"Deckung suchen"
Zwei Kärntner Schulen haben Amoklauf am Notfallplan

- Schulen können sich laut Notfall-Mappe auf ein School-Shooting, wie es sich in Graz ereignete, vorbereiten.
- Foto: ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
- hochgeladen von Verena Kriechbaum
Wie bereiten sich Kärntens Schulen auf einen Amoklauf vor? Die Bildungsdirektion Kärnten hat vor drei Jahren eine Notfall-Mappe entwickelt, in der unter anderem das Szenario eines Amoklaufs geübt werden kann.
KÄRNTEN. Es klingt wie die Anleitung aus einem Horrorfilm, ganz pragmatisch wird in einem neun-stufigen Notfallplan der Schrecken an Kärntens Schulen geübt. Es sind Angaben wie "Verbarrikadieren in der Klasse und ruhig verhalten (Mobiltelefone lautlos)" oder "Deckung suchen (Betonwände und Ziegelwände, Nischen, Kästen, Bänke)" – mit dem makabren Zusatz: "Achtung: Sichtschutz ist nicht gleich schusssicher!".
Statt Brand- eine School-Shooting-Übung
Seit drei Jahren hat die Kärntner Bildungsdirektion eine Notfall-Mappe, die Szenarien wie Brand, Chemieunfall oder Erdbeben enthält. Jede Schule ist dazu verpflichtet, einmal im Jahr eine Übung durchzuführen. Neben wird unter Punkt 8 ein School Shooting, eine Geiselnahme bzw. ein Amoklauf als mögliches Szenario geübt. Gestern wurde in Graz das Undenkbare zur traurigen Realität: Ein 21-Jähriger begeht ein School-Shooting, die Folge: elf Tote.
Zwei Schulen übten
Einmal im Jahr müssen die Schulen eine Räumungsübung durchführen. Welches Szenario die Schulen durchspielen, obliegt den Schulen. Die Fachberufsschule Warmbad-Villach und die HLW St. Veit/Glan haben die Amoklauf-Übung durchgeführt. "Die Fachberufsschule Warmbad-Villach hat alles geübt, die Schülerinnen und Schüler haben sich bspw. verbarrikadiert", sagt Bildungsdirektorin Isabella Penz.
"Alarmplan Terror Akt"
Am 2. Juni hat die Fachberufsschule Warmbad-Villach die Übung "Alarmplan Terror-Akt" durchgeführt. Bei der 30-minütigen Übung haben die Schülerinnen und Schüler nach der Alarmmeldung "Warmbad 1.000" einen möglichen Terroranschlag geübt. "Binnen 30 Sekunden waren alle Klassentüren verschlossen. Bereits zwei Minuten später waren die Türen verbarrikadiert, sodass die Türen nach innen nicht mehr zu öffnen waren. Auch in den Funktionsräumen, Restaurants, Küchen, Bäckerei, Konditorei war ein Eindringen nicht mehr möglich", berichtet der Sicherheitsbeauftragte der Schule, Karl Hannes Rednak der Bildungsdirektion. Das Konzept habe einwandfrei funktioniert.
Wie mit dem Schrecken umgehen?
Heute wurde an Kärntens Schulen den Opfern des gestrigen Amoklaufs in Graz gedacht. Die Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal erhalten bei Bedarf Unterstützung. "Wichtig ist, dass die Kinder ernst genommen werden", sagt Penz. Die Schulen sensibilisieren sich auch im Umgang mit Videos, die vom Amoklauf auf Plattformen wie TikTok kursieren. Auch zwei österreichische Boulevardmedien haben Videos veröffentlicht, die klar gegen die Würde der Opfer verstoßen. Gestern wurde noch ein Schreiben des Bildungsministeriums ausgesendet. Darin wird unter anderem vermittelt, dass man sachlich und offen über das Ereignis sprechen soll. Zudem solle man sich Medienpausen gönnen, Kinder unter zehn Jahren sollten nur mit den Eltern Nachrichten konsumieren.
Kommen jetzt Sicherheitsschleusen?
Am Tag nach dem Amoklauf preschten Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider (LS) und Vizebürgermeister Ronald Rabitsch (SPÖ) mit Forderungen wie Sicherheitsschleusen oder Waffenverbot an die Öffentlichkeit. Penz kann Scheiders Wunsch nach "persönlichen Kontrollen und Sicherheitsschleusen" nicht viel abgewinnen. "Für Sicherheitsschleusen ist der Schulerhalter, spricht der Bürgermeister, selbst zuständig. Wir haben ein sehr gutes Einvernehmen mit einzelnen Bürgermeistern. Gerade im Volksschulbereich haben sehr viele Bürgermeister dafür gesorgt, dass die Schule während der Unterrichtszeit schulfremde Personen das Gebäude nicht betreten können", so Penz.
Zur Sache
Die Handlungsempfehlungen aus der Notfall-Mappe der Bildungsdirektion bei einem
School Shooting, einer Geiselnahme bzw. einem Amoklauf
- Kontakt mit dem/der Täter/in nach Möglichkeit vermeiden!
- Sofort alarmieren und informieren: per Mobiltelefon (Polizei, Schulleitung, ev. Krisenteam)
- eventuell mittels Plakat am Fenster
- Kein Räumungsalarm!
- Verbarrikadieren in der Klasse und ruhig verhalten (Mobiltelefone lautlos)
- Türe doppelt verschließen, Keile unterspreizen, Türe abspreizen.
- Raumbezeichnung feststellen und ggf. mitteilen.
- Deckung suchen (Betonwände und Ziegelwände, Nischen, Kästen, Bänke)
- Achtung: Sichtschutz ist nicht gleich schusssicher!
- Wenn möglich, auf den Boden legen!
- Evakuierung erst dann, wenn es die Situation zulässt (Aufforderung der Polizei abwarten)!
- Bei Polizeikontakt während des Ereignisses, bitte (unbewaffnete) Hände zeigen!
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