Viereinhalb-Tage-Woche
Klagenfurter Autohaus mit neuem Arbeitsmodell
Nach monatelangen Ideensuche, wie man denn das (Arbeits-)Leben der Mitarbeiter besser gestalten kann, verkündet Max Aichlseder unter anderem die Viereinhalb-Tage-Woche als Ergebnis. Daran getüftelt hat man im Team.
KLAGENFURT. Knapp 100 Mitarbeiter, darunter 17 Lehrlinge, beschäftigt Max Aichlseder, Juniorchef des gleichnamigen Familienunternehmens in Klagenfurt. Lieferengpässe, veränderte Vertriebssysteme, erhöhte Kosten sowie Fachkräftemangel und Work-Life-Balance stellten auch den Autohändler vor große Herausforderungen. "Gemeinsam im Team - also wirklich vom Lehrling, über den Abteilungsleiter bis hinauf zur Geschäftsführung - haben wir Brainstorming betrieben, wie wir den Umgestaltungsprozess anstoßen können, so dass die Neuerungen nicht nur für uns machbar sind, sondern auch kundenorientiert sind", erklärt Aichlseder.
Verlängerte Öffnungszeiten
Mit der Umsetzung der Viereinhalb-Tage-Woche konnten auch die Wochen-Öffnungszeiten erweitert werden. Ein rotierendes System zwischen den Werkstätten-Teams und die enge Abstimmung untereinander bewirken, dass sich ab 1. Oktober 2022 die Kernarbeitszeiten von Montag bis Donnerstag nur unwesentlich erweitern. Dazu kommt, dass mit diesem Arbeitszeitmodell jeder zweite Freitag im Monat für zusätzliche Freizeit zur Verfügung steht.
Ein Umstand, der dem Familienvater Udo Tschernko (34) gut in die privaten Karten spielt. Der Werkstättenleiter der Marke Renault hat mit diesem Modell viel Freude. Denn durch die geringfügige Anpassung der Tagesarbeitszeiten von Montag bis Donnerstag bleiben nun zwei zusätzliche Freitage im Monat für die Familie.
Neues Berufsbild, veraltete Ausbildung
Und die Branche bewegt Max Aichlseder nicht nur in diesem Thema, sondern auch in seinem weiteren "Steckenpferd", der fachlichen Ausbildung. Denn Kfz-Mechaniker sind schon längst keine reinen "Teiletauscher" mehr, die mit ölverschmierten Fingern an Ersatzteilen herumschrauben. Die rasante Entwicklung in der Automobil-Industrie erfordert ein neues Verständnis dieses Berufsbildes. Der Computer ist in der Analyse von Fehlern omnipräsent. Gefordert ist eine spezifische Kenntnis der jeweiligen Automarke und ein effizientes Erkennen einer Fehlerursache.
Eigene Lehrgänge
Und hier sah Max Aichsleder raschen Handlungsbedarf: "Das klassische Ausbildungskonzept mit vier Lehrjahren ist in dieser Form in die Jahre gekommen. Die meisten unserer Lehrlinge sind bereits nach zwei Jahren mit den gesamten Basics vertraut und müssten die weiteren zwei Jahre schon gezielt an die jeweiligen Automarken herangeführt werden. So kann heute ein Renault-Techniker nur wenig an einem Jaguar mitarbeiten. Zu unterschiedlich ist hier die Technik angelegt." Sein Lösungsansatz liegt darin, schon Lehrlinge in spezialisierte Level-Fortbildungslehrgänge der jeweiligen Automarken zu entsenden. Hier konnte er bewirken, dass sogar auf Bundesebene im Branchenverband ein Umdenken und eine Anpassung erfolgt.
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