Trommelnde Mäuler: Molln gilt als Mekka der Maultrommel

Der Botschafter der Maultrommel
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MOLLN (mach): „In unserer Familie haben wir eine lange Maultrommelmacher-Tradition“, sagt Franz Wimmer. Wenn der vor Energie sprühende 80-jährige über seinen Beruf als Maultrommelmacher spricht, ist es, als hätte er sich die Klänge des stählernen „Brummeisens“ zur Lebenseinstellung gemacht. Der letzte Lehrling seiner Zunft ist ein Handwerker, für den der Beruf spürbar eine echte Berufung ist. „Dabei wollte ich ursprünglich Geografie-Lehrer werden, andere Länder haben mich immer sehr interessiert“, gesteht Wimmer.
Sein Interesse für Völkerkunde spiegelt sich nun in den Schaukästen seiner Mollner Manufaktur wider: Neben Wimmer Maultrommeln seit dem 16. Jahrhundert hängen dort unzählige internationale Exemplare, darunter Hölzerne aus Japan und philippinische aus Bambus. Die Fotos an den Wänden laden zu einer Reise nicht in 80 Tagen, aber auf 40 qm um die Welt ein: Der rüstige Senior gab sein umfangreiches Wissen rund um die Mundharfe schon an viele Gäste aus aller Herren Länder und an Prominente wie Sepp Forcher weiter. Der Forschungsreisende Heinrich Harrer verbrachte 7 Jahre in Tibet und 1 Tag in Molln: "Er war mit seinem Lebensfreund Dalai Lama hier herinnen“, erzählt Franz Wimmer stolz, „seine Heiligkeit schenkte mir die Gebetsmühle seines Opas und eine Lhasa-Maultrommel“. Die Maultrommel ist ein Instrument, das auf der ganzen Welt gespielt wird: Wimmer exportiert seine Zupfinstrumente unter anderem nach Saudi-Arabien, Grönland und Papua-Neuguinea. Damit aus einem Stück Stahl ein klingendes Instrument entsteht, sind mehrere Arbeitsschritte notwendig. Beim Biegen der „Brummeisen“ verlässt sich der Handwerker auf sein Gefühl, „das ist einfach jahrzehntelange Erfahrung“.  

Klein, aber oho…

Die Maultrommel erweckt Kindheitserinnerungen - als man sich im Spiel auf dem Instrument versuchte und sich dabei mit der Zunge auf die Zähne schlug oder gar in die Lippen zwickte. Viele erinnern sich an die Sprünge des Grashüpfers Flip in der Kinderserie „Die Biene Maja“ – dieses „Boing“ entsprang einer Maultrommel. Das Kleinste aller Zupfinstrumente hat ein reichhaltiges Angebot an Klängen und wird nicht nur in der „Lederhosenmusik“, sondern auch im Jazz und der Klassik eingesetzt. Zur Demonstration entlockt Franz Wimmer der silbernen Mundharfe ihre ganz eigenen süßen Klänge, „damit betörten früher beim Fensterln die Burschen die Mädchen“. Shamanen setzen die Maultrommel für rituelle Zwecke und zur Meditation ein, „durch die Schwingung überträgt sich die Vibration auf den Kopf und führt zu einem leichten Trance-Zustand“. In Südländern fehlt die Maultrommel auf keinem Dorffest und „in Afrika wurden ihre Zungen als Spitzen für Giftpfeile zweckentfremdet“, weiß Wimmer.

Handwerkliches Erbe

Der rüstige Mollner führt den kleinen Betrieb in 12. Generation gemeinsam mit seiner Tochter Ilse. „Früher war das Maultrommelgewerbe eine reine Männerdomäne“, erzählt Franz Wimmer, „um die Geheimnisse zu wahren, durfte nur innerhalb der Zunft geheiratet werden“. Die Begeisterung für das Instrument lässt ihn noch immer täglich in seinem Schaubetrieb inmitten von Werkzeugen aus früherer Zeit sitzen, wo er mit ruhiger Hand nach alter Handwerkstradition Stahl zu „Brummeisen“ formt, „mehrere Millionen waren es sicher im Lauf der Zeit“. Wer mehr über die lebendige Geschichte und sagenumwobene Mystik der Maultrommel erfahren möchte, hat bei einer kostenlosen Führung im Betrieb Wimmer-Bades die Gelegenheit dazu. Infos unter: www.maultrommel.at

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Foto: Cityfoto
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