind auf ihren Höhen und Flanken die Wunden dieser menschenverachtenden Kriegsführung sichtbar.

Kriegsgefangenschaft in Sibirien

Nicht für alle war der Weltkrieg schon 1918 zu Ende. "Unserer Dokumentation enthält auch die Erinnerungen eines Mollner Försters an die Kriegsgefangenschaft in Sibirien, die erst im Herbst 1921 endete", schildert Adolf Staufer. 1914 wurde Raimund Janacek, Forstadjunkt bei der gräflich-Lambergischen Forstverwaltung Molln, zum Militär einberufen. Er kam an die Karpatenfront und geriet 1915 in russische Gefangenschaft, als seine Einheit geopfert wurde, um den Rückzug des Regiments zu decken. Bewegend schilderte er seinen Weg durch die Gefangenschaft , der mit immer neuen Aufenthalten in Gefangenenlagern über tausende Kilometer bis Wladiwostok führte. Nach Kriegsende hatte die junge Republik Österreich kein Geld, um ihre Gefangenen aus dem fernen Osten heimzuholen. So vergingen 68 Monate, bis er auf dem US-Transporter „President Grant“ einen freien Platz fand und am 14. Oktober 1920 in Triest wieder den Fuß auf europäischen Boden setzen konnte.

Nach seiner Heimkehr trat Raimund Janacek wieder in den Lambergischen Forstdienst ein und wirkte einige Jahrzehnte als hoch angesehener Revierförster in Molln.

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