Wert und Wertschätzung für heimische Lebensmittel

Vertreter der heimischen Landwirte weisen auf Gütesiegel hin, die dem Konsumenten Orientierung geben. Rechts: Bauernbund-Bezirksobmann Franz Karlhuber
  • Vertreter der heimischen Landwirte weisen auf Gütesiegel hin, die dem Konsumenten Orientierung geben. Rechts: Bauernbund-Bezirksobmann Franz Karlhuber
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BEZIRK (wey). Die Landwirtschaft ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie sichert die Lebensgrundlagen, versorgt uns mit gesunden und hochwertigen Nahrungsmitteln und trägt zur Pflege und zum Erhalt der Kulturlandschaft bei.
Bei einer Sympathiekundgebung am Samstag, 23. Jänner, bei vielen Großmärkten des Bezirks, geht es darum, Werbung für heimische Lebensmittel zu betreiben und den Konsumenten vor Augen zu führen, worum es beim Einkaufen geht.

"2015 war schwieriges Jahr"
"Das Jahr 2015 war für die Bauern sehr schwierig", schildert Bauernbund-Bezirksobmann Franz Karlhuber. Die Preise sind gefallen, der gesamte landwirtschaftliche Bereich unterliegt einem enormen Wettbewerbsdruck. Die Milch- und Schweinebauern trifft es besonders stark. Der Bezirk produziert rund 50 Millionen Tonnen Milch. Derzeit bekommen die Bauern acht Cent weniger pro Liter. Bei den Schweinen – rund 150.000 Tiere gibt es im Bezirk – fehlen zirka 12 Millionen Euro. "In der letzten Förderperiode wurden mehr als 100 Millionen investiert", sagt Karlhuber. "Das Investitionsverhalten ist derzeit gebremst, bei den Schweinen ist es zum Erliegen gekommen." Umso wichtiger sei es, so Karlhuber, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Der Bauernbund will daher mit der Sympathieaktion "Genuss von dahoam bringt’s" gemeinsam mit dem Lebensmitteleinzelhandel ein Zeichen setzen. "Wir suchen das Gespräch mit den Kunden und informieren diese über die Leistungen der Landwirtschaft für die Gesellschaft", so Bezirksbäurin Sonja Kiniger. "Die Konsumenten sind die wichtigsten Verbündeten, wenn es um den Erhalt der Landwirtschaft sowie der gepflegten Landschaft und Wälder geht."

Vertrauen in Lebensmittelproduktion ist hoch

Gemäß dem deutschen Ernährungsbericht 2016 schätzen die Konsumenten die Bedingungen der Lebensmittelproduktion als gut und überwiegend sicher ein. Unter Jugendlichen ist die Wertschätzung von Lebensmitteln geringer. In diesem Zusammenhang ist es daher wichtig, schon in den Schulen über die Lebensmittel und deren Herkunft und Produktion zu informieren.

Ungeachtet der laufenden gesellschaftlichen Diskussionen zur Landwirtschaft und Tierhaltung ist das Vertrauen in österreichische Lebensmittel ungebrochen hoch. Das zeigt auch der deutsche Ernährungsreport 2016, der durchaus für Österreich auch seine Gültigkeit hat. Zudem sprachen sich 86 Prozent der Befragten für eine bessere Bezahlung der Bauern aus. In diesem Zusammenhang seien fast alle Umfrageteilnehmer bereit, für mehr Tierwohl auch höhere Produktpreise zu akzeptieren. Damit verbunden sei für drei Viertel der Befragten auch der Wunsch nach mehr Lebensmitteln aus der Region.

"Konsumenten haben es in der Hand"

„Die Konsumenten haben es in der Hand. Mit ihrer täglichen Kaufentscheidung für heimische Lebensmittel setzen sie ein klares Zeichen für Regionalität und Qualität“, erklärt der Bauernbund-Obmann. Der Griff zu heimischen Lebensmitteln liegt erfreulicherweise ungebrochen im Trend und ist als ein Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft zu werten. Wer regional einkauft, formt das "Gesicht" des Landes. Unsere schöne Kulturlandschaft ist unverwechselbar und ergibt sich aus der Vielfalt unserer gepflegten Landschaft und der damit verbundenen kleinstrukturierten Landwirtschaft. Die Bauern sind Garanten, dass Ökologie und Tierwohl gelebt werden. All das sind gute Gründe, sich für nachvollziehbare, sichere Qualität zu entscheiden.

