Kampf gegen Krebs: Tumorzentrum vernetzt die Experten

Univ.-Doz. Primar Dr. Christoph Ausch, Leiter der Abteilung für Chirurgie am LKH Kirchdorf | Foto: gespag
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KIRCHDORF, OÖ. Für die Betroffenen und ihre Angehörigen zählt meist nur eines: wo erhalte ich die beste medizinische Behandlung? Das ist verständlich, denn der medizinische Fortschritt mit neuen erfolgreichen Therapien und Behandlungsansätzen erhöht nicht nur die Überlebenschancen, sondern schafft es zunehmend den Krebs zu kontrollieren und den Betroffenen so ein möglichst langes und beschwerdefreies Leben zu ermöglichen.

Für die Patienten und deren Angehörige ist es daher wichtig, über die onkologische Kompetenz im regionalen Spital Bescheid zu wissen. Das LKH Kirchdorf ist Teil des trägerübergreifenden, interdisziplinären Tumorzentrums der gespag und des KH der Elisabethinen Linz. Die gelebte Praxis zeigt, dass durch diese Vernetzung die Patienten von der aktuellsten Spitzenmedizin profitieren.

3200 Menschen in OÖ erkranken jährlich

Jährlich wird bei rund 38.000 Menschen in Österreich und bei rund 3200 Menschen in Oberösterreich eine bösartige Tumorerkrankung diagnostiziert – Tendenz steigend. „Hinter diesen Statistiken stehen Menschen, die sich aufgrund dieser lebensbedrohlichen Diagnose meist in einem Ausnahmezustand befinden. Durch die Vermittlung unserer medizinischen Kompetenz, die wir durch das Tumorzentrum bündeln und so auch regional garantieren können, möchten wir den Patientinnen und Patienten geben, was sie am meisten brauchen: Vertrauen“, sagt Dr.in Ingrid Federl, Mitglied des gespag- Vorstandes.

Neun Spitalsstandorte

Mit insgesamt neun Spitalsstandorten decken die beiden Allianzpartner gespag und KH der Elisabethinen Linz einen wesentlichen Teil der onkologischen Behandlung in Oberösterreich ab. Die Patienten werden im Tumorzentrum von einem multiprofessionellen Experten-Team, das sich aus Mitarbeitern von regionalen Spitälern und Schwerpunktspitälern zusammensetzt, medizinisch betreut und entsprechend begleitet. Ziel ist es, das umfassende Know-how beider Spitalsträger zu bündeln und so in punkto Behandlungs-, Evaluierungs- und Forschungsstandards ein Optimum für die Patienten zu schaffen.

Onkologische Versorgung in OÖ: Wohnortnahe Spitzenmedizin

Krebs – an kaum einer anderen Krankheit wird so viel geforscht wie an dieser. Die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten entwickeln sich rasant weiter. Heutzutage wird die Krebstherapie jedem Patienten individuell angepasst. Dafür braucht es mitunter hochgradiges Spezialwissen und besondere technische Geräte zur Diagnose und Behandlung.

Die Hauptaufgabe des Tumorzentrums liegt ohne Frage in der Qualitätssicherung der onkologischen Versorgung. Durch die gemeinsame Erarbeitung und Umsetzung der Behandlungsrichtlinien, in die das Expertenwissen aus allen Bereichen und Berufsgruppen einfließen, ist eine bestmögliche Versorgung sichergestellt. Die systematische Erhebung der Ergebnisqualität in allen Spitälern der Allianzpartner bestätigt den eingeschlagenen Weg. „Gerade in der Onkologie ist es wichtig, auf eine gute Datenbasis zurückgreifen zu können. Dies ermöglicht eine sehr individuelle Behandlung unter qualitätsgesicherten Bedingungen“, ist die Medizinerin überzeugt.

Überlebenschancen steigen

Jeder zweite Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens einmal an Krebs. „Wir kennen zwar die Zahl der Neuerkrankungen, jedoch ist nicht erfasst, wie viele Menschen derzeit mit Krebs leben“, sagt Primar Dr. Ernst Rechberger, einer der beiden Ärztlichen Leiter des Tumorzentrums sowie Ärztlicher Direktor und Leiter der Abteilung für Innere Medizin am LKH Schärding. „Unser Ziel ist es, die Krebserkrankung zu heilen oder zu kontrollieren. Oft heißt dies: Leben mit Krebs, als chronische Erkrankung, wobei die Lebensqualität der Patienten immer im Vordergrund steht.“

Die Fünf-Jahres-Überlebensrate (Diagnosestellung) lag laut Statistik Austria im Jahr 1998 bei 55 Prozent. 2008 waren es bereits 60,9 Prozent und heute sind wir etwa 66% in den westlichen Ländern.

Je nach Art der Tumorerkrankung werden die Behandlungskonzepte immer gezielter. Das Einbinden von Fachwissen verschiedener Abteilungen ist in diesem Kontext ein maßgeblicher Erfolgsfaktor.

Um den Informationsfluss zu erleichtern, haben sich in der Onkologie sogenannte Tumorboards durchgesetzt. „Im Tumorzentrum – dem übergeordneten Setting – werden eben nicht nur eingebrachte Fälle besprochen, sondern liegt ein Hauptaugenmerk auch in der Erarbeitung und Implementierung von Therapieleitlinien für die verschiedenen Tumorerkrankungen“, informiert der Onkologe.

