Erneuter Aufstand gegen Youth Point
FPK-Stadtrat Reinisch über Gemeindewohnungen und die Motivation der Jugend.
Gerhard Reinisch, FPK-Stadtrat, im WOCHE-Interview über die möglichen neuen Gemeindewohnungen und die neuen Aufstände gegen den Youth Point in Viktring.
WOCHE: Seit März sind Sie neuer Stadtrat und haben die Referate Wohnungsvergabe und Jugend über. Haben Sie sich in Ihrem neuen Job schon eingelebt?
GERHARD REINISCH: Schon recht gut, aber die Arbeit ist wie eine Lawine auf mich hereingekommen, da schon ganz andere Anforderungen gestellt werden als an einen ,einfachen Gemeinderat‘. Insbesondere das Wohnungsreferat habe ich unterschätzt. Ich habe heuer bereits über 1.200 Neuanträge an Wohnungssuchenden, habe aber gerade mal 400 positiv erledigen können.
Soll es wieder mehr Gemeindewohnungen geben?
Wir sind am Suchen nach einem geeigneten Grundstück. Ich denke, dass die Stadt ein Grundstück zur Verfügung stellt und wir das Gebäude auch selbst bauen. Alle müssten an einem Strang ziehen, dann können wir so günstig bauen, dass die Mieten auch günstig sind. Ich führe Gespräche mit der Hochbauabteilung und dem Finanzreferenten.
Wie viele Wohneinheiten könnten entstehen?
Circa 30 oder 40 Einheiten.
Sie könnten die Vergaberichtlinien ändern?
Für mich ist auch das Einkommen entscheidend. Wer eine 50 bis 60 Quadratmeter große Wohnung haben will, muss schon ein Einkommen um die 1.800 Euro haben, denn die Miete wird so um die 500-600 Euro kosten. Als Alleinverdienerin kommt man da nicht hin. Wohnen muss aber generell leistbarer werden.
Wie hoch ist der Anteil ausländischer Wohnungssuchender?
Die Wohnungssuchenden mit Migrationshintergrund betragen etwa 30-40 Prozent. Nicht EU-Bürger rund 10 Prozent.
Sind viele Wohnungen sanierungsbedürftig?
Da gibt es viele. Das Sanierungsbudget ist ausgereizt bis aufs Letzte. Es gibt immer noch Wohnungen ohne Heizung.
Wie lange muss man derzeit auf eine Wohnung warten?
Auf eine Gemeindewohnung wartet man im Schnitt zwei Jahre. Für Notfälle gibt es natürlich Ausnahmeregeln.
Sprechen wir über die Jugend: Was zeichnet die Klagenfurter Jugend aus?
Sie ist zukunftsorientiert und hat viele Visionen.
Was aber fehlt Jugendlichen?
Oft fehlt es an Kommunikation und der Eigeninitiative. Viele wissen nicht über das Angebot der Stadt Bescheid. Es ist auch eine Bringschuld der Stadt.
Jugendliche im öffentlichen Raum sind für viele Erwachsene doch nach wie vor ein Störfaktor ... - das sind man beim Projekt Youth Point in Viktring.
Leider ja. Auch beim neuen Youth Point Standort gibt es schon wieder massive Proteste und soweit ich es weiß eine Unterschriftenliste. Der Faktor Lärm ist für viele ein Problem, obwohl es keinen geben wird.
Das Klischee besagt manchmal, dass Youth Points hauptsächlich für Jugendliche von sozial schwachen Milieus sind. Stimmt das?
Nein, keinesfalls. Youth Points sind sehr negativ behaftet. Unsere Youth Point-Besucher fühlen sich als ,normale Jugendliche‘, die Gleichaltrige trefffen wollen. Wer sich bei uns nicht an die Regeln hält, muss gehen.
Was planen Sie im Bereich Jugendarbeit?
Mein Traum ist die Errichtung eines Jugendstützpunktes, um Jugendkulturen, die bei uns noch nicht so verankert sind, wie etwa die Breakdance-Szene, stärker zu verankern.
ZUR PERSON
Name: Gerhard Reinisch
Beruf: FPK- Stadtrat, Referate Wohnungsvergabe und Jugend
Autor: Katja Auer
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