Weitblick statt Tunnelblick

Maria Buchmayr, Naturschutzsprecherin der Grünen OÖ. | Foto: Grüne OÖ
  • Maria Buchmayr, Naturschutzsprecherin der Grünen OÖ.
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PYHRN-PRIEL. Ein 4,5 Kilometer langer Tunnel soll vom Schafferteich in Vorderstoder hinauf ins Frauenkar die beiden Skigebiete Hinterstoder und Wurzeralm verbinden. Das Zwischenstück wird - laut Aussendung der Grünen OÖ - durch sechs neue Liftanlagen hinauf zur Steyrsbergreith und zur Schmidleitenreith unter Einbindung der Hackl-Lifte bewältigt. Die Projektbetreiber erwarten sich mit einer Investitionssumme von mindestens 150 Mio. Euro einen deutlichen Zuwachs von Gästeeintritten und Wertschöpfung.

Für die nachhaltige, zukunftsfähige Weiterentwicklung des Tourismus in der Pyhrn-Priel-Region präferieren die Grünen OÖ den Ausbau des Ganzjahres-Tourismus und die Modernisierung der Infrastruktur auf der Wurzeralm. Eine Fokussierung der Investitionspläne auf den Winterski-Tourismus-Ausbau in Vorder- und Hinterstoder bringe die Region nicht weiter, weil Klimaprognosen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und demographische Entwicklung dem widersprechen. „Im gesamten Alpenraum stellen sich Tourismusregionen schon jetzt um: Vom Winter- hin zum Sommertourismus, speziell in tiefen Lagen“, stellt Maria Buchmayr, Landessprecherin der Grünen OÖ, fest. „Wir brauchen Weitblick und keinen Tunnelblick!“, so Buchmayr weiter.

Im Tourismusprogramm der Region und in vielen Köpfen dominiert aber immer noch die Vision, dass die Schigebiete Wurzeralm und Hinterstoder verbunden werden sollen um mit anderen Schigebieten in OÖ konkurrenzfähig zu bleiben. Hier braucht es einen Schwenk im Denken und Handeln. Dann profitiert auch die Region langfristig davon. Abgesehen von den Skigebiets-Verbindungsplänen erachten wir die anderen vorgeschlagenen Maßnahmen des Masterplan 2020 der Region Pyhrn-Priel für sehr sinnvoll. Konkret schlagen wir für die Region Hinterstoder, Vorderstoder und Wurzeralm folgendes vor:

Wurzeralm-Infrastruktur modernisieren

Die Wurzeralm, ein schneesicheres, bestehendes Schigebiet, wird laut Buchmayr derzeit vernachlässigt und es wird der Eindruck vermittelt, als ob alle Erneuerungen vom Zusammenschluss der Wurzeralm mit der Höss abhingen. Die Grünen fordern, dass die bestehende Infrastruktur auf der Wurzeralm modernisiert wird. Dazu zählt der Sessellift ins Frauenkar, der nur zweisitzig und langsam ist und keinen ausreichenden Schutz gegen Wind, Kälte oder Nässe bietet. Auch inhaltlich braucht das Angebot eine Attraktivierung: „Im Winter sollte sich die Region als Gebiet fürs Familienskifahren, Skitourengehen, Winterwandern, Schneeschuhwandern und Langlaufen (z.B. unter dem Slogan "Allround-Familien-Winter-Fit-Arena") positionieren. Im Sommer bietet sich der Ausbau zur „Familien-Erlebnis-Alm“ an“, schlägt Buchmayr vor. Es geht hier um einen Ausbau der Stärken und das Ausnutzen naheliegender Potenziale, so wie das auch im Masterplan 2020 der Region Pyhrn-Priel vorgeschlagen wird.

Tourismus in Vorderstoder und Hinterstoder neu orientieren

Die Gewohnheiten der Wintersportler ändern sich: Bereits jetzt fahren rund die Hälfte der Winternächtigungsgäste in der Region nicht mehr Alpinski. „Viele Wintersportler kommen wegen der zauberhaften und unberührten Landschaft, um Ruhe und Entschleunigung sowie ehrliche Gastfreundschaft zu erfahren, weitab von Industriegebieten oder Massentourismus. Das ist die Zukunft im heimischen Tourismus, und das zeigen auch TourismusforscherInnen seit langem auf“, so Buchmayr.

Aufgrund der der Klimaerwärmung ändern sich die Urlaubsgewohnheiten weiter: Laut aktuellen Studien ist unter 1300 m Seehöhe kein sicherer Schneedeckenaufbau möglich und im Sommer werden höhere Lagen durch wärmere Temperaturen für den Tourismus erschließbar.

"Änderung des Geschäftsmodells"

In der Tourismusbranche bedarf es daher vor allem für den Wintertourismus aufgrund des Klimawandels einer grundlegenden Änderung des Geschäftsmodells. Wegen der Schneeunsicherheit in den tiefen Lagen der Pyhrn-Priel-Region müssen Alternativangebote entwickelt werden, die dafür sorgen, dass die Abhängigkeit vom Skitourismus reduziert wird und die Angebote in Richtung Ganzjahrestourismus flexibilisiert und diversifiziert werden. Das entspricht auch dem Masterplan 2020 der Region Pyhrn-Priel. Diese Maßnahmen sollen auch den Herbst- und Frühjahrstourismus, also die Vor- und Nachsaison stärken.

