Studieren probieren gegen den Uni-Frust

- hochgeladen von Vanessa Pichler
Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (VP) im WOCHE-Interview über Ergebnisse des Hochschuldialoges.
WOCHE: Ihre „MINT-Kampagne“ soll Studenten für technische Studien begeistern, weglenken von den Massenstudien. Reicht das aus?
Karl: Nein, man muss eine ganze Reihe von Maßnahmen setzen: 60 Prozent der Studienanfänger belegen nur 10 Prozent der Fächer – und das sind eben nicht die technischen. Wir müssen die Schüler schon vor der Matura über die Studienmöglichkeiten informieren. Schon in der Volksschule soll man diese Begabungen entdecken und auch fördern.
Das passiert angeblich.
Aber es funktioniert anscheinend nicht, sonst hätten wir mehr Studierende. Vor allem interessieren sich auch zu wenige Mädchen für diese Fächer.
Am Mittwoch wird das Endergebnis des Hochschuldialoges präsentiert. Was sind Ihre nächsten Schritte?
Vorgesehen sind ein Ausbau der MaturantInnenberatung sowie eine neue Maßnahme: „Studieren probieren“. Das Ergebnis des Hochschuldialogs ist wichtig für die Entwicklung des österr. Hochschulplans, den ich vorantreiben will.
Worum geht es da?
Welche Schwerpunkte und Aufgaben haben die einzelnen Hochschultypen in Österreich? Dann gab es spannende Diskussionen zur Studienplatzfinanzierung an den Universitäten. Wir arbeiten an einem Modell, wie die Finanzierung durch den Bund funktionieren soll. Es wird zwei transparente Finanzierungsströme geben: Die Finanzierung der Lehre und getrennt die der Forschung.
Die EU-Kommission stellte fest, dass der offene Hochschulzugang in Österreich der Qualität abträglich ist.
Ich will am Anfang des Studiums transparente Verfahren, damit die Studierenden möglichst früh Klarheit haben.
Die Durchmischung an Unis wurde dadurch nicht besser.
Die soziale Durchmischung hat sich nicht verbessert, ganz im Gegenteil: An Fachhochschulen haben wir – bei Aufnahmeverfahren – eine deutlich bessere soziale Durchmischung.
Sie haben mit dem „Gymnasium für alle“ aufhorchen lassen – lässt Sie Vizekanzler Pröll im Regen stehen?
Nein, er hat klar gesagt, dass bis Herbst ein ÖVP-Bildungspapier erarbeitet werden soll.
An Ihrer Meinung hat das nichts geändert?
Wir brauchen die beste Schule. Da ist für mich eine Leistungsdifferenzierung ganz zentral. Ziel muss es sein, dass kein Kind über- und keines unterfordert ist. Das ist durch eine innere Differenzierung sehr wohl möglich. Dazu gehört aber auch eine Reform der Lehrerausbildung und des Dienst- und Besoldungsrechts.
Der gelernte Österreicher weiß: Das dauert Jahre …
Ich hoffe, dass sehr rasch erste Schritte gesetzt werden.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt?
Sie hat sich gut weiterentwickelt und ist auf einem sehr guten Weg.
Die Technische Fakultät hat aber recht wenige Absolventen – manche fürchten eine Diskussion, ob eine eigene Fakultät überhaupt Sinn macht.
Das ist eine Entscheidung der Universität. Aber auch das wird man sich im Zuge des Hochschulplans näher ansehen müssen.
Muss es nicht mehr Geld für die Universitäten geben?
Nur mit mehr Geld alleine kann man die Probleme nicht bewältigen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ab 2011 in Deutschland doppelte Maturajahrgänge produziert werden. Das bedeutet einen großen Zustrom. Ein Rektor weiß heute nicht, wie viele Studierende kommen. Aufnahmeverfahren sind die einzige Möglichkeit in den Massenfächern die Probleme in den Griff zu bekommen.
Wie sollen Universitäten und Pädagogische Hochschulen zusammenarbeiten?
Es soll ein enges Zusammenwachsen in Forschung und Lehre sein.
U. Sommersguter
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