„Der Wettbewerb soll fair sein!“

OMV-General Wolfgang Ruttenstorfer | Foto: Gotschacher
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WOCHE: Kann ein Unglück wie in Amerika bei einer Förderstelle der OMV passieren?
Wolfgang Ruttenstorfer: Wir sind vorwiegend onshore tätig. Im Marchfeld etwa kennen die Bürger die OMV seit 1956 und seither gibt es dort sehr hohe Sicherheitsstandards. Onshore sind Probleme auch leichter in den Griff zu kriegen. Wir haben derzeit keine Tiefwasserbohrungen geplant. Wir sind natürlich an einigen beteiligt.

Vor zwei Jahren war der Gasboykott ein Thema. Die OMV hat der Politik einen großen Dienst erwiesen, indem sie Krisenstabilität bewiesen hat. Was wäre bei einem Ölboykott – gibt es da Krisenpläne?
Beim Öl gibt es seit 1976 die Internationale Energieagentur als Antwort auf die Ölkrise 1974. Die hat weltweit, aber auch insbesondere in Europa, den Aufbau von Krisennotstandsreserven vorangetrieben. Es ist seither gesetzlich vorgeschrieben, dass alle für 90 Tage Reserven haben müssen. Und es gibt auch die entsprechenden Mechanismen für die Verteilung. Glücklicherweise wurde das bisher nicht gebraucht.

Wie lange kämen wir im Fall einer Krise durch?
Sicherlich viele Monate. Wir produzieren ja auch in Österreich, bei Öl sind es zehn, bei Gas 15 Prozent des Bedarfs.

Ist der Mineralölverbrauch in Österreich konstant?
Der Ölverbrauch hatte seinen Höhepunkt in den 1980er Jahren. Als ich 1976 in die OMV eingetreten bin, hat man die Kapazität in der Raffinerie in Schwechat auf 14 Millionen Tonnen erhöht, inzwischen sind wir wieder bei zehn Millionen Tonnen. Der Verbrauch hält sich stabil. Er ändert sich aber in der Zusammensetzung. Heizöl schwer wird weniger, Diesel mehr verbraucht. Benzin stagniert, Kerosin legt zu.

Wie sieht Ihre Strategie aus?
Der Ölverbrauch wächst noch in Südosteuropa und in der Türkei. Wir gehen aber in Richtung Gas. Gas bietet sich als wesentlicher Energieträger in der Übergangszeit zu den Erneuerbaren Energien an. Gaskraftwerke haben einen großen Vorteil: Man kann sie sehr flexibel rauf- und runterfahren. Erneuerbare Energien wie Wind oder Sonne sind nicht durchgehend nutzbar. Deshalb braucht man als Ergänzung einen zweiten, sehr flexiblen Energieträger. Das ist das Gas. Zudem machen wir jetzt die ersten Schritte in Richtung Strom, bauen große Kraftwerke etwa in der Türkei oder in Rumänien. Wir sind auch dabei, einen ersten Windpark an der rumänischen Schwarzmeerküste zu bauen.

Müssen sich heimische Versorger vor der OMV fürchten?
Wir werden nie ein großes Energieversorgungsunternehmen mit Endkundengeschäft. Wir fahren eine „Gas-Plus“-Strategie – also Gas und ausgewählte Erneuerbare Energien. Wir werden für die anderen also kein Wettbewerber sein.

Wären Sie als Ziel eines Übernahmeversuchs durch einen Weltkonzern interessant?
Wir sind ein österreichisches Unternehmen und begrüßen es sehr, dass wir eine solide Aktionärsstruktur haben. 50 Prozent der OMV werden von zwei großen Aktionären kontrolliert – das sind die IPIC aus Abu Dhabi und die Republik Österreich. Das verleiht uns Stabilität. Wir sind zuversichtlich, unsere Identität bewahren zu können.

Tendieren Sie dazu, Unternehmen zu übernehmen?
Wir haben uns zuerst rund um Österreich erweitert, sind dann nach Südosteuropa gegangen, haben die Petrom gekauft und sind jetzt auch in Istanbul, um von dort aus tätig zu werden. Der Hauptteil des Wachstums kommt aber aus dem Inneren heraus. In Österreich vergeben wir heuer Aufträge in Höhe von 640 Millionen Euro.

