Land- und Forstwirtschaft
Klimawandel setzt Kärntner Bauern kräftig zu

- Der Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer Johann Mößler, Alexander Schnabl vom Institut für Höhere Studien und Landesrat Agrarreferent Martin Gruber (von links) präsentierten den aktuellen Landwirtschaftsbericht und eine Studie über die Kärntner Land- und Forstwirtschaft.
- Foto: Sabine Rauscher
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Starker Rückschlag für Kärntens Waldbauern: Der aktuelle "Grüne Bericht 2019" zur Lage der Land- und Forstwirtschaft belegt Ertragseinbrüche von 34 Prozent in der Forstwirtschaft. Gründe sind Stürme, Plagen und Dürreperioden aufgrund des Klimawandels.
KÄRNTEN. Als zweigeteiltes Bild bezeichnet Landesrat und Agrarreferent Martin Gruber (ÖVP) die Ergebnisse des aktuellen Landwirtschaftsberichts für das Jahr 2019, auch "Grüner Bericht" genannt. Grundsätzlich war die landwirtschaftliche Ertragslage im Vorjahr stabil, mit einem Minus der Forstwirtschaft gibt es jedoch einen schmerzlichen Ausreißer nach unten, informiert Gruber: "Dort sind die Erträge 2019 um 34 Prozent eingebrochen, was den Gesamtwert der Land- und Forstwirtschaft um 8,7 Prozent nach unten drückt. Das obwohl es in Bereichen wie der Bodennutzung, der Tierhaltung oder auch bei agrarischen Dienstleistungen Ertragssteigerungen für die Landwirtschaft gegeben hat." Da das Minus in der Forstwirtschaft zu erwarten gewesen war, habe man bereits Schwerpunkte gesetzt, um die Waldbauern zu unterstützen.
Klimawandel ist großes Problem
Der Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer, Johann Mößler, erkennt die niedrigen Holzpreise als Ursache für den Rückgang der Bauern-Einkommen: "Der Schadholzanteil liegt mittlerweile bei 72 Prozent. Der Klimawandel hat mit Windwürfen und Borkenkäfer-Schäden voll zugeschlagen. Die lebenslange Leistung der Waldbauern wird dadurch vernichtet.“ Mößler fordert die heimischen Sägewerke auf, die Einkaufspreise für Rundholz wieder anzuheben, damit die Bauern einen fairen Anteil an der Wertschöpfung bekommen. Der Klimawandel sei auch für die Landwirtschaft eine große Herausforderung, betont Agrarreferent Gruber: "Mit der Dürre-Problematik und vor allem den großen Schadens-Ereignissen haben alle gleichermaßen zu kämpfen. Jetzt geht es darum, Sorten weiter zu entwickeln, mit denen bei diesen Umständen besser umgegangen werden kann. Hirse stellt beispielsweise einen Ersatz für den Maisanbau dar und ist trockenheitstoleranter."
Hohe ökonomische Bedeutung
Im Zuge der Präsentation des "Grünen Berichts" wurde zudem eine neue Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) vorgestellt, die nun erstmals die Wirtschaftskraft der Kärntner Land- und Forstwirtschaft mit Zahlen belegt. Ihr Beitrag am Kärntner Regionalprodukt beträgt fast 900 Millionen Euro. Die Land- und Forstwirtschaft ist eng mit anderen Wirtschaftssektoren wie etwa Handel, Gastronomie oder Tourismus verflochten. In Summe sichert der Sektor knapp 20.000 Vollzeit-Arbeitsplätze – und das überwiegend im ländlichen Raum. Konkret heißt das: Fast jeder zehnte Kärntner hat deshalb einen Job, weil es die Land- und Forstwirtschaft gibt.
Regionale Lebensmittel-Produktion
In der IHS-Studie sind weiters Potenziale der Kärntner Land- und Forstwirtschaft dargestellt, die künftig noch ausgeschöpft werden könnten. Im Fokus steht dabei das Thema "regionale Lebensmittel-Produktion". Laut der Studie könnten 1.900 neue Arbeitsplätze entstehen, sollten Kärntner Haushalte und Gastronomen doppelt so viele regionale Lebensmittel kaufen wie bisher. Das Kärntner Regionalprodukt würde demnach um rund 42 Millionen Euro steigen. „Ich sehe das als klaren politischen Auftrag, die bereits gestartete Regionalitäts-Offensive fortzusetzen und weiter auszubauen“, hielt Agrarreferent Gruber fest. Landwirtschaftskammer-Präsident Mößler appelliert anhand dieser Zahlen an die Kärntner Gastronomiebetriebe, noch mehr auf regionale Lebensmittel zu setzen und damit die bäuerlichen Betriebe zu stärken.
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