"Wir sind die Botschafter Kärntens"
Der schönste Beruf für Brigitte Zimmerl-Raßpotnig ist jener der Fremdenführerin. Nun leitet sie einen WIFI-Lehrgang.
KLAGENFURT STADT & LAND. Sind Sie kunst- und kulturinteressiert, reisen Sie gerne und geben Sie Ihr Wissen gerne weiter? Brigitte Zimmerl-Raßpotnig aus Pörtschach hat sich dafür schon immer interessiert. Nun leitet die staatlich geprüfte Fremdenführerin den neuen WIFI-Lehrgang für Fremdenführer (siehe unten).
Zehn Jahre Uganda
Zimmerl-Raßpotnig kam quasi über "Umwege" zu ihrer Berufung. Nach dem BWL-Studium lebte die Mutter von drei Kindern mit ihrem Mann zehn Jahre lang in Uganda - er war beruflich dort stationiert. "In Uganda kam ich auch zum ersten Mal mit diesem Beruf in Berührung - durch Zufall. Ich arbeitete damals bei der Österreichischen Entwicklungshilfe und musste einen österreichischen Gast des Präsidenten begleiten."
Mit Kindern perfekt vereinbar
Wieder in Kärnten bekam sie durch einen Tipp Wind vom WIFI-Lehrgang - perfekt. "Anfangs habe ich nur vormittags gearbeitet, was sich mit den Kindern super vereinbaren ließ."
Reiseleiter ist kein Fremdenführer
Zimmerl-Raßpotnig schickt voraus: "In Kärnten kann man als staatlich geprüfter Fremdenführer nicht davon leben, in Wien sicherlich schon. Dazu ist die sehr tiefgehende Ausbildung sehr teuer."
Ein weiteres Problem: die "Schwarzführer", das sind unbefugt Führende - meist aus dem Ausland. "Damit kämpfen wir alle. Ebenso mit Reiseleitern, die uns viel vom Kuchen wegnehmen." Ein Reiseleiter darf nämlich nur Gäste auf ihrer Reise begleiten. Er darf nicht in die Rechte der Fremdenführer eingreifen, also z. B. auf öffentlichen Plätzen nur kurze Hinweise auf Sehenswürdigkeiten geben.
In Kärnten gibt es etwa 40 staatlich geprüfte Fremdenführer, die in einem Verein organisiert sind. Sie sind die "Botschafter Kärntens", wie Zimmerl-Raßpotnig erklärt. Gemeinsam haben sie auch, dass sie niemals auslernen, sich permanent weiterbilden (müssen).
Als vornehme Damen in Pörtschach
Zimmerl-Raßpotnig ist nicht nur ständig am Weiterbilden, sie sucht auch laufend nach interessanten Ausflugszielen und Menschen, die für die Gäste etwas zu erzählen haben. "Denn ich glaube, das Spannende sind die Menschen und verschiedenen Kulturen, das Brauchtum, die Kulinarik eines Landes. Sehenswürdigkeiten kann man sich ansehen, aber was man schmeckt und erlebt, bleibt hängen."
Ihr persönlicher Lieblingsort? "Der Wörthersee, wo ich auch wohne. Ich bin ein Mensch, der das Wasser braucht."
Momentan führt die Fremdenführerin für die Stadt Klagenfurt die Nostalgiefahrten durch - noch bis Mitte September drei Mal die Woche. Auf Anfrage bietet sie mit Kollegin Margarethe Zaucher Führungen durch Pörtschach an - als vornehme Damen verkleidet, die nicht frontal informieren, sondern sich unterhalten und man hört einfach zu. Ebenfalls auf Anfrage laden die beiden zu Führungen im Dialog rund um das Stift Ossiach.
Zur Sache: WIFI-Lehrgang für Fremdenführer
Infoabend: 25. November 2015, 18 Uhr, WIFI Klagenfurt. Der Kurs läuft von Jänner 2016 bis Juni 2017.
Voraussetzung: eine lebende Fremdsprache
Ausbildungs-Themen: Es handelt sich um eine sehr tiefgreifende Ausbildung mit Vorträgen und Exkursionen zu folgenden Themen: allgemeine Geschichte und Kunstgeschichte, Geographie und Wirtschaftskunde, Brauchtum und Volkskunde, politische Bildung, Rhetorik, Marketing, Rechtskunde, Fremdenverkehrslehre, Buchhaltung, Rechnungswesen.
Lehreinheiten: 720 (!)
Die Prüfung gestaltete sich besonders spannend: Man steigt in einen Bus ein und weiß nicht, wohin es geht.
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