„Wir veranstalten kein Lotto!“
Rohr rechnet damit, dass es fix bei zwei Kandidaten im Kampf um SP-Vorsitz bleiben wird. Seine Bilanz.
Reinhart Rohr bleibt Parteichef – er wurde einstimmig nominiert. Nein, keine Falschmeldung, sondern Tatsache: Am 28. Februar wird Reinhart Rohr in Villach wohl mit überwältigender Mehrheit zum Bezirksparteivorsitzenden gekürt werden. „Ich kann mir meine Bodenstation erhalten“, sagt der glücklose Noch-Vorsitzende der Landespartei.
In der Auseinandersetzung um den Chefsessel zwischen Helmut Manzenreiter und Peter Kaiser nimmt Rohr eine Schiedsrichterfunktion ein: „Ich versuche eine neutrale Rolle auszuüben“, sagt er zur WOCHE. Manzenreiter sei für ihn „mit seiner Erfahrung“ ein „genauso gut geeigneter Kandidat“ wie Kaiser „mit seiner Entwicklungsgeschichte“. Es sei „gut, dass die Delegierten wählen können.“
Ob er es nachvollziehen könne, als 50-Jähriger einem Älteren Platz machen zu müssen? „Die Verjüngung war schon geplant, aber das hat wohl nicht funktioniert. Jetzt sollten eben die, die Erfahrung haben, die Väter der Erneuerung sein“, formuliert Rohr blumig. Ob er Schadenfreude gegenüber Manzenreiter, dessen Wunschkandidat Seifried abgesagt hat und ihn so in die Bredouille brachte, verspüre? „Nein, denn dann läuft man Gefahr, dass man das einmal zurückbekommt.“
Die Diskussion findet zu einem für die SPÖ ungünstigen Zeitpunkt statt – BZÖ/FPK sind in Skandale verwickelt. Rohr nimmt das aber mit Galgenhumor: „Bad news sind ja good news. Wir kommen jetzt wenigstens in der Debatte vor.“
Gar nichts hält Rohr davon, dass ein dritter Kandidat ins Rennen gehen könnte: „Wir brauchen ja kein Lotto veranstalten nach dem Motto: ,Ich probier’s auch noch.‘ Ich gehe davon aus, dass alle verantwortungsbewusst sind und es keine weiteren Kandidaten gibt.“ Den heftig im Hintergrund tobenden Postenschacher dementiert Rohr halbherzig: „Ich glaube nicht, dass der Deal im Vordergrund steht. Die Delegierten haben ein gesundes Sensorium dafür, wie Entscheidungen zustande kommen.“
Den drei Gerhards (Köfer, Mock, Seifried), die aus dem Rennen sind, gibt Rohr mit auf den Weg: „Zu glauben, eine gegnerische Haltung einnehmen zu müssen, ist eine Kultur, die sich über 20 Jahre entwickelt hat. Die Lehre daraus: Man sollte zuerst darüber nachdenken, was für die SPÖ gut ist.“
Dass Rohr den Plan gehegt haben soll, über den (für Juni avisierten) Parteitag hinaus SP-Chef bleiben zu wollen, stellt er in Abrede: „Das war kein Versuch, zurückzurudern, sondern eine taktisch-strategische Frage.“ Hätte er eine Wiederkandidatur ausgeschlossen, „hätte ich meine Stimme verloren“. Ob er in der Regierung bleiben wolle, kommentiert Rohr so: „Das ist reine Spekulation, der Vorsitzende wird nach dem Parteitag seine Vorstellungen präsentieren.“ Die Zukunft bringe jedenfalls – neben dem Vorsitz im Bezirk Villach – „viel Spannendes mit sich. Mich begleiten viele gute Wünsche der Menschen.“
Sommersguter
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