Landespolizeidirektorin
„Wir brauchen ein Einsatztrainingszentrum in Kärnten“

Ein Rekordwert: Landespolizeidirektorin Michael Kohlweiß steht 2.333 Polizeibediensteten in Kärnten vor. | Foto: WOCHE
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Michaela Kohlweiß spricht im Interview über Gewalt gegen Frauen, über Maßnahmen zur Bekämpfung der Drogen-Problematik und sich dafür aus, die polizeiliche Infrastruktur auszubauen.

WOCHE: Mord in Feffernitz, Bombenanschlag in Guttaring, Geiselnahme in Ebenthal – steigt die Zahl von Gewalt und Verbrechen an Frauen in Kärnten?
MICHAELA KOHLWEISS:
Auf den Punkt gebracht: nein. Gewalt und Verbrechen lassen sich nie durch Zahlen alleine belegen, aber wir hatten im heurigen Jahr in Kärnten zwei Morde und zwei Mordversuche an Frauen. Im Jahr davor waren es jeweils drei. Aber was zu bedenken ist, obwohl das Phänomen nicht neu ist: Zwei Drittel der Gewaltdelikte sind Beziehungstaten. Bei solch außergewöhnlichen Kriminalfällen sind meist konfliktdynamische Beziehungen der Auslöser. Überspitzt formuliert ist das eigene Zuhause der unsicherste Ort der Welt.

Worauf ist dieser hohe Anteil an Beziehungstaten zurückzuführen?
Es gibt eine Intimbeziehung, eine Trennungsphase oder jahrelange Gewalttätigkeiten innerhalb der Beziehung. Sehr oft sind Alkohol und illegale Drogen im Spiel. Oder psychische Krankheiten, die zum Vorschein kommen. Jahrelange Vorfälle lösen in Extremsituationen oftmals die Eskalation aus.

Was raten Sie Frauen, die sich bedroht fühlen?
Es gibt in Kärnten soziale Einrichtungen wie das Gewaltschutzzentrum, an das man sich jederzeit zur Beratung und zur Unterstützung wenden kann. Die Polizei ist auch immer Ansprechpartner, nicht nur um Straftaten zur Anzeige zu bringen, sondern auch um präventiv tätig zu werden: Wir sprechen durchschnittlich 500 Betretungsverbote im Jahr aus. Ab dem nächsten Jahr wird es durch eine Änderung im Gewaltschutzgesetz sogar ein Betretungs- und Annäherungsverbot sein.

„Am Markt ist sehr viel ,Gift‘ in sehr guter Qualität erhältlich. Gute Qualität bei Suchtgift heißt, dass es tödlich sein kann.“

2018 gab es 25 Drogen-Tote in Kärnten zu beklagen. Welche Schwerpunkte hat die Polizei im Jahr 2019 zur Bekämpfung der Drogen-Problematik gesetzt?
Wir haben natürlich viel früher mit Schwerpunkten zur Bekämpfung der Suchtmittel-Kriminalität begonnen. In einer Zeit, wo wir festgestellt haben, dass sehr viel „Gift“ am Markt erhältlich ist, in sehr guter Qualität. Gute Qualität heißt beim Suchtgift, dass es tödlich sein kann.

Welche Schwerpunkte waren es 2019 konkret?
Wir haben unter anderem mehr als 600 Schwerpunkt-Aktionen in ganz Kärnten durchgeführt, eigene Suchtmittelerhebungsbeamte in den Bezirken installiert, Personal konzentriert in den Städten Klagenfurt und Villach eingesetzt, eine eigene Ausbildungsoffensive gestartet, die Kooperation mit Finanzpolizei und Zollfahndung verstärkt. Zollfahndung deshalb, weil ein Gutteil der Bestellungen von Suchtmittel und illegalen Substanzen über das Darknet erfolgt. Wir haben auch die Kooperation mit den Nachbarländern verstärkt. Vor allem mit Slowenien, weil der Schmuggel von Slowenien nach Österreich zugenommen hat.

„Es gibt zu viele verletzte Kollegen und eine steigende Zahl an Widerständen. Da braucht es eine professionelle Schießausbildung, Einsatztechnik und Einsatztaktik.“

Die Kärntner Polizei möchte das Direktionsgebäude in der St.-Ruprechter-Straße in Klagenfurt umbauen und erweitern. Wie weit ist dieser Plan?
Sehr weit, die entsprechenden Genehmigungen des Innen- und Finanzministeriums liegen vor. Wir befinden uns gerade mitten im baubehördlichen Abwicklungsprozess. Optimistisch gesehen möchten wir im Herbst 2020 mit den Bauarbeiten beginnen.

Was ist der Zweck dieser Erweiterung?
Wir reden von einer Aufstockung um ein sechstes Stockwerk, weil wir eine neue Landesleitzentrale brauchen. Diese wird ein neues Einsatzleit- und Kommunikationssystem für Kärnten beinhalten und braucht Platz. Wir verabschieden uns von den Bezirksleitstellen und schaffen eine neue Leitstelle mit einer einheitlichen Notrufabarbeitung, wie es bereits in anderen Bundesländern in einem Pilotprojekt betrieben wird.

Was wünschen Sie sich von der neuen Bundesregierung?
Wir brauchen ein Einsatztrainingszentrum in Kärnten, denn unsere Polizistinnen und Polizisten müssen bestens ausgebildet sein. Es gibt zu viele verletzte Kollegen und eine steigende Zahl an Widerständen. Da braucht es eine professionelle Schießausbildung, Einsatztechnik und Einsatztaktik. Bisher haben wir für spezielle Ausbildungen teilweise Unterkünfte anmieten müssen. Wir haben Pläne für ein Einsatztrainingszentrum in der Schublade.

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