Die OMV als Gasproduzent, dann viele Zwischenhändler – kommt da der Kunde nicht unter die Räder? Sollte man nicht Zwischenhändler ausschalten, indem man etwa einen Landesgasversorger übernimmt?
Absolut nicht. Der Einstieg ins Endkundengeschäft liegt uns fern. Außerdem gibt es nicht so viele Zwischenhändler. Wir sind der Importeur und die anderen die Verteiler. Die Kosten sind reguliert, da wird geschaut, dass den Kunden nicht zu viel verrechnet wird.

Im Tankstellengeschäft schaffen Sie es, gut mit den Kunden zu kooperieren.
Das ist historisch das einzige Geschäft, in dem wir direkt beim Kunden sind. Das ist sozusagen das Gesicht der OMV.

Macht es Sinn, aus Lebensmitteln Kraftstoff zu machen?
Ich denke nicht, dass das eine langfristige Möglichkeit ist, massiv Energieversorgung bereitzustellen. Das ist wirtschaftlicher in Brasilien mit Zuckerrohr. In Europa läuft das über Beimischungsregelungen. Wir waren einer der ersten Betriebe, die beigemischt haben, eine eigene Produktion betreiben wir aber nicht. Wir haben uns die Erneuerbaren Energien sehr genau angeschaut. Für uns am vernünftigsten ist die Kombination von Gas mit Wind und vielleicht einmal mit Solar.

OMV-Tankstellen treten auch als Nahversorger auf – mit welcher Strategie?
Man kann Tankstellen heute nicht mehr so betreiben wie früher. Es gibt zwei Konzepte: einerseits Diskonter und auf der anderen Seite Tankstellen, die umfassenden Service bieten. Wir haben uns mit VIVA gut positioniert – auch gegenüber dem Wettbewerb. Das Konzept erlaubt uns, Standorte wirklich regional zu halten. Sonst müsste das Tankstellen-Reduktionsprogramm noch viel stärker forciert werden. Wir wollen aber nahe beim Kunden bleiben.

Hilft es Ihnen bei Verhandlungen, dass Sie politische Erfahrung gesammelt haben?
Die Politik ist in unserem Geschäft ein wesentlicher Partner, weil sie an Versorgungssicherheit interessiert ist. Da ist es natürlich gut, wenn man sich mit der Politik gut verständigen kann. Dabei geht es nicht um Partei-, sondern Energiepolitik. Die OMV ist im Gebiet Mittel-, Südosteuropa und Türkei ein Faktor geworden, der Zugang zu allen Regierungen hat. Politische Erfahrung ist hilfreich. Man muss auch der Politik immer wieder ihren Erfolg lassen. Das zu wissen ist gut.

Wie schaffen Sie es, die Diskussion um den Spritpreis relativ ruhig zu halten?
Wir versuchen, uns der Diskussion zu stellen und transparent darzulegen, was Sache ist. Deshalb haben wir auch keine großen Schwierigkeiten. Es ist bei uns alles analysiert, man kann in jede Tischlade hineinschauen. Die Wettbewerbsbehörde hat umfassend geprüft. Der Preis wird am Markt gebildet und wir folgen diesem Markt.

Was sagen Sie zu den Landestankstellen in Kärnten? Ist es vernünftig, wenn sich die Politik einmischt?
Was nicht Sinn macht ist, wenn einzelne Wirtschaftsaktivitäten subventioniert werden. Es sollte ein fairer Wettbewerb herrschen. Die Preisauszeichnungsverordnung unterstützt den bestehenden Wettbewerb noch weiter. Das ist sinnvoll.

Werden in 20 Jahren mehr Elektroautos oder benzin- oder dieselgetriebene herumfahren?
In 20 Jahren wird es beides sehr stark am Markt geben. Im Nahverkehr werden die Elektromotoren dominieren. Alles in allem wird es aber ziemlich ausgeglichen sein.

Zanon/Gotschacher

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