Brexit
Klagenfurter Unternehmer blicken nach Großbritannien

Brexit. Die heimische Wirtschaft ist unterschiedlich stark betroffen, die Situation nach wie vor ungewiss | Foto: Pixabay/daniel_diaz_bardillo
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Heimische Unternehmer beobachten die britische Regierung – auch sie sind unterschiedlich stark vom Brexit - in welcher Form auch immer er kommt - betroffen.

KLAGENFURT (vep). Geordneter Brexit? Harter Brexit? Austritt Großbritanniens aus der EU Ende März oder später? Oder gar doch ein neues Referendum zum Verbleib Großbritanniens in der EU? Das Hin und Her im Norden Europas beobachten hierzulande vor allem die Wirtschaftstreibenden mit Argus-Augen. Denn wer am englischen Markt tätig ist, steht aktuell vor einer unsicheren Situation.

Alexander Glaunach: "Sehe mir die Sache recht entspannt an"

Alexander Glaunach, Chef des gleichnamigen Klagenfurter Unternehmens, das sich auf lärmarme Drossel-Schalldämpfer für den Anlagenbau spezialisiert hat, sieht es recht gelassen. "Wir beobachten das Hin und Her der britischen Regierung eher amüsiert, was soll man sonst tun? Der englische Markt macht etwa zehn Prozent unseres Umsatzes aus, unsere Vertretung in Großbritannien deckt aber auch andere Länder ab."

Insgesamt exportiert die Glaunach GmbH in 80 Länder, vor allem innerhalb der EU, aber auch Asien, Südamerika und die USA sind wichtige Märkte.
Natürlich sei aber auch der englische Markt ein wichtiger, da Glaunach-Produkte von dort aus oft an Produzenten in andere Länder auf der ganzen Welt weitergehen. "Der harte Brexit wäre für uns dennoch der worst case, da der Verkauf künftig komplizierter wäre", sagt Glaunach. Doch: "Wir exportieren jetzt schon in zahlreiche Nicht-EU-Länder, wir wissen also, wie es geht", schmunzelt er.

Glaunach ist ein starker EU-Befürworter, weshalb für ihn nicht nachvollziehbar bzw. sinnlos ist, warum ein Land aus der EU austritt. "Zudem werden sich die Briten, egal wie es ausgeht, überlegen müssen, wie sie den Handel aufrecht erhalten. Sie sind weit mehr auf den Import verschiedenster Ressourcen und Rohstoffe aus der EU angewiesen, als sie an uns exportieren." 

Marko Taferner: "Haben gerade in Aufbau des Marktes investiert"

Weit weniger entspannt beobachtet der Klagenfurter Firmenchef Marko Taferner die Entwicklungen rund um den Brexit. Er führt die auf Trinkwasser-Untersuchung sowie -Reinigung spezialisierte Firma MTA Messtechnik mit Sitz in St. Veit und hat gerade erst viel Zeit und Geld in den Aufbau des englischen Marktes gesteckt. "Wir haben sowohl Wiederverkäufer als auch Vertriebspartner aufgebaut. Unser Unternehmen hat derzeit Aufträge und Angebote über Dienstleistungen in Großbritannien im Haus, die in der zweiten Jahreshälfte abgewickelt werden sollen. Ob das überhaupt zustande kommt, weiß ich angesichts der derzeit unsicheren Lage noch nicht." 

Für Taferner ist das Verhalten der britischen Regierung nicht nachvollziehbar. "Wir können nur mit sehr großer Verwunderung zusehen." Für ihn wäre der worst case, wenn "Gesetze beschlossen werden, dass EU-Firmen in Großbritannien keine Projekte mehr abwickeln dürfen. Dann hätten wir die Jahre der Vorarbeit in den Sand gesetzt." Taferner hofft nach wie vor, dass die Engländer letztendlich doch in der EU bleiben. "Bis zu einer Entscheidung haben wir derzeit alle unsere Aktivitäten am englischen Markt auf Null zurückgestellt. Wir warten." 

Insgesamt beliefert die MTA Messtechnik über 50 Länder mit ihren Produkten und Dienstleistungen. "Mit unseren zwei Hauptprodukten, dem Equipment zur Trinkwasseruntersuchung sowie Trinkwasserreinigung, erreichen wir mittlerweile den halben Weltmarkt", sagt Taferner.

Wirtschaftskammer hat Brexit-Infopoint eingerichtet

Die Wirtschaftskammer Österreich hat mittlerweile eine eigene Service-Seite bzw. einen Brexit-Infopoint für Unternehmer eingerichtet. Hier finden Betroffene alle Infos: www.wko.at/brexit

Österreichs Beziehungen zu den Briten

Großbritannien ist laut WKO der neuntwichtigste Exportmarkt und der Top-5-Markt für österreichische Dienstleistungen. 2018 beliefen sich die Warenexporte auf knapp vier Milliarden Euro, fast die Hälfte waren Maschinen und Fahrzeuge. Die Dienstleistungsexporte betrugen 1,9 Milliarden.
In Großbritannien beschäftigen rund 250 Tochterfirmen von österreichischen Betrieben über 40.000 Mitarbeiter, rund 250 Betriebe exportieren zudem ohne eigene Niederlassung große Volumina ins Vereinigte Königreich, tausende weitere in kleineren Mengen. 

No deal? Was dann?

Bei einem No-Deal-Brexit kommt kein Austrittsabkommen zustande. Sofern der Austritt nicht verschoben wird oder ein neues Referendum kommt, sind die Briten ab 30. März 2019 kein EU-Mitglied mehr, verlassen Binnenmarkt und Zollunion. Die handelspolitischen Beziehungen fallen auf WTO-Niveau zurück. Zollrechtlich wäre es ein gewöhnliches Drittland.
Bei einem harten Brexit ist vieles noch offen. Etwa, wie die Anerkennung von Marken und Patenten erfolgen soll. Getrennte Anmeldungen könnten notwendig werden, es gibt aber Ausnahmen. Betroffen ist u. a. auch CE-Kennzeichnung und vieles mehr.

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