Filmland Kärnten 2019
Wer folgt der Lisa Film? Die neuen Publikumsfilmemacher im Land.

Filmland Kärnten. Im Dunstkreis des Wörthersees | Foto: Autorin Archiv
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Wer kennt sie nicht, Filmperlen wie ‚Sartana‘, ‚In Frankfurt sind die Nächte heiß‘, ‚Das Rasthaus der grausamen Puppen‘, ‚69 Liebespiele‘, ‚Immer Ärger mit den Paukern‘, „Das Stundenhotel von St. Pauli‘, ‚Josefine Mutzenbacher‘ und natürlich auch die ‚Supernasen‘ und die ‚Zärtlichen Chaoten‘?
Die Rede ist natürlich vom umfangreichen Filmschaffen der Lisa Film, das, trotz der lasterhaften und trivialen Inhalte, mit einem ‚Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich‘ und viele weiter Auszeichnungen für den schon legendären Firmenchef Karl Spiehs, gewürdigt wurde, was nicht bekrittelt werden sollte, denn viele Leute haben sich an diesen Filmen erfreut und ihr kleines Vergnügen nach Feierabend oder am Wochenende gehabt.

Doch nichts hält ewig und schon gar nicht in der Filmbranche und auch der derzeitige Platzhirsch des kommerziellen Filmvergnügens in Ktn. Klaus Graf wird irgendwann die Studioschlüssel an andere, jüngere Filmhersteller abgeben müssen und sich wohlverdient einen Godardfilm gönnen.
Wer sind nun die neuen Filmemacher der Szene, die in den kommenden 20 Jahren im kommerziellen Fach, aus Kärnten heraus, international punkten und so auch Kärnten auf den Leinwänden, Bildschirmen und Displays dieser Welt vertreten könnten? Grundvoraussetzung um so etwas auf die Beine zu stellen sind natürlich internationale Geschäftskontakte, die auch nicht jeder hat.

Die ‚Nase vorne‘ dürfte die Firma HD Foto aus dem Klagenfurter Stadtteil St. Peter haben. Ihr erster Film „Hot spanking rod“ (dt. die goldene Rute) kann mit zirka 700.000 VoD Hits in den USA und England und mit einer Einschaltquote von 12 % in UK punkten. Weiters ist der Film mit dem etwas reißerischen Titel in unzähligen lokalen Privatsendern und VoD-Anbietern in inzwischen 21 Ländern zu sehen. Bisher, so wird geschätzt, haben die schräge Komödie, die zu 100 % in Kärnten hergestellt wurde, etwa 7 Millionen Fans gesehen (inkl. TV & Pay-TV), was den Auftraggebern, Filmmakers Company in Los Angeles, USA, natürlich veranlasst hat eine Fortsetzung bei HD Foto zu bestellen. Firmenchef und Kameramann Stefan Poscharnig ist eher zufällig zu der US-Firma gekommen, die in Ktn. einen Line Producer gesucht hat, da keine der ortsansässigen Firmen an einer ‚Krampuskomödie‘ interessiert war, haben sich die Amerikaner für seine kleine Foto- und Videofilmfirma entschieden, beide Seiten waren zufrieden, an einer zumindest mittelfristigen Zusammenarbeit wird gearbeitet, das neue Projekt startet bereits in wenigen Wochen.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der gebürtige Klagenfurter Alexander Peter Lercher, der mit bisher zwei Spielfilmen von sich reden machte. „Vor! Seit! Schluss!“ 2015, und „The Salzburg Story“ 2018. Alexander Peter Lercher versucht eher im melodramatischen und romantischen Fach des großen, deutschsprachigen Fernsehfilms anzudocken, dabei ist er ein leidenschaftlicher, nimmermüder Arbeiter, der es schafft, trotz des geringen Budgets, sogenannte Publikumslieblinge für seine Filme zu gewinnen, wie zum Beispiel Alfons Haider oder Kelly Bishop aus „Dirty Dancing“ und den „Gilmore Girls“ in „The Salzburg Story“ (2018), oder auch die unverwüstliche Uschi Glas in „Vor! Seit! Schluss! (2015), beides Versuche eines „Starkinos“ umso das Publikum zu erfreuen, eine Methode, die auch immer wieder die Filme der „Lisa Film“ oder der „Klaus Graf Filmproduktion“ ausgezeichnet hat.
Konsequenter Weise hat Alexander Peter Lercher den Wohnsitz von Klagenfurt in die Film- und Medienstadt München verlegt, um von dort seine Karriere voranzutreiben. Dabei inszeniert sich der fesche Endzwanziger als „Everybodys Darling“, stehts ordentlich und oft elegant gekleidet, mit dem breiten Lächeln des Traumschwiegersohns für Mütter mit Töchtern im heiratsfähigen Alter, meilenweit entfernt von einem Bürgerschreck aus der B- und C-Filmszene. Ein Problem gibt es jedoch, Alexander Peter Lerchers Filme waren bisher kaum zu sehen, Zahlenmaterial zum Einspielergebnis gibt es keines, aber immerhin, „The Salzburg Story“ hatte einen Start in einer steirischen Kinokette, und Festivaleinsätze in den USA. Alexander Peter Lerchers Karriere weiterzuverfolgen wird jedenfalls interessant, man/frau sollte sich seinen Namen im Zusammenhang mit Publikumsfilmen merken.

