Unterwegs im Lendhafenviertel III - Das Hochhaus
Wie ein Mikrokosmos

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Wohn- und Geschäftshausanlage Rothauer Hochhaus

Das Rothauerhaus, ein Palais in der Villacherstraße 1 wurde 1968 als Verkehrshindernis abgerissen, da es annähernd in der heutigen Kreuzungsmitte Villacher Straße/Villacher Ring stand. Das führte in der Stadt zu wütenden Protesten.

Großes Aufsehen und kontroverse bis wütende Diskussion erregte das Hochhausprojekt an der Kreuzung Villacher Ring/Villacher Strasse. Es gab in den 1960er Jahren einen Verein, der gegen das Hochhaus und für die Erhaltung des historischen Stadtpalais Rothauerhaus  kämpfte. Das Gebäude und die Parkanlagen waren nach dem Krieg massiv beschädigt. Das Palais wurde 1968 abgerissen.

Das Gebäude hatte bis in die Gegenwart namhafte Gegner in Künstlerkreisen. Viktor Rogy etwa sprengte Hochhauser symbolisch: Er tilgte die in seinen Augen missglückten Bauten, unter anderem das Rothauer Hochhaus am Villacher Ring in Klagenfurt, indem er sie auf einer Abbildung zweimal kräftig durchstrich. Vom Interviewer befragt:
"Du hast Hochhäuser gesprengt, die aber noch dastehen", antwortete Rogy: "Die Hochhäuser Villacherstraße 1a in Klagenfurt und Lentia in Linz, die ich geistig sprengte, stehen nun als Denkmäler dieser Sprengungen da."

Die Errichtung des Wohnturms in den späten 1960er Jahren nach Plänen von Architekt Rolf Haas war damals – seiner prominenten Lage im Herzen der Stadt wegen – ein umstrittenes Unterfangen. Bei der Planung und Umsetzung des Rothauer Hochhauses wurden Anleihen am Pirelli-Hochhaus in Mailand genommen. Vermögende Familien nutzten das Hochhaus bald als Stadtwohnung neben der Sommerresidenz am See. "Rund ein Drittel der Liegenschaft gehört den "Rothauers Erben". Sieben Wohnungen befinden sich in deren Eigentum," berichtete Bettina Auer in der Kleine Zeitung 2019. Da war die gesamte Anlage schon sehr renovierungsbedürftig. "Trotz Sicherung hatte sich vor zwei Jahren ein Glaselement von einem Balkon gelöst und fiel auf ein Vordach", schrieb Bettina Auer 2018.

Mit seiner Dimension von 46 Metern inklusive des Technikaufbaus und 15 Geschossen ist es bis heute das höchste Gebäude der Stadt. Die Anlage selbst besteht aus dem 15-geschossigen Hochhaus sowie den angebauten, jeweils 6-geschossigen Mittel- und Südtrakt. In den Sockelzonen befinden sich diverse Geschäftsflächen – weiters verfügt die Liegenschaft über eine Tiefgarage und einen Garagentrakt.
Im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss des Hochhauses sind Geschäftslokale angelegt. Ab dem 2. Obergeschoss befinden sich Wohnungen, Arztpraxen, Anwaltskanzleien und Firmen. Der Grundriss des Gebäudes ist in vier Quadranten aufgeteilt, die jeweils einem TOP zugeordnet wurden; die Nasszellen befinden sich im zentralen Kern des Gebäudes jeweils zwischen zwei Einheiten. Die Erschliessung des Hochhauses erfolgt über zwei Personen- und einen Lastenliftaufzug sowie eine einläufige Treppenanlage. 
Im Erdgeschoss der „Seitentrakte“ sind Geschäftslokale situiert; vom ersten bis zum fünften Obergeschoss befinden sich Wohnungen. Beide Trakte verfügen je Stiege über drei Wohnungen pro Geschoss.

Das Erscheinungsbild und die Werbeflächen wurden nach Rücksprache mit der Stadtplanung einheitlich gestaltet, sodass die Wohn- und Geschäftshausanlage „Rothauer Hochhaus“ wieder - wie ursprünglich konzipiert - als „Ensemble“ zur Wirkung kommt.

