Erfahrungen mit Flüchtlingen haben Zweifel beseitigt

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Die WOCHE stellt Privatpersonen vor, die in der Flüchtlingshilfe tätig sind. Amela Karic hilft im Klagenfurter Transitquartier und war sogar schon in Spielfeld. Sie ist der Beweis: Jeder kann aktiv werden, sogar jene, die anfangs zweifeln ...
KLAGENFURT (vp). Wie wir alle hat die Klagenfurterin Amela Karic die Bilder und Beiträge über den Flüchtlingsstrom zuerst in den Medien gesehen. Und sie hat auch darüber nachgedacht. "Es hat mich zwar belastet, aber irgendwie nicht berührt", sagt die 35-Jährige. Viele von uns würden sich dann vielleicht nicht näher mit dem Thema beschäftigen. Karic schon.
"Tief betroffen"
"Ich bin selbst mit zwölf Jahren von Bosnien gekommen, habe eine Flucht auch durchgemacht. Also wollte ich mir ansehen, wie die momentane Situation wirklich ist." Über die Caritas kam sie als freiwillige Helferin ins Transitquartier in Klagenfurt. Essen ausgeben, Kleidung verteilen, Babyflaschen austeilen - Karic hilft, wo sie gebraucht wird. "Und das hat meine Ansicht geändert. Ich war tief betroffen. Vor allem, wenn es um Kinder ging."
Keine Versorgung im "Niemandsland"
Über Kontakte zum Bosnischen Kulturverein wurde Karic gefragt, ob sie auch in Spielfeld helfen könne. "Ich sagte ja, hatte drei Tage Zeit fürs Sammeln von Kleidern, Nahrung, Hygieneartikeln. Dann ging es nach Spielfeld."
Karic schildert die Lage: "Wir wurden hin und her geschickt. Man sagte, alle seien versorgt, wir könnten wieder fahren. Doch wir wollten jenen Menschen helfen, die oft Stunden im ,Niemandsland' warten mussten." Mit "Niemandsland" meint sie den Bereich zwischen dem Lager in Slowenien und der österreichischen Grenze, wo die Flüchtlinge auf die Abholung durch Busse gewartet haben. "Im ,Niemandsland' wurde auch niemand versorgt."
Trotz vieler Versuche: Die Helfer durften dort nicht hinein. "Wir haben dann unsere Sachen im Lager in Slowenien verteilt."
"Verstehe die Angst"
Karic hilft weiterhin in Klagenfurt. Sie will nach Wien ziehen, wo sie eine neue Ausbildung beginnen möchte. Auch dort will sie Flüchtlinge weiterhin unterstützen. "Ich brauche das, es tut mir gut, bereichert mich. Trotzdem verstehe ich die Angst vieler Menschen, selbst von Bosniern, die oft vergessen, dass sie selbst mal geflüchtet sind. Das ist meist Angst vor dem Unbekannten. Daher mein Rat: Man sollte es sich persönlich anschauen. Ich hatte ja erst auch Zweifel und wusste nicht, was ich denken soll."
Dankbarkeit
Ihre Erfahrungen hätten diese Zweifel allerdings beseitigt: "Es hat mich anfangs wie gesagt nicht berührt, aber wenn man die Lage sieht, wird man automatisch aktiviert. Und die Menschen, denen man helfen kann, sind sehr dankbar!"


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