Jungbauern im Bezirk Kirchdorf
Engelbert Rebhandl: "Ein Bauernhof ist wie eine Firma"

"Geht´s den Tieren gut, geht´s uns auch gut", sagt Junglandwirt Engelbert Rebhandl aus Roßleithen. | Foto: Rebhandl/Privat
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Junglandwirt Engelbert Rebhandl aus Roßleithen im Gespräch mit der BezirksRundSchau.

Einerseits gibt es hohe Erwartungen seitens der Gesellschaft der Landwirtschaft gegenüber, andererseits sehen sich bäuerliche Betriebe unter hohemn Preisdruck. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Rebhandl: Ob klein oder groß, ein Bauernhof ist wie eine Firma! Durch die ständig steigenden Ausgaben am Betrieb, wie Treibstoff, Tierarzt oder Getreide, wird es immer schwieriger, einen Gewinn zu erzielen, um die jährlichen Investitionen zu bewältigen.

Welcher ist Ihr Hauptbetriebszweig?
Milchwirtschaft ist unser Hauptbetriebszweig neben der Forstwirtschaft. Bei mir zu Hause werden ca. 40 Milchkühe der Rasse "Brown Swiss" jeden Tag zweimal gemolken. Mit der eigenen Nachzucht befinden sich zw. 80 und 90 Stück Vieh am Hof. Wenn es den Tieren gut geht, geht es auch uns gut. Wir leben von der Milch! Früher, vor ca. 15 Jahren, hatten wir 24 Milchkühe, führten die Landwirtschaft positiv im Vollerwerb und konnten davon gut leben. Im Laufe der Jahre wurde der Betrieb immer größer, um die gestiegenen Kosten zu kompensieren. In der heutigen Zeit deutet alles darauf hin, noch mehr zu wachsen – aber wo führt das hin?

Wo führt es denn Ihrer Meinung nach hin?
Der Preisdruck wird immer größer, weil die anderen Länder billiger produzieren können als wir in Österreich. Es liegt bei jedem von uns Konsumenten. Jeder, der einkaufen geht, entscheidet, zu welchen Produkt er ins Regal greift bzw. ob er regional von unseren Bauern oder vom Ausland kauft. Österreich ist und bleibt kleinstrukturiert. Genau deshalb ist es ein schönes Land und jeder will die Natur genießen, aber keiner schätzt die Landschaftspflege der österreichischen Bauern. Wenn das mit den schlechten Preisen für unsere Lebensmittel so weitergeht, müssen wahrscheinlich noch mehr Betriebe ihre Stalltüren für immer schließen.

Was motiviert Sie am Beruf „Landwirt“?
Von klein auf haben ich mich immer schon mit den Tieren am Hof beschäftigt und mich für sie interessiert. Ich arbeite gerne in der Natur, im Wald und mit den Rindern. Das ist meine Leidenschaft! Man baut eine Beziehung zu jedem Tier auf, kennt von jedem den Namen und begleitet es ein Leben lang. Eine große Motivation und Ehre sind die Auszeichnung, die man nur für einzigartige Kühe/Kalbinnen oder Leistungen erhält.

Was kann die Politik tun, um die Rahmenbedingungen für junge Landwirte zu verbessern?
Aus meiner Sicht muss die Politik den Lebensmitteleinzelhandel besser lenken, sodass dieser die österreichischen Bauern und Bäuerinnen unterstützt und mehr wertschätzt. Damit soll mehr Geld von den erzeugten Lebensmitteln direkt beim Bauern bleiben.

Die Landflucht ist ein großes Thema. Was kann man tun, um junge Leute am Land und auf den Höfen zu halten?
Es braucht mehr Wertschöpfung von jedem einzelnen für unsere Produkte und mehr Anerkennung der bäuerlichen Arbeit zeigen. Ob draußen am Feld, Wiesen, Wälder oder der täglichen Stallarbeit.

Warum zahlt es sich heute noch aus, Landwirt als (Haupt-)Beruf zu wählen?
Den Beruf Landwirt muss man gerne ausüben, ansonsten ist man am falschen Platz! Ich vergleiche das „Landwirt sein“ mit dem Bergsteigen. Der Weg zum Gipfel mag zwar anstrengend und manchmal sehr mühsam sein, doch man wird mit einer gewaltigen Aussicht und dem Stolz, dass man es geschafft hat, belohnt. Die tägliche Arbeit ist auch anstrengend und manchmal sehr mühsam, aber wenn man das Glück hat, bei einer Geburt dabei zu sein, gesunde Kälber im Stall und eine gute Milchleistung erzielt hat, ist das wie ein Gipfelsieg.

Was sind die großen Herausforderungen der Zukunft für die Landwirtschaft in der Region?
Österreich ist kleinstrukturiert. Es gibt viele kleinere landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Eigenflächen sauber pflegen, um davon leben zu können. Die Zukunft heißt meiner Meinung nicht wachsen, aber auch nicht weichen, sondern sich unabhängig zu machen. Wir müssen viel mehr Aufklärungsarbeit leisten, die Konsumenten davon überzeugen, dass die Produkte aus der Region von höchster Qualität sind. Alles, was man beim Bauern in der Region bekommt, ist ökologisch: keine langen Transportwege, keine Sklavenarbeit, keine Massentierhaltung. Alle reden davon, möglichst ökologisch zu kaufen – aber wer tut das wirklich?

Wo steht die Landwirtschaft in 20 Jahren?
Die Betriebe werden immer weniger aber dafür noch größer, die Traktoren noch leistungsstärker, die Milchleistungen noch besser, etc. Ich finde, irgendwann ist die Spitze erreicht und es geht nicht noch mehr. Das ist nicht der richtige Weg und darum hoffe ich, wenn ein Umdenken bei den Konsumentinnen und Konsumenten stattfindet und unsere Produkte mehr geschätzt werden, wird die Landwirtschaft wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen.

Zum Interview mit Jungbauern-Bezirksobmann:

Christoph Ebner: "Landwirt ist der schönste Beruf der Welt!"
"Geht´s den Tieren gut, geht´s uns auch gut", sagt Junglandwirt Engelbert Rebhandl aus Roßleithen. | Foto: Rebhandl/Privat
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