Wohnen und arbeiten im Hochhaus 

Wohnen im Hochhaus – das kann sehr glamourös sein; in einer Penthouse-Etage mit eigenem Fahrstuhl zur Tiefgarage.  Doch es tun sich auch Probleme auf: Viele bevorzugen ein flacheres, breiteres Gebäude, weil sich in einem Turm keine beiläufigen Gespräche mehr ergeben, wie sie bei langen Gängen ganz üblich sind. Es gibt schlicht wenig Kommunikation unter den Bewohnerinnen und Bewohnern und unter den Angestellten der Firmen im Hochhaus.

"Zahlreiche Studien der letzten Jahre beschäftigen sich mit dem sozialen Zusammenleben in der Stadt. Hochhäuser spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Ein Klassiker zum Wohnen im Hochhaus ist ein vor 50 Jahren erschienenes Buch des Stadtsoziologen Ulfert Herlyn. Herlyn hinterfragte Dinge, die von den Hochhausarchitekten für gottgegeben angesehen wurden, etwa die Aufzüge. Er fand heraus, dass der Aufzug die Kommunikation auf den einzelnen Etagen behindert. Bei einer Tür, die sich jederzeit öffnen kann, wird eine ruhige Unterhaltung von zwei Nachbarn unmöglich. Die Aufzugtür als Symbol für Beschleunigung und Gehetztheit: ungeduldiges Warten, Blicke auf den Boden, und wenn der Aufzug endlich kommt, einsteigen und weg. Heute werden Aufzüge transparenter gebaut, oft in eigenen Türmen und verglast," berichtet Maximilian Schönherr im Deutschlandfunk.

Die Sozialanthropologin Eveline Althaus vom Wohnforum der ETH Zürich: "Und was wirklich frappant ist, wenn man diese Hochhausstruktur anschaut: Von außen besteht bis heute wirklich ein negatives Image. Viele Leute finden das hässlich, sagen, das ist nur ein Ghetto, dort ist alles anonym. Es sind also ganz viele stigmatisierende Elemente, die da zum Tragen kommen.
Ich denke, das hängt natürlich auch sehr damit zusammen, wie dieser Ort betrieben wird, dass es sozusagen Kümmerer vor Ort gibt, einen Hauswart, der ganz wichtig ist. Es gibt aber auch Quartier- und Gemeinwesenarbeit, verschiedenste Freizeitangebote, also Möglichkeiten, sich zu treffen. Das sind alles Elemente, die das Wohnen dort durchaus für die Bewohnerinnen und Bewohner sehr attraktiv macht."

Auswirkungen auf das Stadtgefüge

Wie mächtig dürfen in der Stadt neue Gebäude aufragen,  speziell am Rand des Altstadt-Ensembles und in unmittelbarer Nähe zum Lendhafen-Viertel?  Der Blick von Hochhäusern naturgemäß ist so wunderbar wie von einem hohen Berg. Das ist völlig klar. Aber man muss Hochhäuser auch von unten sehen:  Wie wirken sie auf ein Stadtgefüge? Ist die Sichtachse von der Villacherstraße in das Stadtzentrum gestört? Wie weit überragt das Hochhaus die umstehenden Gebäude? Wie fügt sich der Turm vom Blickwinkel Stauderplatz in Richtung Villacher Straße in das unmittelbar angrenzende Lendhafen-Viertel visuell ein?  Mechtild Rössler, Direktorin bei der Unesco: "Sämtliche Unesco-Städte müssen einen Managementplan vorlegen, der analysiert, welche Auswirkungen die Stadtentwicklung [Hier insbesondere auch die Errichtung von Hochhäusern in den Innenstädten] auf das Welterbe hat, und der ganz genau festschreibt, wie damit umzugehen ist. Dieser Managementplan dient als Orientierung für alle Stakeholder – für die Planungsbehörden, für die Bevölkerung sowie für die Developer, die oft denken, sie können in einer historisch gewachsenen Stadt alles machen. Das können sie nicht."

Das höchste Klagenfurter Hochhaus wurde 2019 aufwendig saniert. Mit der Sanierung wurde auch offensives Branding betrieben: "Das Rothauerhochhaus soll wieder eine Marke werden."

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