Derzeit werden folgende Leitlinien bereits in jedem Spital des Tumorzentrums angewandt und ermöglichen so überall eine garantiert gleichartige, qualitätsgesicherte, Behandlung nach neuesten Erkenntnissen:

• Darmkrebs
• Magenkrebs
• Brustkrebs
• Lungenkrebs
• Bauchspeicheldrüsenkrebs • Neuroendokrine Tumore
• Hodenkrebs
• Lymphknotenkrebs
• Nierenkrebs

Neben der Empfehlung zur optimalen Diagnostik und Therapie umfassen die Leitlinien klare Vorgaben der abgestuften Versorgung. Dazu zählt beispielsweise die Notwendigkeit eines Transfers an das nächstgelegene Spital, wenn die Leistung im wohnortnahen Spital nicht angeboten wird.

Aber auch den Rücktransfer, wenn eine Leistung (wie zum Beispiel die Verabreichung einer Chemotherapie) mit gleicher Qualität wohnortnah durchgeführt werden kann.

Erleichterter Zugang zu Studien

Die erarbeiteten und ständig aktualisierten Leitlinien stehen online zur Verfügung. Dort ist für den behandelnden Onkologen auch dokumentiert, ob an einem anderen Spital des Tumorzentrums eine Studie läuft und ob für den Patienten die Möglichkeit zur Teilnahme besteht. Der dadurch erleichterte Zugang zu derartigen Studien bietet einen zentralen Vorteil. Die Möglichkeit überhaupt an einer Studie teilnehmen zu können, setzt eine gewisse Zahl an Probanden voraus. Quantitative Vorgaben, die bis dato in regionalen Spitälern nur schwer zu erreichen waren und daher primär im Zentralraum erzielt wurden. Rechberger dazu: „Viele bringen fälschlicherweise immer noch den Begriff ‚Studien’ mit ‚Experiment’ in Verbindung. Patientinnen und Patienten haben vielmehr dadurch Zugang zu innovativen Therapiekonzepten, die Aussicht haben, erfolgreicher zu sein als jene, die bisher üblich waren. Das kann letztendlich ein maßgeblicher Überlebensvorteil sein.“

Regionale Versorgung: Krebsbehandlung im LKH Kirchdorf

Die regionale Versorgung bedeutet gerade bei Krebspatienten eine Steigerung der Lebensqualität, denn die Zeit der Therapie wird ohnehin als sehr belastend empfunden.

Zusätzlicher Aufwand, wie etwa lange Wegstrecken, kosten da doppelt Kraft. Nicht zu unterschätzen ist zudem auch der soziale Aspekt, Angehörigen und Freunden räumlich näher zu sein. Wurde aus der akuten Krebserkrankung eine chronische, spielen diese Faktoren eine noch bedeutendere Rolle.

„Entscheidend ist jedoch, das Gefühl auch zu Hause in besten Händen zu sein“, sagt Univ.-Doz. Primar Dr. Christoph Ausch, Leiter der Abteilung für Chirurgie am LKH Kirchdorf, der mehrmals im Monat an der Expertenrunde zur Besprechung der eingebrachten Fälle des oberösterreichweiten Tumorzentrums teilnimmt. Der Informationsfluss über Neuerungen ist damit garantiert. „Besonders bereichernd empfinde ich den Austausch mit den Kollegen und die persönlichen Kontakte, die über eine reine Wissensvermehrung hinausgehen“, beschreibt Ausch.
Die Kooperation ermöglicht es den Ärzt/-innen aus Kirchdorf außerdem, spezifische Ausbildungen im Tumorzentrum zu absolvieren.

Wöchentliches interdisziplinäres Tumorboard im LKH Kirchdorf

Ein Mal in der Woche treffen sich Experten aus den verschiedenen Fachrichtungen am LKH Kirchdorf, um für die Patienten im hauseigenen Tumorboard eine Therapieempfehlung zu erarbeiten. Mit dabei sind die Disziplinen: Radiologie, Chirurgie, Internistische Onkologie und fallbezogen Gynäkologie und Pathologie. Rund vier bis fünf Fälle werden in diesem Tumorboard besprochen.

Bei Bedarf gibt es hier auch die Chance, fachspezifische Informationen eines Spezialisten des Tumorzentrumspartners einzuholen. Moderne Telekommunikation macht heute vieles möglich. Ein internes EDV-System erleichtert auch im LKH Kirchdorf den Zugang zu den notwendigen Daten erheblich.

Besondere Kompetenz hat die chirurgische Abteilung im LKH Kirchdorf bei der Behandlung im gastrointestinalen Bereich (= den Magen-Darm-Trakt betreffend). Die Experten im Haus wissen, dass bei sehr komplexen oder seltenen Erkrankungsformen eine spezialisierte Einrichtung in einem Schwerpunkt-Spital, wie z.B. dem LKH Steyr, der richtige Ort zur Behandlung ist. So werden Eingriffe bei Karzinomen der Leber- oder Bauchspeicheldrüse bzw. der Schließmuskulatur gemeinsam mit der chirurgischen Abteilung in Steyr durchgeführt.

Ausch: „Wichtig ist die Botschaft an die Patientinnen und Patienten, dass wir die richtige Anlaufstelle sind und sie sicher sein können, dass wir unsere Grenzen kennen, diese nicht überschreiten und auch keine Hemmungen haben, sie im Bedarfsfall in ein anderes Spital zu überweisen.“

Als „sehr hilfreiches Werkzeug“ bezeichnet der Chirurg die Behandlungsleitlinien des Tumorzentrums. „Diese Leitlinien sind äußerst praxisrelevant und jeder weiß, was zu tun ist. Dies gewährleistet, dass alle Spitäler im Tumorzentrum die gleiche Diagnostik und Therapie durchführen.“

www.tumorzentrum.at

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