Kremsmünster bekommt Jugendwohnhaus für unbegleitete minderjährige Fremde
Wohnhaus für bis zu 30 Jugendliche in Kremsmünsters ehemaligem Gerichtsgebäude
KREMSMÜNSTER. Einige tausend Flüchtlinge kommen nach Österreich und immer mehr von ihnen sind so genannte "unbegleitete minderjährige Fremde (UMF)", also Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, die ohne Eltern nach Österreich gekommen sind. Gegenwärtig befinden sich rund 900 von ihnen in Traiskirchen und warten auf einen Betreuungsplatz in den Bundesländern. Das Land OÖ beauftragte daher verschiedene Non Profit Organisationen (NPO) mit der Betreuung der Flüchtlinge. Eine dieser NPO´s ist die Volkshilfe OÖ.
Die Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung (FMB)
Die Volkshilfe FMB ist eine nichtstaatliche NPO, die im Auftrag des Landes Oberösterreich die Betreuung von Flüchtlingen übernommen hat. In der Betreuung von Jugendlichen ist die Volkshilfe OÖ bereits seit dem Jahr 1998 aktiv und versorgt als Auftragnehmerin des Landes OÖ die Jugendlichen im Rahmen der gesetzlichen und vertraglich festgelegten Rahmenbedingungen.
Gegenwärtig wird in den Jugendwohnhäusern der Volkshilfe FMB knapp 130 Jugendlichen in OÖ ein Platz geboten. Da sich noch immer unzählige UMF in Erstaufnahmestellen ohne entsprechender Betreuung befinden, hat das Land OÖ die Volkshilfe FMB damit beauftragt, zusätzliche Jugendquartiere zu eröffnen. Als ein solches Haus hat sich das ehemalige Gerichtsgebäude in Kremsmünster angeboten, welches der Bundesimmobilienagentur (BIG) gehört.
Konkrete Situation in Kremsmünster
Bürgermeister Gerhard Obernberger: „Ich wurde von der zuständigen Landesrätin Gertraud Jahn telefonisch informiert, dass die Volkshilfe im Auftrag des Landes mit der BIG einen Mietvertrag für das ehemalige Gerichtsgebäude in Kremsmünster abgeschlossen hat. Insgesamt sollen ab Juli 2015 maximal 30 männliche Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren in diesem Zentrumsgebäude untergebracht werden.
Aus menschlicher Sicht befürworte ich diese Vorgangsweise, muss jedoch nun ganz besonders die veränderte Situation für Kremsmünster und deren Bewohner im Auge behalten und klären. Dazu habe ich zuerst mit Herrn Pfarrer Pater Arno Jungreithmayr und den Fraktionen ÖVP, SPÖ, FPÖ und GRÜNE Kontakt aufgenommen. Dabei haben wir einvernehmlich vereinbart, dass wir den Jugendlichen und der Volkshilfe positiv gegenüberstehen und unsere Hilfe anbieten werden.
Kremsmünster hat eine lange Tradition bei der Integration von Flüchtlingen und dies bisher immer gut gemeistert. Andererseits muss auch das Miteinander und das Einfügen in die örtliche Struktur gegeben sein. Wir werden natürlich auch auf die Ängste und Bedenken der Anrainer eingehen. Weiters wurde bereits ein interner Termin mit den Verantwortlichen des Landes und der Volkshilfe vereinbart, um die offenen Punkte zu besprechen“.
Die Struktur eines Jugendwohnhauses
Den gesetzlichen Hintergrund für die Betreuungsform bildet das Landesgesetzblatt für Oberösterreich Jahrgang 2004, Nr. 93 / Artikel 7 Sonderbestimmungen und der Kriterienkatalog für UMF-Quartiere in Oberösterreich. Die Obsorge und die rechtliche Vertretung der Jugendlichen obliegen der zuständigen Kinder- und Jugendhilfe. Von Seiten der Volkshilfe FMB wird mit folgender Struktur in den Häusern gearbeitet.
Einsatzleitung
Die Einsatzleitung bildet die Schnittstelle zwischen Abteilungsleitung den jeweiligen Teams vor Ort (BetreuerInnen, den Zivildienern und PraktikantInnen, VolontärInnen sowie den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen).
Aufgaben sind die Umsetzung, Koordination und Kontrolle der pädagogischen Arbeit anhand des Konzeptes und der Betreuungspläne. Auch trägt er/sie die Verantwortung für die anvertrauten Jugendlichen und im Rahmen der jeweiligen Zuständigkeit die Finanzverwaltung und Anlagenverwaltung.
Der Einsatzleitung wird eine Stellvertretung zur Seite gestellt. Diese übernimmt die Leitung im Stellvertretungsfall.
Betreuer
Die Teams in den Jugendwohnhäusern bestehen aus sieben bis acht sozialpädagogischen BetreuerInnen. Sie sind je nach Dienstzeiten lt. Dienstplan anwesend und in einer Doppelfunktion tätig. Einerseits sorgen sie als TagesbetreuerInnen für einen geregelten Ablauf, andererseits sind sie als BezugsbetreuerInnen für die jeweils ihnen zugeteilten Jugendlichen verantwortlich.
Psychologen/Therapeuten
Für die psychologische Unterstützung der unbegleiteten minderjährigen Fremden steht den Jugendwohnhäusern jeweils eine projektinterne PsychologIn oder TherapeutIn zur Seite.
Hausaufsicht
Das als Hausaufsicht beschäftigte Personal deckt die Nachtdienste ab und ist im Haus, wenn Tages- oder Wochenendausflüge durchgeführt werden. Der Dienstantritt der Nachtdienst-MitarbeiterInnen beginnt um 19:45 Uhr und endet um 07:45. Somit ist eine durchgehende Betreuung der Jugendlichen und eine ordnungsgemäße Dienstübergabe gewährleistet. Zusätzlich gibt es während dieser Stunden eine Rufbereitschaft des pädagogischen Personals.
Zivildiener
Zur Unterstützung der Betreuer für die Arbeiten im administrativen und organisatorischen Bereich hilft in jedem Jugendwohnhaus – nach Verfügbarkeit - ein Zivildiener mit.
Ehrenamtliche – Patenschaftsprojekt dUNDu
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen unterstützen die Jugendlichen beim Deutschlernen und helfen ihnen bei ihren Schulaufgaben. Sie veranstalten Freizeitangebote und zeigen ihnen ihr eigenes Familienleben. Das fördert die Integration und das schließen von Freundschaften und Beziehungen. Es wird versucht, in den Häusern ein Patenschaftssystem aufzubauen, welches strukturiert von einer Mitarbeiterin / einem Mitarbeiter betreut wird. Dabei handelt es sich nicht um eine finanzielle Patenschaft. Im Vordergrund soll das Verbringen gemeinsamer Zeit im Rahmen einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung stehen.
DolmetscherInnen
Dolmetscher arbeiten auf Honorarbasis und werden je nach Bedarf in den Jugendwohnhäusern eingesetzt. Sie führen auch schriftliche Übersetzungen in die jeweiligen Muttersprachen durch (zB die Hausordnung).
Resümee
In Summe sind in einem UMF-Quartier zwischen 20 und 25 Personen ganz- oder teilzeitbeschäftigt. Diese stehen als Betreuer einerseits, aber auch als Ansprechpersonen für die ortsansässige Bevölkerung gerne zur Verfügung. Daraus folgt, dass das Personal in einem UMF-Quartier auch immer ein wichtiger Bestandteil der täglichen Integrationsarbeit ist.
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