BirdLife Oberösterreich
Sorgenkinder sind die Feld- und Wiesenvögel

Hans Uhl ist Leiter der Vogelschutzorganisation BirdLife Oberösterreich
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  • hochgeladen von Franz Staudinger

Hans Uhl ist Leiter der Vogelschutzorganisation BirdLife Oberösterreich. Der Schlierbacher Ornithologe weiß, wie es um unsere heimische Vogelwelt bestellt ist. Die BezirksRundSchau hat Ihn zum Gespräch getroffen.

Was genau macht BirdLife Österreich und welche Aufgaben hat Ihre Organisation?
Uhl: Wir setzen uns für den Schutz aller wildlebenden Vögel ein. Basis dafür ist die Erforschung der heimischen Vogelwelt. Z. B. haben auf unserer Online-Plattform www.ornitho.at österreichweit 9700 Melderinnen bislang 11 Millionen Vogelbeobachtungen gesammelt. Ein weiteres Beispiel ist unser Monitoring der häufigen Brutvögel, in dem ehrenamtliche Ornithologinnen seit 1998 jährlich zählen, wie sich die Bestände von der Amsel bis zum Zaunkönig entwickeln. Dieses Wissen nutzen wir einerseits, um bei der Politik besseren Schutz für unsere Natur zu erreichen, andererseits um Schutzprojekte für bedrohte Arten zu organisieren, in OÖ z. B. für Rotmilan und Bekassine.

Wie hat sich der Bestand der Singvögel in unserer Region Kirchdorf in den letzten Jahren entwickelt?
Generell sind unsere größten Sorgenkinder die Feld- und Wiesenvögel, weil die flächendeckend maschinelle Nutzung dieser Lebensräume kaum mehr Bruterfolge für Bodenbrüter zulässt. Früher bei uns vorkommende Arten, wie das Braunkehlchen und der Wiesenpieper sind deshalb ausgestorben. Bei den Siedlungs- und Gartenvögeln schaut es deutlich besser aus. Die Bestände der häufigsten Arten wie Haussperling und Kohlmeise zeigen sich stabil, der Stieglitz nimmt sogar zu, einige Arten weisen hingegen starke Bestandsrückgänge auf, z. B. Girlitz und Mauersegler.

Ich konnte letzten Winter wieder mehr Grünfinken beim Futterhaus beobachten. Hat sich der Bestand der Grünfinken nach der Virus-Infektion schon erholt?
Nein. Dazu liefern unsere Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“ und das Brutvogelmonitoring verlässliche Daten. Obwohl die, häufig Grünlinge befallene parasitäre Erkrankung Trichomoniasis, jetzt im Sommerhalbjahr auftritt, schmälern die Verluste auch die Winterbestände. In Oö. wurden im Jänner 2023 um ein Drittel weniger Grünfinken gezählt als ein Jahr zuvor. Auch die Frühjahrszahlen sind weiterhin sehr niedrig. Übrigens gibt es in der Region Hinweise auf aktuelle Ausbrüche dieser Krankheit. Sollten kranke oder tote Grünfinken gefunden werden, bitte jedenfalls die Fütterung sofort und ganz einstellen!

Ganz besonders waren auch die großen Schwärme an Erlenzeisigen. Die kamen sonst nur vereinzelt in unseren Garten. Wie lässt sich das erklären?
Wie stark Erlenzeisige im Winter an unseren Futterstellen auftauchen, hängt u. a. vom Nahrungsangebot in Nord- und Osteuropa ab. Wenn dort wenig Nahrung zu finden ist, kann es sein, dass Hunderttausende zu uns kommen. Auch wenn die Alpen tief verschneit sind, bringt das diese Körnerfresser mehr an die Futterhäuser in den Tallagen.

Wie hat sich der Bestand der Amsel entwickelt, welche in der Vergangenheit von einer Virus-Krankheit betroffen war.
Das durch Stechmücken übertragene Usutu-Virus kann massenhafte Todesfälle bei Vögeln verursachen. Mehrfach war die Amsel davon betroffen. Trotzdem zeigen sich die Amsel-Bestände in Österreich in den letzten Jahren weitgehend stabil.

Viele Personen meinen, dass sie auch im Sommer füttern sollte. Ist das wirklich notwendig und sinnvoll?
Viel entscheidender ist zur Brutzeit ein ausreichendes Angebot an natürlicher Nahrung, die vor allem durch naturnahe Gartengestaltung gefördert wird. Nur so können die Vogeleltern ihre Jungen mit der notwendigen Insektennahrung versorgen. Mit einer zusätzlichen Fütterung im Sommerhalbjahr schadet man den Vögeln in der Regel nicht. Es sollte jedoch ganz besonders auf Hygiene geachtet werden, um die Gefahr von Krankheitsübertragungen an den Futterstellen zu minimieren.

Was kann jeder Einzelne tun, um den heimischen Singvögeln am besten zu helfen?
Das hängt stark davon ab, welches Stück Land der Einzelne bewirtschaftet. Land- und Forstwirte sowie Kommunen tragen eine übergeordnete, große Verantwortung. Gartenbesitzern kann ich nur empfehlen, möglichst naturnahe zu gärtnern und wo irgendwie möglich ein Stück „Wildnis“ zuzulassen, sei es auch noch so klein. Letztendlich können alle Menschen bei ihren Aufenthalten in der Natur hilfreich sein, durch möglichst rücksichtsvolles Verhalte allen Wildtieren gegenüber.

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