"Raunacht’ san vier, zwoa foast und zwoa dürr"

Das Kletznbrot kam nach der Christmette auf den Tisch | Foto: Ally/Fotolia
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MOLLN (wey). "Mit dem Advent beginnt die stillste Zeit im Jahr – so hieß es in unseren Kindertagen", sagt Regina Berger. Die Mollnerin ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und beschäftigt sich unter anderem mit heimischem Brauchtum und der Mundart. Sie weiß: "In der zunehmenden Hektik erinnern wir uns gerne zurück an die geheimnisvollen Abende und Raunächte." Räucherrituale haben in unserer Zeit wieder mehr an Bedeutung gewonnen. Mit bestimmten Kräutern, Harzen und Gewürzen kann man ein angenehmes Wohnklima schaffen. "Die Rituale haben sich an die moderne Zeit angepasst, ohne das Althergebrachte vergessen zu lassen", so Berger.

Früher saßen die Hausleute abends nach der Stallarbeit gemeinsam in der Stube und verrichteten Handarbeiten. Dabei erzählten die „Großen“ oft schöne oder schaurige Geschichten, und die Kinder hörten gerne und aufmerksam zu.

Eine Zeit voller Mythen

"Mit dem 21. Dezember begann nach alter Überlieferung eine Zeit voller Mythen und Rituale", erzählt Berger. "Trotz tiefer Volksfrömmigkeit hatten unsere Urahnen einen Hang für übersinnliche Wahrnehmungen und eine Anfälligkeit für okkulte Handlungen und Liebeszauber. Der Reiz Schicksalsjahre vorherzusehen und beeinflussen zu können, kommt auch heute zum Ausdruck."

„Raunacht´san vier, zwoa foast, und zwoa dürr“ – dieser alte Vers lässt auf eine damalige Fastenregel schließen. Denn an Heiligabend und an Silvester war früher bis Mittag zu fasten. Dies fiel besonders in diesen Tagen schwer, da es im ganzen Haus nach Köstlichkeiten duftete. Bei Einbruch der Dunkelheit, rüstete man sich zum „Raugga geh´“. Etwas Holzglut wurde aus dem großen Herd genommen, in ein altes Räuchergefäß gefüllt und mit den kostbaren Weihrauchkörnern bestreut. Durch das Schwenken des Gefäßes blieb die Glut rot, und würzig duftender Rauch erfüllte die bäuerliche Küche. Das war etwas Feierliches! Regina Berger: "Der Vater machte sich nun mit dem Weihrauchkessel auf den Weg durch alle Räume des Hauses, über den Innenhof in den Stall und zu den Erntevorräten. Ich folgte ihm nach und durfte das Räucherritual durch Besprengen mit Weihwasser absegnen. Alsbald sollten sich dann alle Hausbewohner in der Stube einfinden und um das Räuchergefäß einen Kreis bilden." Nun folgte das „Rauggabetn“ – eine ganz eigentümliche, im Dialekt gesprochene Gebetsfolge. Beginnend mit dem Glaubensbekenntnis, drei Vaterunser mit Ave Maria, "und dazwischen ein Refrain, der sich so seltsam anhörte, dass uns unsere kindliche Andacht jedes Mal abhanden kam", erinnert sich Berger.

Das Rosenkranzgebet mit Litanei gehörte früher in fast allen Familien zur Feier der „Heilig´ Nocht“ und wurde ebenso an Silvester und am 5. Jänner gemeinsam gebetet.

Kletznbrot nach der Christmette

Nach der Christmette wurden Köstlichkeiten aus Küche und Keller aufgetischt und endlich auch das selbstgebackene Kletznbrot angeschnitten. Das Vieh bekam die Störibrote. Sie waren aus den Resten der Dörrfrüchte gebacken. Die Mollnerin erzählt: "Um Mitternacht konnte man den Tieren im Stall zuhören, ob sie gut oder schlecht über ihre Bauersleute sprachen. Das geschah nur in der Heiligen Nacht."

Hütlheben und Bleigießen - Brauchtum zu Silvester

Das Kletznbrot kam nach der Christmette auf den Tisch | Foto: Ally/Fotolia
Regina Berger aus Molln schreibt über regionales Brauchtum und Mundart. | Foto: Privat
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