Die Kunst der Paramentik
Vom Taufkleid bis zum päpstlichen Gewand

Diese Priesterstola zeigt Maria Magdalena in einer ungewöhnlichen Darstellung und wurde mit dem OÖ. Handwerkspreis in der Kategorie "Mode und Lifestyle" ausgezeichnet. | Foto: Paramentik der Benediktinerinnen Steinerkirchen
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  • Diese Priesterstola zeigt Maria Magdalena in einer ungewöhnlichen Darstellung und wurde mit dem OÖ. Handwerkspreis in der Kategorie "Mode und Lifestyle" ausgezeichnet.
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WARTBERG. Die Kunst der Paramente ist wenigen bekannt — und das obwohl fast jeder von uns schon eines getragen hat. Denn Paramentik umfasst alle Textilien, die im liturgischen Gebrauch sind. Dazu zählen Taufgewänder, Fahnen und Himmel, aber auch Priesterstolen. Eine solche wurde letzte Woche mit dem OÖ. Handwerkspreis in der Kategorie "Mode & Lifestyle" geehrt. Entworfen wurde sie von der Wartberger Paramentenmacherin Roswitha Strasser. Sie arbeitet seit mehr als 30 Jahren bei der Paramentik der Benediktinerinnen Steinerkirchen, wo schon Gewänder für Papst Johannes Paul II und Papst Franziskus hergestellt wurden.

Alte Kunst in neuer Zeit
Die ausgezeichnete Stola wurde vom steirischen P. Mario Brandstätter in Auftrag gegeben, nachdem er eine unvollständige Figur der Maria Magdalena beim Aufräumen gefunden hatte. 35 Arbeitsstunden später ist die Figur in eine neue Stola eingearbeitet und Maria Magdalena nicht mehr länger der Rest einer Stickerei. Durch den Entwurf der Wartbergerin lässt die Heilige das Dunkel des Grabes hinter sich und sieht den auferstandenen Jesus, ohne ihn zu erkennen. "Für mich ist das Besondere an diesem Stück, dass diese alte, unvollständige Stickerei in modernisierter Form wieder ihrer Bestimmung zugebracht werden kann", sagt Roswitha Strasser. Durch ihre Hände gingen auch schon die Himmel von Spital am Pyhrn und Micheldorf, die Fahnen von Wartberg und zahlreiche Priestergewänder für die Stifte Kremsmünster und Schlierbach.

Mode & Wandel unterworfen
"Die Paramente sind sehr wohl auch Modeströmungen unterworfen", erzählt Roswitha Strasser. Auch der kirchliche Wandel zeigt sich in der Kleidung. So fingen Priester ab den späten 60er-Jahren an, Tuniken und Überstolen statt dem klassischen Messgewand zu tragen. Zugleich wurde die Vorderseite der Gewänder kunstvoller bestickt, denn der Altar war nun zum Volk gewandt. Auch die Kunden sind heute andere: Waren es vor 30 Jahren noch fast ausschließlich Männer, sind heute etwa 40 Prozent Frauen. Die größere Anzahl an Laien, die in der katholischen Kirche mitwirken, bringt auch neue Herausforderungen. "Messgewänder sind für Laien verboten. Trotzdem will man auch Pastoralassistenten, Diakone und Wortgottesdienstleiter im Farbkanon einkleiden", erzählt Strasser. Mit Schals und schräg getragenen Stolen wird dieser Wunsch verwirklicht.

Verschwindende Kunstform
Nur noch zwei Paramentikwerkstätten gibt es heute in Oberösterreich. Damit die jahrhundertealten Techniken nicht verloren gehen, werden in Steinerkirchen Lehrlinge zu Gold-, Silber-, Perlenstickern ausgebildet. Auch das Beschaffen von Materialien mit hoher Qualität wird immer schwieriger. Handgewebte Stoffe werden in Deutschland hergestellt, Seide aus Indien importiert. Zum Teil werden Stoffe und Garne auch direkt in Steinerkirchen gefärbt.

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