Der "Schwarze Tod"
Drei Pfund Menschen täglich

Die Pestsäule an der Grenze Pettenbach - Eberstalzell. | Foto: Wiesmüller
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Was haben der römische Kaiser Marc Aurel, Frankreichs Königin Johanna von Burgund und der italienische Maler Tizian gemeinsam? Sie alle fielen der Pest zum Opfer.

BEZIRK KIRCHDORF. Das hochansteckende Bakterium "Yersinia pestis" versetzte die Menschen Jahrhunderte lang in Angst und Schrecken. In Österreich brach die Seuche immer wieder aus, am schlimmsten im Jahr 1349.

Jeder Dritte starb

In Europa starb ein Drittel der Bevölkerung, in Wien raffte die Pest täglich bis zu drei „Pfund“ Menschen dahin. Ein Pfund entsprach 240 Stück, das Zählmaß wendete man früher auch für Menschen und Tiere an. Über Kärnten und die Steiermark kam die Pestilenz auch in den Bezirk. Oft ging sie mit Viehseuchen einher. Weil man es mit der Hygiene nicht so genau nahm wie heute, wurde man den Schwarzen Tod nie ganz los. Die Errichtung einer Sebastianskapelle in Kremsmünster deutet wohl auf eine Pestepidemie Ende des 15. Jahrhunderts hin. Der Stiftsort wurde im Jahr 1616 besonders schwer getroffen. Zuvor, im Jahr 1541, war sie in Steyr heftig ausgebrochen. Im Steyrtal schlug sie im Herbst 1650 wieder grausam zu, wie aus den Pfarrmatriken von Steinbach an der Steyr hervorgeht. Sie forderte dort 200 Tote. Die Pfarrmatriken von Grünburg aus dem selben Jahr verzeichnen 51 Todesfälle. Darauf, dass die Pfarren Molln und Leonstein nicht verschont blieben, deutet die Prozession hin, die am Pfingstsonntag, um 5 Uhr früh, von Molln zur Madonna nach Leonstein führte.

Noch öfter trat die Pest in Erscheinung, etwa 1662, 1679 und 1715. Das Steyrtal dürfte in diesen Jahren glimpflich davongekommen sein. In der Kremsmünsterer Gegend nahm die Pest im Jahr 1713 wieder einen neuen Anlauf. Ausgehend von Ried, breitete sie sich unter anderem nach Pettenbach, Wartberg, Schlierbach und Kirchdorf aus, aber auch nach Rohr, Pfarrkirchen, Adlwang usw. (Quelle: Tönig, Sigismund: Die Pest in Kremsmünster und Umgebung. In: Heimatgaue. 1923, S. 364 ff.)

Der Himmel sollte helfen

Die Krankheit trat meist als Beulen- oder Lungenpest auf. Der Beulenpest erlagen bis zu 60 Prozent, die Lungenpest verlief in den meisten Fällen tödlich. Anfangs stand man ihr machtlos gegenüber. Eines von vielen angeblichen "Heilmitteln" war ein Umschlag aus Eidotter, Honig oder Backofenlehm. Prozessionen wie die oben erwähnte zogen durch das Land. Die Kirchen waren voll, was gleichzeitig zur Folge hatte, dass sich die Menschen erst recht gegenseitig ansteckte. Erst gegen Ende des Mittelalters erkannte man die hohe Ansteckungsgefahr und begann die Kranken abzusondern. Sobald ein Haus betroffen war, durften es die Bewohner nicht mehr verlassen. Ein Kreuz an der Türe kennzeichnete die "verseuchten" Anwesen, Lebensmittel und Arzneien wurden vor die Haustüre gestellt. Die Toten wurden meistens mit langen Schürhaken aus dem Hause gezerrt und außerhalb der Siedlungen auf einem eigenen Pestfriedhof begraben.

Quellen: P. Heitz, Pestblätter des 15. Jahrhunderts, 1901; Dr. Adalbert Depiny, Heimatgaue (1923), K. Clement, Die Pest im Volksglauben, Dissertation Graz 1950; K. Bergdolt, Der schwarze Tod in Europa, 1994, Christina Linsboth Die Pestepidemie 1348/49, Dir. Franz Erblehner, Die Pest im Steyrtal

Die Pestsäule an der Grenze Pettenbach - Eberstalzell. | Foto: Wiesmüller
Beim "Toten Mann" in Edlbach - die Säule weist vermutlich auf einen Pestfriedhof hin. | Foto: Rumplmayr
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