„Ungesichert zu klettern, ist wie Russisches Roulette“
Vizeweltmeister Stefan Glowacz im Gespräch mit der BezirksRundschau
Der Deutsche Stefan Glowacz (47) ist einer der erfolgreichsten Alpinisten, Vizeweltmeister im Klettern und Abenteurer. Er kam auf Einladung der Bergrettung Kirchdorf in den Freizeitpark nach Micheldorf.
BezirksRundschau: Herr Glowacz, wie gefährlich ist das Klettern?
Stefan Glowacz: Ich war lange Zeit ungesichert unterwegs. Wenn man bewusst darauf verzichtet, dann ist das wie Russisches Roulette. Man kann nicht sagen, man klettert unter seinem Leistungsniveau. Das funktioniert nicht. Auch ich bin schon mal zehn Meter auf den Boden zurückgestürzt. Fünf Meter ungesichert über dem Boden zu klettern, bedeutet absolute Lebensgefahr. Bergsteigen birgt immer ein Gefahrenpotential. Es kommt nur darauf an, wie man es steuert.
BezirksRundschau: Sie sind Vater von 16-jährigen Drillingen. Haben Sie die gefährliche Leidenschaft des Vaters geerbt?
Stefan Glowacz: Nein, Gott sei Dank überhaupt nicht. Ich hab’s ihnen zwar angeboten, aber irgendwie haben sie nicht gezündet. Ich bin kein Vater, der seinen Kindern den Sport unbedingt näher bringen möchte. Letztes Jahr haben wir gemeinsam eine Expedition in Kanada gemacht und uns mit dem Wasserflugzeug in der Wildnis absetzen lassen. Wir haben in diesen drei Wochen keine Menschenseele gesehen. Das war der Hammer, es gemeinsam mit meinen Kids zu erleben.
BezirksRundschau: Was macht die Faszination des Kletterns und des Bergsteigens aus. Ist es das Risiko oder die Gefahr?
Glowacz: Im Grunde des Herzens muss man ein Abenteurer sein. Der Sport ist unheimlich abwechslungsreich. Jede Tour ist was Neues und Einzigartiges. Die Faszination besteht natürlich auch aus dem unglaublich großen Spektrum. Man kann den Sport im Freien betreiben, genauso aber auch in der Halle. Auch die Natur ist ein wichtiger Bestandteil meiner Leidenschaft. Die Gebiete zum Klettern und Bergsteigen liegen meistens an den schönsten Plätzen der Erde.
BezirksRundschau: Sie sind einer der erfolgreichsten Alpinisten. Was war Ihr faszinierendstes Erlebnis, das größte Abenteuer?
Glowacz: Das kann man so nicht sagen. Im Bereich des Wettkampf-Kletterns war natürlich mein Vize-Weltmeistetitel 1993 ein Highlight. Aber auch die letzte Expedition in Britisch-Guayana, die mir geglück ist, hat für mich einen großen emotionalen Stellenwert. Diese wurde leider überschattet vom Tod meines langjährigen Kletter-Partners Kurt Albert.
BezirksRundschau: Welche Ziele verfolgt ein so erfolgreicher Alpinist und Abenteurer noch? Was sind die nächsten Projekte?
Glowacz: Anfang Mai werde ich ein Erstbegehungsprojekt in Frankreich in Angriff nehmen. Da sind wir schon länger dran. Im Jänner des nächsten Jahres werden wir dann wieder in Südamerika unterwegs sein.
BezirksRundschau: Nach Ihrer Wettkampf-Karriere, die Sie 1993 beendet haben, sind Sie unterwegs und halten Vorträge für Spitzenmanager oder auch für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Was kann man von Ihnen lernen?
Glowacz: Sportler und Spitzenmanager müssen Entscheidungen treffen und Risiken erkennen. Wichtig ist es dabei richtig zu handeln. Etappenziele müssen festgelegt werden. Auch Führungskräfte eines Unternehmens müssen einen eingeschlagenen Weg abbrechen können, bevor alles aus dem Ruder läuft. Es gibt dabei viele Parallelen mit dem Bergsteigen. Das gemeinsame Ziel ist aber das selbe. Der Gipfel soll erreicht werden. Eine Fußballmannschaft, ist vergleichbar mit einer Seilschaft am Berg. Ein Einzelner wird das Ziel nicht erreichen. Jeder muss sich in die Mannschaft einbringen.
BezirksRundschau: Sie sind selbstständig. Wie laufen die Geschäfte?
Glowacz: Meine Firma „Red Chili“ läuft gut. Wir erzeugen etwa 100.000 Paar Kletterschuhe im Jahr und gehören damit zu den Top Fünf in der Branche.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.