Stadt übernimmt die Mietschulden
Stadt übernimmt die Mietschulden, wenn Mieter Probephase durchhält.
Wenn das Geld hinten und vorne nicht mehr reicht, die Mietschulden auf mehrere Monate ansteigen und der Möbelwagen für die Zwangsdelogierung bereits vor der Türe steht, scheint die Situation oft aussichtslos. Die Stadt Klagenfurt will künftig, gemeinsam mit der Volkshilfe Kärnten, genau solche Situationen verhindern.
Ersatz soll nachhaltiger sein
Laut Klagenfurts Stadtrat für Wohnungsvergabe, Gerhard Reinisch (FPK), und Sieglinde Trannacher von der Volkshilfe Kärnten will die Stadt künftig den „Mietzinszuschuss“ä durch einen sogenannten „Mieterhilfsfonds“ ersetzen.
Die Volkshilfe Kärnten ist für die Delogierungsprävention der Klagenfurter Gemeindewohnungen zuständig. „Wenn Leute in den Mietrückstand geraten, werden sie von uns beraten, um ihre Wohnung erhalten zu können“, erklärt Trannacher, die diese Beratung samt einem Finanzcoaching jetzt für alle Mietwohnungen in Klagenfurt übernehmen möchte.
„Mit der Einführung des neuen Mieterhilfsfonds sollen Mieter dazu bewogen werden, zuverlässig die Mietzuschreibung zu begleichen. Es ist allerdings häufig ein Ding der Unmöglichkeit den gesamten Mietrückstand zurückzuzahlen. Zu diesem Zweck soll der Mieterhilfsfonds eingeführt werden, der die Restschulden der Mieter übernimmt und damit nachhaltig hilft“, hofft Trannacher. „Durch eine einmalige Schuldenübernahme kann die betroffene Person zumindest von Null anfangen“, erklärte StR Reinisch gegenüber der WOCHE.
Probephase als „Bewährung“
Voraussetzung für die Übernahme der Mietschulden durch die Stadt ist eine Art „Bewährungsphase“, in der der Mieter sechs Monate seine Miete regelmäßig begleichen muss. „Wir beobachten die Mieter und übernehmen erst dann die Restschuld.“
Der Mietzinszuschuss wurde bisher monatlich ausbezahlt und von jenen Leuten beantragt, die auch Anspruch auf die Wohnbeihilfe haben. „Hier gibt es allerdings das Problem, dass die Grenzfälle herausfallen, die aber ebenfalls dringend Hilfe benötigen“, klärt Trannacher auf und fährt weiter fort: „Außerdem nützt der Mietzinszuschuss den Mindestsicherungs-Beziehern nichts, da der Mietzinszuschuss als Einkommen gerechnet wird und von der Mindestsicherung am Ende wieder abgezogen wird. Das ist keine Hilfe für die Leute.“ Sie verweist auch darauf, dass mit dem Mieterhilfsfonds Kärnten somit die erste Fachstelle für Delogierungsprävention hätte.
Kontrolle und Begleitung
Der Mieterhilfsfonds wird von der Stadt verwaltet und ausbezahlt, die Volkshilfe Kärnten begleitet aber die infrage kommenden Mieter. Die Volkshilfe bietet Mithilfe bei der Haushaltsrechnung und stattet regelmäßig Besuche ab. „Somit geben wir den Menschen eine Starthilfe“, führt Reinisch weiter an. Mit dem Projekt will die Stadt gemeinsam mit der Volkshilfe in Kürze in die Ausschüsse und Gremien gehen. Läuft alles nach Plan, könnte die Landeshauptstadt bereits Ende 2012 mit der Zahlung des Mietzinszuschusses aufhören und zum Mieterhilfsfonds übergehen.
Viel zu spät um Hilfe bitten
Christian Lechner von der Mietervereinigung rügt die Mieter: „Im Rahmen der Beratungen ist mir aufgefallen, dass sich Mieter erst Hilfe holen, wenn es fünf Minuten vor zwölf ist.“ Sein Rat: „Bei Problemen, sei es Mietrückstand, drohende Delogierung usw., sollte man sich rechtzeitig Hilfe zu beschaffen.“ Viele Mieter wissen laut Lechner auch nicht über die zahlreichen Unterstützungsmöglichkeiten Bescheid, welche bereits vorab genützt werden könnten, damit man gar nicht in eine finanzielle Notlage gerät.“
Zur Sache:
Ersatz: Statt dem Mietzinszuschuss soll es in der Stadt Klagenfurt künftig einen Miethilfsfonds geben.
Gesamtbudget: vorgesehen für den Fonds sind 50.000 Euro
Aktuell: Derzeit erhalten 100 bis 120 Personen den monatl. Mietzinszuschuss der Stadt.
Autor: Katja Auer
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