Klagenfurter Altstadt
Wird unsere Landeshauptstadt zur Welterbe-Stadt?
Von Mülltonnen und Wäschständern im Altstadtensemble und den langen Weg zur Welterbestadt: Nicht nur eine halbe Million Euro an Kosten müssen gestemmt, sondern auch Zehn-Punkte-Kriterienkatalog muss dafür erfüllt werden.
KLAGENFURT. Das Symposium "Oh wie schön ist Klagennfurt" hat das Klagenfurt Marketing am 20. April 2023 nicht ganz ohne einen Hintergedanken auf die Beine gestellt: "Ja, wir hoffen auf ein Welterbe", sagte Klagenfurt-Marketing-Chefin Inga Horny. Im Architekturhaus Klagenfurt wurde zu einem Symposium mit zahlreichen Experten geladen – eine der renommierten Expertinnen war Patricia Alberth, ihres Zeichens Welterbe-Spezialistin, die jahrelang das Zentrum Welterbe in Bamberg geleitet hat. Beim Symposium setzten sich Wissenschafter und Experten mit der Bedeutung der historischen Bausubstanz der Landeshauptstadt, die sich mal als Renaissance-, mal als Bachmannstadt definiert, auseinander.
Kulturerbe soll "kein Hindernis" darstellen
Alberth hielt sich mit ihrer Expertise zurück, war sie doch zum ersten Mal in Kärntens Landeshauptstadt zu Gast. "Das kulturelle Erbe darf nicht als Hindernis gesehen werden. Das Bewusstsein dafür zu schaffen, ist Gold wert. Viele denken mehr an die Rendite", sagte Alberth.
Viele Hürden
Damit Klagenfurt eine Welterbestadt wird, müssen zahlreiche Hürden überwunden werden. "Wenn es Richtung Weltkulturerbe geht, muss man mit einem Prozess von zehn Jahren rechnen. Wir sind froh über die Investoren, es kann sich aber in die falsche Richtung entwickeln", stellte Tourismus- und Wirtschaftsreferent Max Habenicht fest.
Halb Million an Kosten
Mit einer Summer von 500.000 Euro muss die Stadt rechnen, um diese Auszeichung zu erhalten. "Was herausragend ist, die Symbiose zwischen Kultur- und Naturraum. Das Wichtigste: Klagenfurt ist ein kreativer Ort, hier entsteht Kultur", sagte Horny. Kulturreferent Franz Petritz plädierte dafür, dass man Denkmalschutz nicht als Angriff ansehen sollte. Die Unsicherheit bei Hausbesitzern ist groß: Der stationäre Handel geht immer mehr zurück – Leerstände sind die Folge.
Wäscheständer und Mülltonnen in manchen Innenhöfen
Doch dass diese Orte der Kultur nicht die Wertschätzung erhalten, die sich benötigen, wurde anhand eines Beispiels von Tourismuschef Helmut Micheler gezeigt. "Ich habe gerade eine Gästegruppe im Hof des alten Rathauses und Wäscheständer und Mülltonnen der Bäckerei stehen da – da brauchen wir ein besseres Bewusstsein", sagte Micheler. Ebenfalls klare Wort von Gastgeberin Raffaela Lackner vom Architekturhaus Kärnten: "Reinhard Seiss hat uns im Jubiläumsjahr 500 Jahre Klagenfurt einen schonungslosen Blick auf die Stadt gegeben. Wir können die Stadt nicht noch einmal in Brand setzen." Damit meinte Lackner den Stadtbrand, der italienische Baumeister Domenico dell'Allio plante die Stadt in italienischer Manier im 16. Jahrhundert vollkommen neu. Dieses baukulturelle Erbe wirkt heute noch nach.
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