Kärntner Tourismus fordert Anteile
Die Kärnten Werbung soll 25 Prozent einsparen. Das löst bei Klagenfurter Unternehmern Kritik aus.
(gel, tas). Klare Worte in der Debatte um die Budget-Kürzung bei der Kärnten Werbung findet Landesrat Christian Benger. "Jeder Cent wird gebraucht", ließ er bei der Präsentation der touristischen Sommer-Schwerpunkte wissen.
Gleicher Meinung ist Christian Kresse, Geschäftsführer der Kärnten Werbung. "2008 hatten wir noch rund 14 Millionen Euro zur Verfügung", ruft er in Erinnerung. Derzeit liegt das Budget bei knapp zehn Millionen Euro. Nach der im Raum stehenden 25-prozentigen Kürzung wären es laut Kresse nur mehr 7,1 Millionen. Die Folge: "Wir würden Kooperationspartner verlieren." Einer Vorgabe des Vorstands der Landesholding würde er jedenfalls entsprechen, lässt er wissen.
Was das Mitspracherecht betrifft will Benger die Touristiker ins Boot holen. "Jene, die unternehmerisch tätig sind, sollen das Heft in der Hand haben", fordert er.
Diesem Vorschlag kann auch Helvig Kanduth, als Hotelierin im Vorstand des Klagenfurter Tourismusvereines, viel abgewinnen: "Erfolgreiche Arbeit kann nur in diese Richtung funktionieren. Wir Unternehmer können am besten befinden, wohin die Reise gehen soll, weil wir wissen, welche Schwerpunkte und Themen für den Tourismus interessant sind."
Einer geplanten Kürzung blickt sie skeptisch entgegen: "Das Budget kommt von den Unternehmern. Daher wollen wir auch wissen, wohin das Geld – wir reden hier von zwei bis drei Millionen Euro – fließen soll." Außerdem sieht sie ein Problem mit dem Ziel im Strategiebericht des Landes, den Tourismus ganzjährig auszudehnen: "Wie soll das mit weniger Geld funktionieren?"
Christoph Neuscheller, Obmann des Tourismusvereins Pörtschach, sieht das Thema ähnlich: "Unser Tourismus ist ohnehin schon am Boden. Wenn nun 25 Prozent einer zweckgebundenen Abgabe ausgegliedert werden, ist das gegen die Idee des Tourismusgesetzes, das Thema zu entpolitisieren." Er habe nichts gegen einzelne handelnde politische Akteure, aber: "Sie sind eben keine Touristiker."
Die Unternehmer stärker in die Kärnten Werbung einzubinden sollte, so Neuscheller, "die selbstverständliche Konsequenz aus dem Tourismusgesetz sein." In Pörtschach und Velden ziehe man aus den vergangenen eineinhalb Jahren eine sehr positive Bilanz.
Auch Hotelier Markus Ronacher, Sprecher der Tourismusverbände, will mehr Mitbestimmungsrecht für Kärntens Unternehmer: "Wir wollen 40 Prozent Anteil an der Kärnten Werbung." In anderen Bundesländern sei das auch so. 48 Prozent ihrer Marketing-Organisation halten die Tourismusvereine in Salzburg, ein Drittel in Tirol. In Kärnten: Null Prozent.
"Wir wollen die Kärnten Werbung aus der politischen Diskussion herausnehmen", ist das Ziel von Ronachers Forderung. Der Prozess laufe bereits seit September. "Wir müssen jetzt Nägel mit Köpfen machen."
Zur Sache:
Am 1. Jänner 2013 trat das Kärntner Tourismusgesetz in Kraft. Ziel war es, den Tourismus zu entpolitisieren, den Unternehmern Verantwortung zu übertragen und langfristige Planbarkeit zu schaffen.
Die Kärnten Werbung finanziert ihr Kerngeschäft aus der Tourismusabgabe, die von den Unternehmern bezahlt wird.
Die Landesholding spricht bei der Kürzung von einer Arbeitshypothese und will die genaue Summe sowie konkrete Maßnahmen erst bekannt geben.
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