Die Freude am Essen spielt eine wesentliche Rolle in unserem Leben. „Der Genuss ist ein Bestandteil unserer Kultur und unseres Wohlbefindens. Lebensmittel sind also auch Genussmittel und mehr als nur Essen und Trinken. Essen soll Spaß machen, aber auch Identität, Authentizität und Verbundenheit hervorrufen. Gerade der Genuss ist etwas sehr Persönliches. Auch die Emotion spielt mit und dadurch das Wohlbefinden“, ist Hiegelsberger überzeugt.

Laut Eurostat geben Österreichs Haushalte heute durchschnittlich nur mehr rund 10 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens für Lebensmittel aus. In den 1950er-Jahren waren es noch rund 50 Prozent. Eine Studie der Johannes Kepler Uni in Linz zeigt, dass eine Steigerung des Anteils für Lebensmittel an den Konsumausgaben, sowie des Verbrauchs an heimischen Nahrungsmitteln, um jeweils 1% jährlich 17.000 Jobs schafft - davon 40% in der Landwirtschaft. „Für einen Haushalt bedeutet dies, dass mit nur zwölf Euro pro Kopf und Monat für heimische Qualitätsprodukte die Wirtschaft nachhaltig angekurbelt wird und die Wertschöpfung bei den Bäuerinnen und Bauern ankommt“, so der Obmann des oberösterreichischen Lebensmittelhandels, Johannes Jetschgo.

Österreichische Lebensmittel haben einen hohen Wert und zeichnen sich durch hervorragende Qualität und guten Geschmack aus. Regionale Herkunft und kurze Transportwege schonen unsere Umwelt. Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Grundversorgung mit regionalen Produkten bei uns hervorragend. In den heimischen Lebensmitteln steckt viel Arbeit und Mühe und damit Wert im positivsten Sinn. Wertschätzung ist deshalb zweifelsohne Dreh- und Angelpunkt, wenn es um Regionalität und Konsumverhalten geht. Wir müssen daher den Verbrauchern Alternativen anbieten und diese auch so kommunizieren, dass der Käufer erkennt, warum es sich lohnt, höhere Preise für Lebensmittel zu zahlen. Den Konsumenten muss es einfacher gemacht werden, bessere Einkaufsentscheidungen zu treffen und eine deutliche Preisdifferenzierung am Markt zu erreichen. „Ein gelungenes Beispiel dafür ist das AMA-Gütesiegel sowie das AMA-Biozeichen. Das erleichtert auch die Entscheidung des Filialleiters eines Lebensmittelmarktes über die Positionierung österreichischer Produkte“, so Jetschgo abschließend.

Enormer Wettbewerbsdruck

Oberösterreichs Bäuerinnen und Bauern als stärkste Milchproduzenten Österreichs (32 Prozent der Milchkühe) und die bedeutende Veredelungswirtschaft (rund 30 Prozent des Rindfleischs, 39 Prozent der Schweinehaltung) sind von den internationalen Märkten stark abhängig. Der gesamte landwirtschaftliche Bereich unterliegt einem enormen Wettbewerbsdruck. Die Milch- und Schweinebauern trifft es besonders.

Der Druck am Schweinemarkt ist enorm: Der Erzeugerpreis ist in Österreich aktuell mit 1,13 Euro je Kilo hochwertigstem Fleisch auf einem 7-Jahres-Tief angekommen. „Für ein gemästetes Schwein werden heute weniger als 150 Euro bezahlt, vor dem EU-Beitritt waren es noch umgerechnet 220 Euro. Eine kostendeckende Produktion ist hier nicht mehr machbar und neue Investitionen sind schon gar nicht mehr möglich", kritisiert Hiegelsberger.

Neben den Schweineproduzent/innen haben auch die Milchbäuerinnen und -bauern mehr denn je zu kämpfen. Bei rund 30 Cent pro Liter werden derzeit nicht einmal die Kosten gedeckt. „Oberösterreichs Milchwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber gleichermaßen. Gerade für die Berg- und Grünlandbauern ist Milch das wichtigste Einkommensstandbein“, stellt Hiegelsberger fest.

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