Ständiger Kompromiss ist der falsche Weg
SPÖ-Neustart darf nicht an Parteispitze enden. Antworten auf aktuelle Probleme sind gefordert.
KLAGENFURT. Die Würfel in Wien sind gefallen. Christian Kern wurde als Bundeskanzler angelobt und wird auch zukünftig die Geschicke der Bundespartei führen. Ob es reichen wird, die von den Wählern bei der Bundespräsidentenwahl arg abgestrafte Großpartei so auf den Erfolgskurs zurückzuführen, wird vielerorts bezweifelt. Parteikenner fordern einen Neustart und wünschen sich, dass die SPÖ in der Regierung mehr Profil zeigt. "Die Frischzellenkur beginnt an der Spitze, kann aber nicht dort enden. Wir müssen die Türen für neue Menschen und neue Ideen öffnen", fordert der Klagenfurter Nationalrat Philipp Kucher.
Ein Problem ortet der SPÖ-Nationalrat in den Parteistrukturen aus dem letzten Jahrhundert. "Sie bieten keine Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft. Die Gesellschaft und unsere Lebens- und Arbeitswelt hat sich verändert, daher müssen auch wir uns verändern. Damit wir die Wähler überzeugen können, brauchen wir klare Antworten", sagt Kucher und verweist auf die rund 500.000 "Neuen Selbstständigen", deren Interessen kaum vertreten werden. In Christian Kern sieht der Nationalrat eine riesige Chance. "Er war bei der Modernisierung der ÖBB erfolgreich und wird auch die Mammutaufgabe in der SPÖ schaffen", ist Kucher überzeugt.
Eigene Handschrift
Für den ehemaligen Landeshauptmann Peter Ambrozy ist die Krise bei den Roten klar an der Bundesregierung festzumachen. "Wir stellen den Bundeskanzler, doch die wichtigsten Ministerien besetzt der Koalitionspartner. Der SPÖ muss es gelingen der Regierungsarbeit eine eigene Handschrift aufzudrücken, ständig nur den Kompromiss zu suchen ist der falsche Weg", sagt Ambrozy und weiter: "Die Wähler wird man nur zurückgewinnen können, wenn man den Mut zu politischen Versprechen hat und diese auch einhält".
Wählerwillen mitdenken
Den bisherigen Kurs der Bundespartei, eine Koalition mit den Blauen kategorisch auszuschließen, sieht Ambrozy als problematisch. "Man darf den Wählerwillen nicht außer Acht lassen. Bei einer Koalition ist es wichtig, sich anzuschauen, inwieweit die politischen Ziele übereinstimmen", sagt Ambrozy, der einst Mitglied der Blau-Roten "Chianti-Regierung" in Kärnten war.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.