Ein Traditionsball in der Krise
Wenig Gäste und Geld: Seit 70 Jahren laden die Klosterneuburger Florianis heuer erstmals nicht zum Tanz.
KLOSTERNEUBURG (cog). Über Bälle braucht man dem Feuerwehr-Kommandanten Josef Angelmayer nichts erzählen. Der Chef der Klosterneuburger Florianis ist als Landesinnungsmeister der KonditorInnen Ballvater des bekannten Zuckerbäckerballs in der Wiener Hofburg, wo im Jänner 3.500 Naschkatzen tanzten. Trist schaut indes die Bilanz Angelmayers für sein Heimspiel, den Feuerwehrball in Klosterneuburg, aus.
Ball-Belebung scheiterte
Wo 1.000 Gäste ein Erfolg und ein Reinerlös von 10.000 Euro notwendig wären, blieben die BesucherInnen in den letzten Jahren vermehrt aus. "Der Ball hat traditionell im Jänner stattgefunden, auch der Versuch, ihn als Frühlingsball zu beleben, ist nicht gelungen", konstatiert der Kommandant. Die Konsequenz: Der Ball wurde heuer gestrichen und eine einjährige Nachdenkpause verordnet.
3.000 Euro sind zu wenig
"Es gibt einfach zu viele Bälle in der Stadt und der Business Ball legt die Latte sehr hoch, das ist das Problem", versucht der Sprecher der Feuerwehr Klosterneuburg Benjamin Löbl eine Erklärung. Im letzten Jahr stiegen die Feuerwehrler trotz der niedrigen Besucherzahlen zwar nicht mit einem Minus aus, der Aufwand hatte sich für die unterm Strich übrig gebliebenen 3.000 Euro jedoch kaum gelohnt. Warum eigentlich nicht? Angelmayer: "Das steht in keiner Relation."
Gesucht: Neues Konzept
Des Kommandanten Rettungsplan: "Wir brauchen ein neues junges Team und ein neues Konzept. Es ist wichtig, dass unser Ball kein Feuerwehr-Kränzchen ist, sondern dass auch viele Klosterneuburger kommen." Verständlich. Immerhin kommt der Ball-Gewinn der Allgemeinheit zugute.
"Markantes Zeichen setzen"
Nicht alle goutieren die Ball-Streichung. Während zwar die Jungen eher die Gemeinde in die Pflicht nehmen würden, sehen ältere Florianis den Ausfall als Traditionsbruch. "Ich finde einen Neuanfang mit neuem Konzept und neuem Schwung aber besser", erklärt Angelmayer. Ihm geht es auch darum, ein markantes Zeichen zu setzen und der Bevölkerung zu zeigen, "dass es so nicht geht".
ZUR SACHE
Der Feuerwehrball fand jedes Jahr seit Ende des 2. Weltkrieges (u.a. in Babenbergerhalle, Stiftskeller) statt. Angeblich tanzten die Florianis schon vor 1939. Aufzeichnungen darüber gibt’s keine.
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