Badminton
Jenny Ertl: "Bin oft vor Schmerzen in Tränen ausgebrochen"
Im Oktober 2018 war das Klagenfurter Badminton-Ass Jenny Ertl in Tschechien in einen schweren Autounfall verwickelt, zwei Teamkollegen wurden dabei getötet. Noch heute steht Reha an der Tagesordnung, Anfang April muss Ertl erneut auf den OP-Tisch. Dennoch: Die 24-Jährige gibt nicht auf, will zurück auf die internationale Bildfläche.
KLAGENFURT (stp). Eineinhalb Jahre sind seit dem Autounfall vergangen, der das Leben von Jenny Ertl (24) von einem Moment auf den anderen auf den Kopf stellte. Davor war die Klagenfurterin mit Abstand die beste Badminton-Spielerin Österreichs. Dann kam der schwere Unfall, bei dem ihre Teamkollegen Antonia Meinke und Chee Tean Tan ums Leben kamen. Sie selbst überlebte mit schweren Verletzungen.
Vize-Staatsmeisterin trotz Schmerzen
Vor zwei Wochen holte Ertl bei den Staatsmeisterschaften Silber – ein erster Schritt zurück. "Es ist schön zu sehen, dass es wieder besser funktioniert", meint Ertl, die den Erfolg aber selbst nicht allzu hoch einstuft. An oberster Stelle stehe der rasche Weg zurück und schon bald wieder schmerzfrei spielen zu können. Erst im November unterzog sie sich einer weiteren Operation, ließ sich Metallplatten aus dem rechten Oberarm entfernen – ein halbes Jahr früher als geplant. "Ich hatte auch vor der OP starke Schmerzen, die Ärzte gaben ihr Ok für die Operation", so Ertl.
"Aufzugeben kam mir nie in den Sinn"
Schon vor den Staatsmeisterschaften kehrte Ertl für den Askö Kelag Kärnten in der Bundesliga zurück aufs Parkett. "Ich hatte teilweise noch starke Schmerzen im Oberschenkel. Am Platz habe ich die aber ausgeblendet und immer alles gegeben. Nach den Spielen bin ich dann aber oft vor Schmerzen in Tränen ausgebrochen. Ein Spiel aufzugeben kam mir nie in den Sinn", so Ertl, für die der Leistungssport nach dem Unfall auch wichtig war, um sich wieder an den Alltag zu gewöhnen. "Ich habe Badminton gebraucht, um wieder zu funktionieren. Es lenkt mich auch von der psychischen Belastung ab", so die Lehramtsstudentin, für die der Unfall auch heute noch fast täglich präsent ist.
"Die Sichtweise auf mich als Person und die Sportart hat sich in der Öffentlichkeit verändert. Wildfremde Menschen haben mich nach dem Unfall darauf angesprochen, wissen plötzlich wer ich bin", sagt die Sportlerin, die bei ihrem Verein auch Kindertrainierin ist. "Die Kids sehen mich schon als Vorbild, kommen mit Zeitungsartikeln über mich zu mir. Das ist ein schönes Gefühl."
Zwei Monate Pause nach OP im April
An den Unfall selbst kann sie sich nicht mehr erinnern. Neben den körperlichen Schmerzen stehen immer noch regelmäßige Termine mit Psychologen, aber auch mit Anwälten am Programm. Demnächst beginnt das Gerichtsverfahren zum Unfall in Tschechien, bei dem Ertl aussagen muss. Der nächste große Schritt im Genesungsprozess folgt Anfang April. "Da wird mir der Marksnagel aus dem Oberschenkel entfernt." Danach folgen drei Wochen Reha. Laut Arzt muss die Kärntnerin danach mindestens zwei Monate Badminton-Pause einlegen.
An ihrem Weg zurück soll das aber nichts ändern. "Ich will unbedingt wieder dorthin, wo ich schon vor zwei Jahren war. Ich will international vorne dabei sein, Turniere gewinnen", sagt die 24-Jährige, die im Idealfall schon Mitte Juni bei einem internationalen Turnier in Graz dabei sein will. Bis zum OP-Termin will sie ihrer Mannschaft in der Bundesliga noch so gut es geht helfen. Diesen Samstag findet das letzte Heimspiel im Grunddurchgang gegen Mödling statt, danach geht es in das Mittlere Play-off.
Zur Person
- Name: Jenny Ertl (24)
- Geboren am: 12. Jänner 1996
- Wohnort: Klagenfurt
- Verein: Askö Kelag Kärnten
- Erfolge: Staatsmeisterin im Einzel (2017, 2018); Staatsmeisterin im Doppel (2016); ÖM-Silber im Einzel (2020)
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