Rostock-Villa: Museen zittern um ihre Existenz
Verkauf droht: Hinter den Fassaden der Rostockvilla in der Oberen Stadt geht’s ans Eingemachte.
KLOSTERNEUBURG (cog). Die "Bewohner" der Rostockvilla, das Mährisch-Schlesische Museum und das Feuerwehrmuseum, zittern um ihre Existenz. Das Land als Besitzer will das historische, unter Denkmalschutz stehende Gebäude schnellstmöglich verkaufen, da die ursprüngliche Verwertungsidee – ein Lesekompetenzzentrum – Sparplänen zum Opfer gefallen ist.
Der Künstlerbund Klosterneuburg ist mit Jahresbeginn bereits ausgezogen. Die Ausstellungen finden seitdem an verschiedenen Orten im Bundesland statt. Eine ähnlich pragmatische Lösung – die für den Verein laut Obmann Gerhard W. Schmidbauer wegen des breiteren Publikums durchaus auch seine Reize hat – ist für die beiden Museen nicht möglich.
Das Mährisch-Schlesische Museum, das heuer sein 40-jähriges Jubiläum feiert, benutzt einen unteren Teil und den Dienstbotentrakt im oberen Stock. "Wir haben es durchgerechnet, mit privaten Mitteln schaffen wir es nicht", so Obmann Heinz Hadwig. "Als die Gemeinde das Haus verkauft hat, fing die Misere an." Der Verkauf fand im Rahmen der Krankenhaus-Übergabe 2008 statt. Die Stadtgemeinde behielt sich ein Rückkaufrecht. Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP) nennt die Rahmenbedingungen: Es brauche eine Idee für ein Projekt, das sich trage: "Wenn wir aber nicht vom Rückkauf Gebrauch machen, dann möchten wir am Verkaufspreis partizipieren." Denn weitere Belastungen wolle er keine für Klosterneuburg.
Lösung am Kasernenareal?
Schmuckenschlager: "Wir haben mit dem Land vereinbart, dass es eine Lösung für die Museen geben muss." Eine solche Lösung könnte auch eine "hausgemachte" sein: Für die Verwertung der Kasernengründe gibt es auch Überlegungen, dort ein kulturelles Zentrum zu gründen – dort könnten auch die Rostockvilla-Museen Unterschlupf finden. Viele Unsicherheitsfaktoren also, die den Betroffenen wenig Hoffnung geben. "Alle sind entsetzt, aber das Entsetzen wird nicht viel helfen, denn das Land braucht Geld", konstatiert Heinrich Fuchs vom Feuerwehrmuseum trocken. Und die Stadt habe auch keines. Ein Auszug aus der Villa käme dem Ende des Museums gleich.
Widmung als Preisdrücker?
Den Verkauf der Immobilie könnten allerdings nicht nur deren maroder Zustand und der Denkmalschutz, sondern auch die aktuelle Museums- und Archiv-Widmung der Villa erschweren. Das Land wollte zur Causa keine Stellungnahme abgeben.
ZUR SACHE
Die unter Denkmalschutz stehende Villa wurde Anfang der 20er Jahren vom deutschen Industriellenehepaar Reinhold Julius und Anna Maria Rostock erbaut. Als die Russen 1945 in Österreich einmarschierten, nahmen sich die beiden mit Gift das Leben. Im Villenteil war früher das Stadtmuseum untergebracht. Heute stehen diese Räume leer, werden aber immer wieder als Kulisse für Filme genutzt (z. B. "Die Fälscher" von Stefan Ruzowitzky, "Mein bester Feind" von Wolfgang Murnberger). Das Mährisch-schlesische Heimatmuseum ist eines von 13 Museen in der Babenberger Stadt. Es siedelte vor 40 Jahren aus einer Wiener Privatwohnung nach Klosterneuburg. Derzeit arbeiten 15 ehrenamtliche MitarbeiterInnen im Museum, die regelmäßig Sonderschauen aufbereiten.
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