240. Geburtstag von Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall

Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall | Foto: Stadtgemeinde
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KLOSTERNEUBURG (red). Joseph von Hammer erblickte am 09. Juni 1774 in Graz das Licht der Welt. Sein Vater, ein kaiserlicher Beamter, schickte ihn zur Fortsetzung seiner gymnasialen Studien nach Wien, wo er ab 1788 als Zögling die Orientalische Akademie besuchte. Diese berühmte Lehranstalt, damals in der Riemergasse beheimatet und 1754 von Maria Theresia gegründet, sollte den diplomatischen Nachwuchs für den Nahen Osten schulen und sprachlich ausbilden.

In dieser Schule öffnete sich dem jungen Joseph Hammer die "geheimnisvolle Welt des Morgenlandes". Die Fülle des Neuen und Fremden, vor allem das persische und türkische Schrifttum zogen ihn magisch an. Er lernte schnell und gründlich und errang bald Lob und Anerkennung seiner Lehrer. Gerne blieb er auch nach seiner Ausbildungszeit als Helfer an der Akademie – es war für ihn keine Stelle frei – bis er 1799 sein Amt als „Sprachknabe“ (Dolmetscher) in Konstantinopel antreten konnte.

Weidlinger Heimat

Die Ferienzeit sowohl als Zögling als auch in späteren Jahren als Diplomat und Lehrer verbrachte Hammer im Ferienheim der Orientalischen Akademie in Weidling, wo er in der ländlichen Stille Ruhe und Muße für seine Tätigkeiten und Studien fand. Das ehemalige Landhaus der Familie Managetta von Lerchenau in Weidling war 1767 von Maria Theresia erworben, und der Akademie als Ferienheim überlassen worden.
1801/1802 studierte Hammer in Oxford orientalische Schriften, ehe er 1802 als Legationssekretär in Konstantinopel und 1806/07 als Generalkonsul in Jassy (Moldau) diplomatischen Dienst versah.
Diese Jahre im Osten dienten ihm zu reicher Sammeltätigkeit und Übersetzungsarbeit. Ab 1807 diente er in der Hofkanzlei in Wien (1811 Hofkanzleirat, 1817 Hofrat) als Hofdolmetsch. Betrübt über die Tatsache, nicht mehr im Ausland tätig zu sein, hatte von Hammer nun Zeit, sein umfangreiches wissenschaftliches und literarisches Werk zu beginnen und fortzusetzen, das ein Markstein in der Geschichte der Orientalistik geworden ist.

Zeitschrift "Fundgrube des Orients"

Er veröffentlichte 1809 – 1818 die Zeitschrift „Fundgruben des Orients“ (6 Foliobände, größtenteils in Weidling angefertigt) und übersetzte 1814 den Diwan (Werke) des persischen Lyrikers Hafis, die den 65-jährigen Goethe 1819 zum „Westöstlichen Diwan“ anregten. Hammers gewaltigstes Werk, „Die Geschichte des Osmanischen Reiches“ (zehn Bände) schrieb er zwischen 1825 und 1833. In seinen letzten Le- bensjahren 1850 – 1856 schuf er „Die Literaturgeschichte der Araber“ in sieben Bänden.
Der Autor pflegte eifrigen gesellschaftlichen Verkehr: mit vielen Adeligen, Gelehrten und Dichtern (u.a. Goethe, Grillparzer, Lenau) war er bekannt oder stand in Briefwechsel. Die Welt hatte von ihm Kenntnis genommen.
Wann immer es seine Zeit erlaubte, wanderte Hammer nach Weidling, das er in Gedichten oft rühmte. Das andere geschätzte Sommerdomizil war das Schloss des Grafen Purgstall in Hainfeld in der Oststeiermark. 1835, nach dem Tod der Gräfin, fand er sich und seine Familie als Erben eingesetzt, unter der Bedingung, Namen und Wappen der ausgestorbenen Grafen Purgstall anzu- nehmen. Seither führte er den erblichen Titel Freiherr von Hammer-Purgstall.

Privates (Un-)Glück

Privat fand Hammer 1816 sein Glück; er heiratete, mittlerweile 42 Jahre alt, die 19-jährige Bankierstochter Karoline von Henikstein. Der glücklichen Ehe entstammten fünf Kinder, doch schon 1844 starb Karoline; sie ist ebenfalls am Weidlinger Friedhof bestattet. Rastlos unternahm der Witwer zahllose Reisen, durchstöberte Bibliotheken und Büchereien, um sein Wissen zu erweitern. 1847 fand sein Leben nach langer Vorbereitung die Krönung in der Gründung der Akademie der Wissenschaften und in seiner Wahl zum ersten Präsidenten.

Am 23. November 1856 starb Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall nach einem erfüllten Leben an chronischem Herzleiden in seiner Wohnung in der Kärntner Straße. Drei Tage später erfolgte die feierliche Einsegnung in Wien-St. Stephan in Anwesenheit vieler Gelehrter, der Mitglieder der k. k. Akademie der Wissenschaften, hoher Offiziere, der Lehrer und Zöglinge der k. k. Orientali- schen Akademie und vieler anderer Persönlichkeiten. Bei starkem Schneetreiben fuhr dann ein langer Trauerkondukt nach Weidling, wo die Beisetzung in einem Ehrengrab am Weidlinger Friedhof stattfand. Das auffällige Grabmal, eine nach türkischer Art gestaltete „Türbe“ mit Inschriften in zehn Sprachen, hatte der Verblichene bereits 1844 nach eigenen Plänen errichten lassen.

Vor 50 Jahren wurde in der Janschkygasse 6 in Weidling eine Gedenktafel zur Erinnerung an Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall enthüllt, das außergewöhnliche Ehrengrab am Weidlinger Friedhof bezeichnet seine letzte Ruhestätte.

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