Filmfestival Kitzbühel - Interview
Film ist seine Droge... (mit Filmtrailer)

Ulrich Gehmacher, Filmproduzent und Jurimitglied beim FFKB 2022.
 | Foto: Jo Molitoris
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  • Ulrich Gehmacher, Filmproduzent und Jurimitglied beim FFKB 2022.
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BB-Interview beim Filmfestival Kitzbühel mit Uli Gehmacher, Jury-Mitglied und erster österreichischer Filmproduzent, der mit seinem ersten Spielfilm „17“ Filmtrailer "17"den Max-Ophüls-Preis gewinnen konnte. Von Nadja Schilling.

BezirksBlätter: Wie sind Sie Filmproduzent geworden?
Gehmacher: "Ich komme ursprünglich vom Theater und bin quasi hinter der Bühne geboren und aufgewachsen. Mein Onkel hatte ein Theater und ich konnte dort meine Kreativität als Regieassistent und Drehbuchautor ausleben, bis ich zum Film kam. Mein Fokus liegt auf dem Art House Film, außerdem bin ich als Creative Producer für größere Filmproduktionen im Bereich Screening und TV tätig."

Was ist Filmproduzent für ein Beruf?
"Um es einfach zu erklären, vergleichen wir es mit dem Bau eines Hauses: Für ein Haus benötigt man ein Grundstück, das wäre auf meinen Beruf zu übertragen – eine Grundidee. Dann muss man ein Fundament schaffen - in meinem Fall bedeutet es die Beschaffung von Geld, denn einen Film zu produzieren ist eine kostenintensive Angelegenheit. Als Filmproduzent muss man mit seiner Idee eine Menge von Menschen bzw. TV-Sender überzeugen, mitzumachen, sowie die Förderstellen, das entstehende Filmprojekt zu finanzieren. Wie ein Haus zu bauen ist auch einen Film zu machen ein harter steiniger Weg, deswegen kann es auch 'mal sieben Jahre dauern, bis ein Film ins Kino kommt. Jede Baustelle muss gut betreut und kontrolliert werden, damit alles zu seiner Zeit geschieht."

Geduld ausüben ist wichtig...
"Als Filmproduzent sorgt man auch mit Geduld und Empathie für eine reibungslose Zusammenarbeit am Set und gegebenenfalls für das Entschärfen von 'scharfen Kanten', die in jedem kreativen Team unvermeidbar sind. Mit anderen Worten: Ein Filmproduzent muss wie ein Tellerjongleur im Zirkus permanent schauen, dass die Teller sich immer drehen und keiner runterfällt. Nicht zuletzt haftet ein Filmproduzent für das ganze Projekt. Der Satz 'Geht nicht!' existiert in meinem Vokabular nicht. Ich muss immer einen annehmbaren Kompromiss finden, eine goldene Mitte für alle möglichen Fälle."

Sie motivieren andere ; wo holen Sie Ihre Energie, wer motiviert Sie?
"Das Kino ist der Zauberort und eine Energiequelle für mich, bereits seit meiner Kindheit. Wenn es mir schlecht geht, gehe ich ins Kino, egal welcher Film läuft. Wenn das Licht ausgeht, werde ich wieder zum Kind, ich tauche ein und bin komplett 'weg'. Wenn das Licht wieder angeht, gehe ich raus und bin fit und sehe meine Probleme aus einer anderen Perspektive."

Sie waren zum zweiten Mal im Jury-Team des FFKB, was muss ein Jury-Mitglied wissen, können, machen?
"Man braucht eine 'Offenheit'. Bei jedem neuen Film muss man sich auf ein Abenteuer einlassen. Man benötigt Objektivität und Leidenschaft für den Film. Man braucht Ausdauer, weil man bei einem Filmfestival zwischen sechs und zwölf Filmen am Tag sieht. Man soll auch respektvoll und geschickt mit anderen Jury-Mitgliedern diskutieren können, wenn es um die Preisvergabe geht. Dieses Jahr in Kitzbühel war es für die Jury extrem schwer, eine Entscheidung zu treffen, weil es so viele gute Filme gab. Ich könnte diesmal fünf Preise vergeben. Was mich besonders stolz macht, ist, dass es heuer bei den Kurzfilmen viele gute Filme aus Österreich gibt."

Warum ist der Filmfestival in Kitzbühel etwas Besonderes?
"Bei einem internationalen Filmfestival, wie hier in Kitzbühel, hat das Publikum die einzigartige Möglichkeit, die unterschiedlichsten Kulturen anderer Länder sehr schnell zu entdecken, ohne dort hinzureisen, was oft teuer ist. Ich bin den FFKB-Organisatoren sehr dankbar, weil sie es ernst nehmen, jungen Leuten eine Chance zu geben, bereits am Anfang der Filmkarriere gut durchzustarten. Der Austausch untereinander hat eine unglaubliche Qualität der kreativen Masse. Die wunderschöne Naturkulisse und die jungen Filmemacher sind die Merkmale des Filmfestivals hier in der Gamsstadt. Hier beginnt die Zukunft."
Danke für das Gespräch!
Filmtrailer "17"

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