Machtkampf ums Stadtmarketing

INNENSTADT. "Die Konstellation im Stadtmarketing ist rein politisch. Die Sinnhaftigkeit, sich als Tourismusverband zu engagieren, ist nicht mehr gegeben", stellt Obfrau Waltraud Fresenberger fest.
Drei Gründe sind es, mit denen das Stadtmarketing den Unmut der Touristiker auf sich zieht: Unverständlich ist ihnen die Vertragsverlängerung der Geschäftsführerin bis 2018. "Wir haben bald Wahlen. Aus Erfahrung weiß man, dass sich die, die danach an der Macht sind, ihre eigenen Leute aussuchen." Das könnte – so die Befürchtung des Tourismusverbandes – zu teuren vorzeitigen Vertragsauflösungen führen.
Ein weiterer Streitpunkt ist das Online-Shopping-Portal, für das die Stadt 200.000 Euro ausgeben will. Und das, obwohl es bis jetzt kein schriftliches Konzept gebe, wie Fresenberger kritisiert. Rund 600 Händler gibt es in Klagenfurt, "aber nicht jeder Artikel ist online-konform", so die Tourismusobfrau. Außerdem sei beim Konzept nicht auf die Erfahrung erfolgreicher Online-Unternehmer – wie Grüner oder Heyn – zurückgegriffen worden. Fresenberger befürchtet, dass aus einer guten Idee eine Negativwerbung für die Stadt würde. "Da wurden Hausaufgaben nicht gemacht", stellt sie fest und meint damit Fragen nach Rechtlichem, Werbemaßnahmen, Umsetzung.

Fehlende Mitsprache
Dass die Idee ohne Zustimmung der Unternehmer an den Start gehen kann, ist für Waltraud Fresenberger der dritte Kritikpunkt: "Seit der Aufsichtsrat des Stadtmarketings verkleinert wurde, sind wir zwar Miteigentümer, haben aber kein Mitspracherecht." Einsparungen seien zwar sinnvoll, aber im Falle des Aufsichtsrats hätten die Mitglieder ohnehin ehrenamtlich gearbeitet. "Bereits im Juni 2013 haben wir beschlossen, einen Beirat aller Stadtmarketing-Eigentümer zu installieren, geben tut es ihn bis heute nicht." Für Waltraud Fresenberger ist die Grenze nun überschritten: "Wir brauchen das Stadtmarketing nicht. Bei der nächsten Sitzung des Tourismusverbandes werde ich den Ausstieg vorschlagen."

Gunzer reagiert
Der zuständige Referent Albert Gunzer weist die Kritik von sich. "Es gibt ein schriftliches Konzept, in einigen Wochen starten wir mit Informationsveranstaltungen." Dass die Geschäftsführung verlängert würde, sei bei jemandem, der hervorragende Arbeit leiste, normal: "Was hat der Geschäftsablauf bitteschön mit den Wahlen zu tun?" Zur Situation des Beirats nimmt er die Miteigentümer in die Verantwortung: "Es gibt ihn. Zwei Sitzungen wurden ausgeschrieben. Nur ist niemand gekommen."

Zur Sache:
Das Stadtmarketing Klagenfurt hat unter anderem folgende Aufgaben:
– Die Belebung der Innenstadt
– Kommunikation mit allen Zielgruppen
– Integration der einzelnen Einkaufsstraßen-Initiativen
– Vernetzung und Kooperation mit allen Abteilungen, Unternehmungen und Einrichtungen der Stadt Klagenfurt

Zu den Miteigentümern zählen die Stadt Klagenfurt, der Tourismusverband Klagenfurt, die Interessensgemeinschaft (IG) Fußgängerzone, die Stadtwerke, die Messe, die Wirtschaftskammer und die IG Bahnhofstraße.

Die Stadt finanziert das Stadtmarketing mit 600.000 Euro jährlich.

Der Aufsichtsrat wurde von sechs auf drei Mitglieder reduziert. Er besteht aus den politischen Vertretern der Stadt.