Die große Herausforderung ist die Einsamkeit
Elisabeth Scheucher-Pichler engagiert sich seit 21 Jahren fürs Hilfswerk und seit einem halben Jahr für den Seniorenbund.
KLAGENFURT (chl). Vor Ostern und vor Weihnachten ist Elisabeth Scheucher-Pichler nach wir vor mit ihrem Kunstgewerbe-Unternehmen "Pichler Trend" in den City-Arkaden vertreten, obwohl sie vor vier Jahren in den Ruhestand trat. "Nächstes Jahr wird die Firma 100 Jahre, für dieses Jubiläum werde ich mir noch etwas Besonderes einfallen lassen. Die Firma hat mein Großvater gegründet. Ich führe sie auf Sparflamme weiter, weil es mir nach wie vor Spaß macht und in der Hoffnung auf eine vierte Unternehmergeneration."
Kreative Famile
Großvater Anton und Vater Arnulf Pichler waren Bildhauer und Restauratoren und haben in Kärnten und vor allem auch in Oberösterreich Schlösser und Kirchen restauriert: "In Kärnten gibt es kaum eine Kirche oder ein Schloss, wo nicht einer der beiden gearbeitet hat. Ganz markant war bei meinem Vater die Restaurierung des Lindwurms, als die Tiefgarage gebaut wurde. Und an der Restaurierung des Brunnens am Arthur-Lemisch-Platz haben beide gearbeitet: mein Vater hat die Spanheim-Statue neu geschaffen, die ursprüngliche Statue wurde ja im Krieg zu Kanonenkugeln verarbeitet, und mein Großvater hat die Löwen gemeisselt. Die Werkstätte meines Großvaters in der Lidmanskygasse war zugleich das erste Geschäftslokal."
Von der Pädagogin zur Hilfswerkerin
Elisabeth Scheucher wuchs also in einer sehr kreativen Familie auf und ist immer noch von künstlerisch begabten Familienmenschen umgeben. Als Psychotherapeutin arbeitet sie ebenfalls noch, "sehr reduziert, aber ein paar Jahre möchte ich schon noch aktiv sein".
Seit 21 Jahren engagiert sich Scheucher als Präsidentin für das Hilfswerk Kärnten, seit 20 Jahren als Vize-Präsidentin des Hilfswerks Österreich. "Landeshauptmann Christof Zernatto hat mich damals geholt. Ich war eigentlich aus einem ganz anderen Bereich gekommen, ich war Kindergartenpädagogin und Psychologin, und hatte mit Altenbetreuung bis damals nichts zu tun. Angefangen hat das Hilfswerk ja im Bereich der Altenbetreuung.“
800 Mitarbeiter
Die Herausforderung nahm die Ex-Politikerin – Scheucher war ja auch Gemeinderätin sowie Nationalrats- und Landtags-Abgeordnete – gerne an. "Dank unseres großartigen Teams haben wir in den 21 Jahren das Hilfwerk zu einer großen Non-Profit-Organisation in Kärnten ausgebaut und beschäftigen heute über 800 hauptberufliche Mitarbeiter in acht Bezirksstellen, ein paar Hundert ehrenamtliche Mitarbeiter und arbeiten in allen Bereichen, die die Familie betreffen, von der Baby- und Kinderbetreuung über den Plegebereich bis hin zur Betreuung von alten Menschen."
Mit und für Menschen
"Mit Menschen und für Menschen zu arbeiten war mir immer wichtig und das ist es auch, was mir sehr viel Freude macht und wofür man auch sehr viel zurückbekommt." Die Sozialservicestelle und die Freiwilligenarbeit, wo das Hilfswerk mit vielen Vereinen zusammenarbeitet, ist für Scheucher eines der Herzstücke ihrer Arbeit.
"Ich war immer und bin eine Präsidentin, die auch im operativen Bereich arbeitet. Mit ca. 60 Leuten habe ich begonnen, heute haben wir einen eigenen freigestellten Betriebsrat. Es ist die Aufgabe des Präsidiums und des Vorstandes, Ziele vorzugeben. Und ich darf mit Stolz behaupten, dass ich immer eine starke Ideenbringerin war, woraufhin wir uns gegenseitig motiviert haben, die Ideen auch umzusetzen und die Rahmenbedingungen und Finanzierungen zu schaffen."
Herausforderung Einsamkeit
"Ich liebe Herausforderungen und habe viel gelernt in diesen Jahren. Dazu passt auch gut die Übernahme der Obmannschaft des Seniorenbundes. Das war nicht geplant, aber ich mache es mit sehr viel Freude." Über 10.000 Mitglieder hat der Seniorenbund in Kärnten.
"Mein nächstes Ziel als Präsidentin des Hilfswerks ist, die Serviceleistungen in den Regionen auszubauen, wo es zum Teil keine Apotheken, keine Geschäfte, keine Gastronomie mehr gibt, und dort auch die Mobilität zu sichern. Es geht mir um Lebensqualität für die Menschen bis ins hohe Alter." Ein Ziel, das sich wiederum mit der Arbeit für den Seniorenbund deckt. Ebenso, wie ein weiteres Anliegen Scheuchers, der Einsamkeit und dem Alleinsein der älteren Menschen entgegenzuhalten. "Die Pflege wird man immer irgendwie organisieren können, da sind wir in Österreich nicht so schlecht unterwegs, auch wenn sich noch viel tun muss, um die Zukunft zu sichern. Aber der Einsamkeit etwas entgegenzusetzen ist, die große Herausforderung. Daran arbeite ich derzeit."
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