Etwas abgeschlagen, aber sehr aktiv ist der Freundeskreis um David Hofer, Michael Kuglitsch und Florian ‚Flo‘ Lackner. Während David Hofer auf psychologische Dramen setzt „Valossn“ (2016) und „Traman“ (2018), versucht es Florian ‚Flo‘ Lackner mit Actionfilmen, z.B. „Planet USA“ (2013), die trotz handwerklichen Geschicks, alle diese Filme sind No-Budget-Filme, nicht so richtig funktionieren, wahrscheinlich auch deshalb, weil sie epigonal US-amerikanischen Erfolgsfilmen nachzueifern versuchen, ohne eine eigene individuelle Note platzieren zu können. Von einer saftigen, mit Adrenalin geschwängerten, Blutsuppe sind diese Filme (leider) meilenweit entfernt, das liegt nicht nur an dem kaum vorhandenen finanziellen Mitteln, sondern Großteils an der selbstauferlegten Tantensicherheit. Hier wäre ein ordentlicher Griff zur rohen Gewalt und der emsige Entschluss „Mr. Rambo“ altaussehen zu lassen, eine gute Entscheidung, mit der man auch bei den Fans im Netz gut punkten kann.

Denn eines waren Karl Spiehs, Otto Retzer und Kollegen von der Lisa Film nie: sie waren nie gefällige Gaukler Gottes, sondern beinharte Geschäftsleute, die das produzierten was der Kinomarkt verlangte und später in der TV-Ära auch wandlungsfähig genug, um die biedere deutsche Fernsehkost servieren zu können und sie waren natürlich international breit aufgestellt. Während am schönen Wörthersee schmalzige Komödie für die Biedermänner produziert wurden (z.B. Unsere Pauker gehen in die Luft, Harald Vock, 1970), ließ man es in Spanien, Italien und auch Deutschland ordentlich krachen und machte den Zombies (z.B. Jungfrau unter Kannibalen, Jess Franco, 1980), MissetäterInnen (z.B. Sadomania – Hölle der Lust, Jess Franco, 1980) und etlichen Nackedeien (z.B. Ein Kaktus ist kein Lutschbonbon, Rolf Olsen, 1981) den Garaus. Die Filmkritik war Karl Spiehs und Kollegen aus der B-Filmszene egal und die deutschsprachige Filmkritik war auch wirkungslos, was sie auch heute noch ist. Weit und breit ist tritt kein Horst Dieter Sihler, ein ‚Simon in der Wüste‘ der Kärntner Filmkritik, oder aktuell Arno Russegger, dem das Zeug zum ‚Nazarín‘ ebenfalls fehlt, auf den Plan um dieses Filmschaffen in Grund und Boden als ‚Beleidigung der Kinematographie‘ zu verdammen, im Gegenteil, der Mythos vom ‚Hollywood am Wörthersee‘ wird gut gepflegt und für die Retorte konserviert, was gut ist. Hier könnte sich das Filmland Kärnten gut als B-Filmland positionieren, in dem in erster Linie gute Unterhaltungsfilme hergestellt werden. Die Klaus Graf Filmproduktion hat mit der Komödie „Harri Pinter, Drecksau“, Andreas Schmied, 2017, einen erfolgreichen B-Film vorgelegt.

Das ist auch das Problem der neuen Filmemacher, so fern sie überhaupt in Kärnten bleiben wollen, ihre Filme sind am Heimmarkt kaum bekannt, was wohl auch an den mangelnden Abspielmöglichkeiten liegt, es gibt kaum Kinos und so gut wie nur das Staatsfernsehen, das auch nur Eigenproduktionen zeigt, die im Rahmen des Film- und Fernsehabkommens hergestellt wurden, alles andere ist zugekaufte Massenware aus dem Ausland. Und es gibt natürlich auch keine nationale Filmkritik, die diese Filme beachtet.

Doch es besteht Hoffnung, sofern man/frau, wie die Leute aus dem Haus HD Foto und Alexander Peter Lercher, konsequent den Weg ins Ausland sucht und mitunter auch herrliche, freche Filme produziert, die jedes Tabu brechen, aber dennoch ein Mindestmaß an Niveau nicht unterschreiten und, das ist wahrscheinlich das wichtigste Argument, eine eigenständige Geschichte erzählen, die nicht irgendwo abgekupfert wurde.

Die legendäre Lisa Film am Wörthersee mag Filmgeschichte sein, doch für das Filmschaffen in Kärnten hat die Filmgeschichte erst begonnen.

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