Konkret sehen die Grünen folgende Potenziale, die gegenüber der aktuellen Situation noch stärker genutzt werden können:

Emotion statt All-Inclusive: Gäste suchen die Einfachheit, „das Echte“
in der Betonung regionaler Besonderheiten, wie z. B. Kultur, Handwerk, Bio-Lebensmittel, Landschaft (Gäste suchen das Ortstypische);
im gemeinsamen Erleben, Draußensein und Naturerleben als ein gesundheitsfördernder Wert und als Gegenpol zu unserer virtuellen und hektischen Welt;
in der Befriedigung von Genuss, wo auf Individualität der Gäste Rücksicht genommen wird (Gäste suchen Entspannung und Gesundheit - Wellness);
in der umweltfreundlichen und klimaschonenden Anreisemöglichkeit und der Sicherung von Mobilität vor Ort;
in der breiteren terminlichen Streuung, um zu den Ferienzeiten die zeitlich konzentrierten Tourismusströme zu entzerren (schrittweise Ausdehnung der Wandersaison von derzeit Mai auf März oder April und bis in den späten Herbst hinein)

Projektideen für die gesamte Region

„Wenn der Schnee nicht mehr ausreicht zum Skifahren, muss man eben andere Wege gehen. Das ist der nachhaltige Tourismus, den wir propagieren: Natur erleben!“, fasst Buchmayr zusammen. Es ist beispielsweise auch ein tolles Erlebnis, bei wenig Schnee durch die Natur zu wandern (mit und ohne Schneeschuhen) oder auch bei kalten Temperaturen mit dem Mountainbike zu fahren.“

Konkret wäre folgendes möglich:
Vorderstoder wird „Bergsteigerdorf“ nach der Initiative des Alpenvereins. Hinterstoder ist bereits Mitglied der Kooperation „Alpine Pearls“. Die derzeit 27 Perlen der Alpen werben mit nachhaltigem Urlaub im Einklang mit der Umwelt (www.alpine-pearls.com/).
Wiederbelebung des geschlossenen Tierparks Enghagen mit dem Kinderspielpark
Erneuerung und Ausbau des Hallenbads Spital am Pyhrn (wie es der Masterplan vorgesehen hat)
Sicherung der Finanzierung der Biathlon- & Langlauf Arena Pyhrn-Priel in Rosenau am Hengstpass. Zusätzlicher Ausbau zu einem Kompetenzzentrum für nordische Sportarten. Weltweit praktizieren viel mehr Menschen nordischen Wintersport als Alpinskilauf.
Aufbau eines Holzkompetenzzentrums rund um die Türenfabrik Dana und den Furnier-Hersteller Rohol sowie sonstiger Tischlereien in der Region.

Tunnelprojekt inklusive reinem Skitourismusausbau abblasen

Viele Argumente sprechen gegen den Bau eines rund 4,7 km langen Tunnels quer durch das Warscheneck. Aber auch die Erweiterung des Skigebiets Höss- Hinterstoder zur Wildalmleiten bzw. den Anschluss von Vorderstoder an die Höss ist einseitig gedacht. Problematisch sind insbesondere:
die Schneeunsicherheit und die dafür geplante künstliche Beschneiung, da alle Pisten von der Höss nach Vorderstoder unter 1.200 m Seehöhe liegen. Die Beschneiung hat negative Folgen auf den Wasserhaushalt und erhöht die Betriebskosten für wenige Pistenkilometer (weniger als 4 km) überproportional.
die Beeinträchtigung des harmonischen Landschaftsbildes durch technische Infrastrukturanlagen und dadurch Einbußen im Sommertourismus.

"Lehnen Ausbauprojekte entschieden ab!"

„Wir Grüne lehnen diese massiven Ausbauprojekte ganz entschieden ab. Bei ergänzenden Anlagen muss genau analysiert und abgewogen werden. Grundsätzlich sehen wir künstliche Beschneiung aufgrund des hohen Wasser- und Energieverbrauchs aber sehr kritisch – vor allem in den schneeärmeren niedrigeren Regionen unter 1.300 Höhenmetern“, stellt Naturschutzsprecherin Maria Buchmayr fest. Nur wenn Pisten punktuell künstlich beschneit werden müssen, um den Skibetrieb zu ermöglichen, ist das vertretbar. Hier sind der Natur- und Landschaftsschutz ein wichtiger Rahmen. Und wir glauben, dass sich die Investitionen in diese Technologien aufgrund der zukünftigen klimatischen Bedingungen auf Dauer nicht rechnen werden.

Finanzierung

In der Vergangenheit sind viele Projekte und Qualitätsoffensiven an der Finanzierung gescheitert. Buchmayr: „Für das Tunnelprojekt sind auf einmal mehrere dutzend Mio. Euro aus dem öffentlichen Fördertopf kein Problem mehr? Dabei könnten mit einer solchen Summe viele kleine Unternehmen und Initiativen gefördert werden, die im Einklang mit Mensch und Natur stehen“, sagt Buchmayr. „Wir fordern deshalb, dass Steuergeld künftig nur für wirtschaftlich nachhaltigen und naturnahen Berg- und Kulturlandschaftstourismus eingesetzt wird“, so Buchmayr abschließend.

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