100.000 Häuser und Höfe erfasst
"Doris" kennt heimische Hofnamen und Häusergeschichte

- Dieses Foto vom Bauer z´Hiersdorf in Wartberg stammt laut Herbert Hubmer eher aus dem Jahr 1926
- Foto: Privatarchiv Ulbrich
- hochgeladen von Christa Wolfinger
Viele Häuser und Höfe in Oberösterreich existierten bereits vor über 200 Jahren. Nun können historische Informationen im Digitalen Oberösterreichischen Raum-Informations-System DORIS eingesehen werden: alte Hofnamen, ehemalige Besitzer und Angaben zur Grundherrschaft. Die Historikerin Katharina Ulbrich erklärt, wie Namen entstanden sind und wie man sie deuten kann.
WARTBERG, WALDNEUKIRCHEN, LINZ. "Alte Hofnamen sind ein wertvolles Kulturgut, das die Spur in die Anfangszeit der Besiedlung unseres Landes legt. So kann der Vulgoname, also der landläufig so genannte Name eines Bauernhofes, über viele Jahrhunderte zurückverfolgt werden", erklärt die Heimatforscherin für alte Bauernhöfe der Region, Katharina Ulbrich aus Waldneukirchen. Sie beschäftigt sich schon seit langem mit Haus-Chroniken und Ahnenforschung und berichtet, wie unsere Namen entstanden sind und welche Botschaften in unseren Nach- und Vulgonamen mitschwingen.
Geschichte der Familiennamen
Die ältesten Gebäude im Bezirk Kirchdorf sind laut Katharina Ulbrich in Kremsmünster angesiedelt und gehen in das achte Jahrhundert zurück, in die Zeit Herzog Tassilos. "Es war eine Zeit, in der das Namensystem, wie wir es kennen, noch nicht entwickelt war. Die Geschichte der Familiennamen begann etwa im 12. Jahrhundert: Durch den Bevölkerungszuwachs und die vielen gleichen Rufnamen wurde es notwendig, Beinamen zur Identifizierung der einzelnen Personen einzuführen, beispielsweise `Chunrat der Rote´. Er wurde in Kremsmünster 1181 im oö. Urkundenbuch genannt und war später namensgebend für den Bauernhof Rottenmair." Die Umwandlung des Personennamensystems in einen Ruf- und einen "Beinamen" setzte in den Jahrzehnten nach 1100 ein. "Die Beinamen entwickelten sich dann zu festen Familiennamen, als sie im Laufe der Zeit an die Nachfahren weitergegeben wurden," so Ulbrich.

- Nicht nur für Ahnenforscher und Historiker interessant: alte Fotos, die Geschichten erzählen und uns ahnen lassen, wie ein Leben vor hundert Jahren ausgesehen hat. Hier auf dem Foto: Großmoser in Wartberg
- Foto: Privatarchiv Ulbrich
- hochgeladen von Christa Wolfinger
Die Wohngegend im Namen
Am häufigsten waren landschaftliche Gegebenheiten ausschlaggebend für die Namensgebung. "Beispielsweise hatte der Eder einen Hof in einer "öden" Gegend, während der "Moser" auf sumpfiges Gebiet hindeutete." Das bestätigen auch Barbara und Wilhelm Hertel aus Wartberg. Ihr Vulgoname ist Großmoser: "Einen Zusammenhang kann es da schon geben: Früher war es hier tatsächlich etwas sumpfig. 1138 wurde der Name des Hofes erstmals unter `Moos´ erwähnt. Danach veränderte sich der Name zu Großmoser," so Hertel.
Gerodete Waldgegenden zeigen sich in Namen, die auf "-reit, -schlag, und -schwand" enden, wie beispielsweise der "Bauer in Reith" in Oberschlierbach. Laut Katharina Ulbrich kam diese Namensgebung am häufigsten im Zeitraum zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert vor.
Gruber, Huber, Mayr, Pichler, Lehner und Bauer
Sie gehören zu den häufigsten Familiennamen in Österreich: "In der Grub" deutet auf eine Niederung oder Senke hin, "am Bühel" (Pichler, Pichl, Bühler usw.) auf einen Hügel. Im Mittelalter war die Größe des Hofes ausschlaggebend für den Namen: Höfe mit 90 Joch hießen "Mayr", mit 60 Joch "Hube", mit 30 Joch "Gut", mit 15 Joch "Lehen" und mit 8 Joch "Sölde". Folglich waren die "Söldler", "Söldner" oder "Söllner" die Bewohner auf dem Söldenhof.
Rufnamen, Beruf oder Eigenschaften
Manchmal, so Ulbrich, entwickelte sich der Familienname aus dem Rufnamen (Hanslbauer, Thommerl) oder wurde vom Beruf abgeleitet (Schmied, Tischler). Es waren aber auch besondere körperliche oder charakterliche Eigenschaften der Person für den Namen bedeutend.
Namensgebende Ortsnamen
In der mittelhochdeutschen Zeit, zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert, sind Ortsnamen-Endungen auf "-dorf, -berg, -bach" typisch, beispielsweise Schachadorf, Penzendorf und Hiersdorf in Wartberg. So entstand auch der Name "Bauer z´Hiersdorf" (siehe Foto). "Die Höfe rundherum haben als Vulgonamen den Hofnamen in Verbindung mit Hiersdorf," berichtet Herbert Hubmer.
Quellen und problematische Rechtschreibung
Das Projekt "Hofnamen und Häusergeschichte" entstand durch eine langjährige enge Zusammenarbeit zwischen dem Oö. Landesarchiv und der Abteilung Geoinformation des Landes und ist österreichweit einzigartig. Als Quellen wurden das Theresianische Gültbuch aus den 1750er Jahren, das Josephinische Lagebuch aus den 1780ern und das Alte Grundbuch vom Ende des 18. Jahrhunderts ausgewertet. Da sich die Rechtschreibung erst ab 1900 entwickelt hat, wurden viele Namen nach dem Hörensagen niedergeschrieben. "Kein Wunder also, dass "der Hof in der Ebene" einmal der "Ebner", dann der "Ömmer" und schließlich ein "Ebmer" wurde," gibt Ulbrich zu bedenken.
Ein Stückchen Heimat bewahren
In den vergangenen Jahrzehnten zeigt sich der Trend, dass alte Vulgonamen durch Familiennamen ersetzt werden, was Katharina Ulbrich einerseits bedauert, andererseits auch versteht: Kinder und Jugendliche kennen sich mit dem offiziellen Namen, der urbane Einfluss nimmt zu und der häufige Wechsel durch Heiraten oder Besitzveränderungen tragen das ihre dazu bei. Umso wichtiger ist es, dass nun auf www.doris.at zu rund 100.000 Häusern und Höfen oberösterreichweit historische Informationen eingesehen werden können. So wird ein Stückchen Heimat bewahrt und Vulgonamen geraten nicht in Vergessenheit.
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